Besetzte Gebiete - Kolonien - illegaler Wohnungsbau - und andere irreführende Bezeichnungen sind Teil des gängigen Wortschatzes geworden, den im Allgemeinen die Linke, die Presse, die Politiker aller Ausrichtungen und jene verwenden, die keine Ahnung haben, was die jüdische Präsenz in Judäa und Samaria darstellt. Beide Regionen sind sowohl in strategischer als auch in historischer und religiöser Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Mit Samaria ist man wegen der Nähe zu Tel Aviv und zur Mittelmeerküste in der Regel etwas besser vertraut, der Süden Judäas hingegen, eine Region namens HAR CHEVRON (Höhen des Hebron) mit einer Fläche von 900 km2, ist sozusagen unbekannt.
Einige konkrete Fakten machen aber sofort deutlich, wie wichtig dieses Gebiet ist: Im Süden beherrscht Har Chevron die gesamte Gegend zwischen Beer Scheva und Arad; im Osten überragen die Hügel das Tote Meer; im Westen liegt die Strasse, die Tel Aviv mit Beer Scheva verbindet und nach Kiriath Gat führt, Zugang nach Aschkelon, Aschdod und Gaza; im Norden befindet sich die Strasse von Jerusalem nach Beer Scheva, die auch den Sektor von Gusch Etzion erfasst, die letzte Trutzburg vor der Hauptstadt.
Neben unserem direkten historischen und religiösen Bezug zu diesem Landstrich, der mehrfach in der Bibel erwähnt wird, und neben den archäologischen Funden, die hier eine dichte jüdische Besiedlung vor über 2000 Jahren belegen, garantiert die Präsenz einer jüdischen Bevölkerung heute auch die Sicherheit Jerusalems, aber auch Beer Schevas. In Bezug auf die Geschichte muss hervorgehoben werden, dass diese Region einerseits in direktem Zusammenhang mit dem Leben von Abraham, Josua und David in der Bibel genannt wird, andererseits jüngere wissenschaftliche Untersuchungen zur Epoche des Zweiten Tempels und zur Zeit nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer aber auch nachweisen, dass es auf dem Gebiet von Har Chevron 68 jüdische Siedlungen gab, deren letzte erst im 9. Jahrhundert unserer Zeitrechung verlassen wurden!
Har Chevron umfasst heute 15 jüdische Ortschaften, die alle an einem strategisch wichtigen Standort mit Kontrollfunktion gegründet wurden, insgesamt wohnen hier 50'000 Menschen, von denen die Hälfte nicht fromm ist. Es mag überraschen, dass nicht gläubige Juden sich für ein Leben in dieser Region entschieden haben. Zu Beginn standen rein wirtschaftliche Überlegungen dahinter, doch mit der Zeit entstand eine derart intensive Bindung an dieses Fleckchen Erde und an die Umgebung, dass sie trotz aller Schwierigkeiten nicht die geringste Absicht haben, hier wieder wegzuziehen. Was den Arbeitsmarkt angeht, ist die Region zwischen Norden und Süden zweigeteilt. Der grösste Teil der Bevölkerung im Norden arbeitet in den umliegenden Städten, vor allem in Kiriath Gat und Bet Schemesch, in kleinen Industriebetrieben oder in der Lehrerausbildung. Im Süden sind viele in der gut entwickelten Landwirtschaft tätig. In der Region kennt man fast keine Arbeitslosigkeit.
Auf administrativer Ebene ist das Gebiet in 15 Gemeindesekretariate unterteilt, die für alle Probleme des Alltags zuständig sind. Sie unterstehen einem Regionalrat namens "Moazah Ezorith Har Chevron", der in Otniel liegt und von einem dynamischen, aber auch unerschrockenen und ideenreichen Herrn geleitet wird: TZVI BAR HAY, von allen liebevoll "Tzviki" genannt, ist selber auch Landwirt und Weinbauer.
Sie werden uns gleich von der jüngsten Entwicklung von Har Chevron berichten. Könnten Sie davor noch kurz die Geschichte der Region zusammenfassen, die Ihrer Verantwortung untersteht?
