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Inhaltsangabe Editorial - Herbst 2000 Herbst 2000 - Tischri 5761

Editorial - Herbst 2000
    • Editorial

Rosch Haschanah 5761
    • Die Demut

Politik
    • Barak – Alles oder Nichts

Interview
    • Mosche Katsav Präsident!
    • Mein Leben für Israel

Reportage
    • Vor den Toren Libanons

Lettland
    • Jerusalem und die Baltischen Republiken
    • «Notke» - «Riga un Latvijas Virsrabins»
    • Juden in Riga
    • Riga – Gestern – Heute – Morgen
    • «Post Tenebras… Lux»
    • Das Zentrum für jüdische Studien
    • Versuch einer Selbstbiographie
    • Das Jüdische Museum in Riga

Schweden
    • Jerusalem und Stockholm
    • «Judiska Museet i Stockholm»

Antisemitismus
    • Hass im Internet
    • Sachsenhausen

Erziehung
    • Yemin Orde

Forschung und Wissenschaft
    • Maulwurfsratten – Weizen - Pilze

Wissenschaftliche Forschung
    • Pilze fürs Leben

Kunst und Kultur
    • Das Zentrum Für Jüdische Geschichte in Manhattan

Ethik und Judentum
    • Wohltätigkeit und Selbständigkeit

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Editorial

Von Roland S.Süssman - Chefredakteur
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
«Lächle – es ist schlimm!», singt der französische Dichter Alain Chamfort. Dieser Satz passt hervorragend auf das Vorgehen der Regierung Barak. Doch das Lächeln von Ehud Barak kann niemanden mehr täuschen. Es ist erschütternd und erniedrigend, dem Ministerpräsidenten des jüdischen Staates zuzusehen, wie er Arafat anfleht, die selbstzerstörerischen und einseitigen israelischen Zugeständnisse «gnädigst gutheissen zu wollen» als Gegenleistung für die Unterzeichnung eines Abkommens, das der Terrorist keinesfalls zu respektieren gedenkt. Wie ein verliebter Narr, der sich einer gleichgültigen Frau zu Füssen wirft, bettelt Barak, er bittet, schimpft, droht und schmeichelt, um endlich einen Vertrag abzuschliessen, der unsere Zukunft gefährden wird und dessen einziger Vorzug darin besteht, dem lüsternen Präsidenten Clinton einen scheinbar erfolgreichen Abgang von der politischen Bühne zu ermöglichen.
Bis heute war aber nichts zu machen, Arafat lässt nicht mit sich reden und nichts kann ihn umstimmen. Hosni Mubarak hat die Position der arabischen und islamischen Welt in deutlichen Worten beschrieben: «Niemand würde es Arafat je verzeihen, wenn er in bezug auf Jerusalem Zugeständnisse macht». Barak könnte folglich sehr wohl ein Mindestmass an Nationalstolz an den Tag legen und die Fortsetzung der Verhandlungen verweigern, solange die Araber ihre Vereinbarungen nicht einhalten. Dies hiesse jedoch, auf Gegenseitigkeit zu bestehen, was undenkbar wäre, da diese Forderung von B. Netanyahu stammt. Er könnte ebenfalls die Bedeutung Jerusalems für uns Juden betonen - die Stadt symbolisiert unsere Identität und verkörpert die Essenz unserer Gebete – und diesen Punkt von den Verhandlungen ausschliessen. Dank diesem Anflug von Durchsetzungsvermögen wäre es bestimmt einfacher, bei der Bemühung um eine friedliche Koexistenz mit den Arabern einen Schritt voranzukommen, einen gemeinsamen Wirtschaftsaufschwung zu fördern und die verstärkte Radikalisierung der israelischen Araber zu vermeiden. Doch Ehud Barak verschliesst in seiner Flucht nach vorn gern die Augen vor der Tatsache, dass Arafat nicht nach Frieden strebt, sondern nach der Vernichtung des jüdischen Staates und der Erschaffung eines palästinensischen Staates in Israel.
Es erweist sich demnach als äusserst schwierig, eine Standortbestimmung vorzunehmen, denn täglich tauchen neue, interessante oder schmerzliche Elemente auf. Auf israelischer Seite stellt man fest, dass Ehud Barak die Verhandlungen allein und unter grösster Geheimhaltung fortführt. Der Ministerpräsident verfügt nicht über eine repräsentative Regierung, besitzt keine Mehrheit in der Knesset mehr und seine Glaubwürdigkeit ging endgültig baden. Dies ist um so besorgniserregender, als jede Vereinbarung, selbst wenn sie von ihm nur paraphiert würde, die nächsten Regierungen Israels binden wird. Barak hat den Arabern versprochen, ihnen das Jordantal abzutreten, obwohl diese Region strategisch gesehen für Israel von grösster Bedeutung ist, und zugunsten der PLO auf die gesamte Altstadt von Jerusalem zu verzichten, mit Ausnahme des jüdischen Viertels und der Kotel Hamaarawi; ausserdem garantiert er ihr auch den Status der Exterritorialität auf dem Tempelberg und den Zugang dazu dank einem Korridor, in dem der israelische Sicherheitsdienst keinerlei Inspektionen durchführen darf. Er hat vorgeschlagen jüdische Familien, wenn nötig manu militari, aus ihren Wohnungen in Judäa-Samaria-Gaza zu evakuieren. Im Hinblick auf Hebron bot er in Camp David an, die Juden aus der Stadt auszuweisen, so dass auch die Höhlen der Patriarchen, diese durch und durch jüdische und weltweit einzigartige heilige Stätte... judenrein würde. Auch wenn alle diese «kreativen, neuen Lösungen» zunächst nur taktisches Wortgeplänkel sind, können sie sich doch als gefährlich und unwiderruflich erweisen. Zum ersten Mal in der Geschichte lässt ein israelischer Ministerpräsident die ausschliesslichen und unabänderlichen Rechte der Juden auf das gesamte Territorium Israels ausser acht und akzeptiert es, einen Teil Jerusalem an eine antisemitische Terroristenorganisation abzutreten. Die Zweifler, die glauben wollen, die PLO habe sich verändert, brauchen nur ein Geografielehrbuch aufzuschlagen, das in den Schulen der palästinensischen Zonen verteilt wird: auf der Karte des Mittleren Ostens ist Israel nicht abgebildet. Dieselbe Karte wurde auch auf T-Shirts gedruckt, die von einigen arabischen Studenten der israelischen Universitäten stolz zur Schau getragen werden!
Während also Ehud Barak den «Friedensengel» spielt, harren die schwerwiegenden Probleme des Landes immer noch einer Lösung, die Zahl der Arbeitslosen steigt und die Kluft zwischen arm und reich wird immer tiefer. Die Feindseligkeit zwischen Frommen und Nichtgläubigen nimmt zu, geschürt durch eine neue Idee von Barak, der seine «weltliche Revolution» gestartet hat; dieses Programm soll alle Traditionen und Werte der Torah mit Füssen treten, die Israel seine jüdische Eigenart verleihen. Völlig absurd oder zynisch?
Seitens der Araber tut sich gar nichts. Warum denn auch? Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Zugeständnisse werden ihnen von Israel gemacht und das risikoreiche Experiment wird fortgeführt das ihre Hoffnungen ins Unermessliche steigen lässt. Ägypten setzt seinen diplomatischen Kampf gegen Israel an allen Fronten fort, insbesondere im Rahmen der UNO, wo Barak vor 150 Staatschefs die Bedeutung Jerusalems… für die Palästinenser betonte! Letztere haben deutlich zu verstehen gegeben, dass «jede Teillösung die palästinensische Souveränität über die Heilige Stadt, die Evakuierung aller sogenannten «besetzten» Gebiete, das Recht auf Rückkehr für alle arabischen Flüchtlinge und die Schaffung eines palästinensischen Staates beinhaltet ». Unter diesen Umständen kann man nur schwer begreifen, wie Ehud Barak, der sich dieser Elemente durchaus bewusst ist, ein Abkommen zu erreichen gedenkt, welches «das Ende des Konflikts» besiegelt und allen weiteren arabischen Forderungen einen Riegel vorschiebt. In Syrien ist in der offiziellen Presse vor kurzem ein neuer Artikel veröffentlicht worden, in dem die Schoah verleugnet und Israel beschuldigt wird, diesen «Mythos» zu verwenden, um die arabische Welt zu erpressen. Der Ton für zukünftige Friedensverhandlungen ist demnach gegeben.
Natürlich rühmt man Barak für seinen «Mut», doch jedesmal, wenn Arafat «den amerikanischen Kompromiss» ablehnt, bittet man Israel inständig darum, noch mehr Konzessionen zu machen. Die Araber hingegen machen gar keine und kämpfen auf allen Ebenen weiter. Während Israel viel Verständnis für die Gefühle der Palästinenser für Jerusalem an den Tag legt, weigert sich der Mufti der Stadt, Ikrima Sabri, der von Arafat auf diesen Posten berufen wurde, sich an die Versammlung der geistlichen Führer der UNO zu begeben, weil einer der Grossrabbiner Israels, Raw Lau, auch daran teilnimmt.
Reicht ihnen das immer noch nicht, den Juden, die mit dem Slogan durch Jerusalem marschieren «zwei Hauptstädte – eine einzige Stadt»?
Zu dem Zeitpunkt, da das jüdische Volk gezwungen ist Entscheidungen zu treffen, die seine Zukunft nachhaltig prägen werden, befindet sich Israel aufgrund der riskanten Vorgehensweise seines Ministerpräsidenten in einer ausweglosen Situation. Jetzt hätte Ehud Barak die Gelegenheit, seinen vielzitierten «Mut» unter Beweis zu stellen, indem er seine Taten und Pläne der israelischen Wählerschaft zur Abstimmung vorlegt. Entweder er erhält den eindeutigen Auftrag nach eigenem Gutdünken vorzugehen, mit vollstem Segen des Volkes und des Parlaments, oder er wird in die Wüste geschickt…
In diesen Tagen um Neujahr, in denen die jüdische Nation sowohl im irdischen als auch im himmlischen Jerusalem zu beten anhebt, werden wir von einer Botschaft der Hoffnung des Propheten Jesaja ermutigt (LIV-17): «Jedes gegen dich geschmiedete Werkzeug wird versagen, jede gegen dich erhobene Stimme wird der Ungerechtigkeit bezichtigt werden.»
Das gesamte Team von SHALOM wünscht Ihnen ein wunderbares Jahr.

Roland S. Süssmann
Chefredakteur

Gutes-Gesundes Jahr

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