Wenn man von Judäa im Allgemeinen und von der Region von Hebron Har Chevron im Besonderen spricht, muss man zunächst daran erinnern, wie eng diese Gegend mit der Geschichte des jüdischen Volks verknüpft ist. Hier befinden sich natürlich die Grabstätten der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, doch man vergisst oft, dass auch der Thron von König David in Hebron stand, bevor er nach Jerusalem verlegt wurde. Die Besiedlung des Südens von Judäa begann demnach mit der Geburt des jüdischen Volkes. Wir schätzen uns glücklich, aktiv an dieser Renaissance mitzuwirken, und zwar auf vielen Ebenen gleichzeitig: demografisch, wirtschaftlich, landwirtschaftlich, geistig, sicherheitstechnisch usw.
In den letzten Jahren hat sich vieles verändert, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit. Nachdem der Staat Israel nämlich infolge der Osloer Abkommen zehn Jahre lang Terroranschläge ertragen hatte, beschloss er im Jahr 2002, das gesamte Gebiet von Cisjordanien zu kontrollieren und sich wieder selbst um die Sicherheit zu kümmern, die kraft der oben erwähnten Verträge an die PLO übertragen worden war. Infolge des blutigen Anschlags im Park Hotel von Netanya am Pessach-Abend, der 14 Todesopfer und zahlreiche Verletzte forderte, wurde unter dem Namen "Chomat Magen" (Schutzmauer) eine Militäraktion gestartet. Diese Entscheidung läutete die Kehrtwende ein und unterbrach den Kreislauf der Terroranschläge. Heute können wir behaupten, dass wir die Sicherheit insgesamt gut im Griff haben und dass relative Ruhe herrscht. Noch vor wenigen Jahren war es empfehlenswert, Judäa und Samaria nur in gepanzerten Fahrzeugen oder zumindest in Autos zu bereisen, deren Fenster resistent gegen Steinwürfe waren. Heute kann man sich tagsüber und auch nachts frei bewegen und in einem ganz normalen Auto überall in unserer Region unterwegs sein. Dabei darf man sich keinen Illusionen hingeben, diese neue Situation ist ausschliesslich darauf zurückzuführen, dass die Armee sowohl in Hebron als auch in Schechem (Nablus) und Ramallah jederzeit präsent ist.
Die neue Lage hat vor allem zu einem Bevölkerungsanstieg geführt, was einerseits am natürlichen Wachstum der Familien liegt, aber auch an der Niederlassung junger Paare aus ganz Israel. Ich habe letzthin eine Studie darüber in Auftrag gegeben, wie die Bewohner der Region ihre Lebensqualität beurteilen. Diese Untersuchung erfasste alle Einwohner von über 18 Jahren. Die Fragen bezogen sich auf Sicherheitsempfinden, Lebensqualität, Bildungswesen, Kultur, Sauberkeit und andere Themen. Über 90 % der Befragten gaben an, stolz darauf zu sein, in unserer Region zu leben, fast 88 % gehen davon aus, dass sie und wahrscheinlich auch ihre Nachkommen den Rest ihres Lebens hier verbringen werden. Dazu muss man wissen, dass 40 % der Bevölkerung überhaupt nicht fromm sind. Deswegen ist es wichtig, dass die meisten unserer Gemeindemitglieder davon überzeugt sind, dass Har Chevron eine Zukunft hat und sie hier auch ihre eigene Zukunft aufbauen können. Ausserdem ist unsere Bevölkerung recht jung: 50 % der Einwohner sind unter 18-jährig, der Altersdurchschnitt der anderen Hälfte liegt zwischen 18 und 40 Jahren. Die "Senioren" sind im Schnitt 52 Jahre alt!
In den vergangenen Jahren hat sich in unserer Region auch der Tourismus enorm entwickelt. Dies betrifft Ortschaften wie z.B. Sussyah, wo zu den Feiertagen viel Aufwand betrieben wird, wenn Tausende von Menschen zusammenkommen und an diversen Aktivitäten teilnehmen. Sussyah befindet sich im Süden von Judäa in einer Gegend, die schon zur Epoche von Byzanz fast ausschliesslich von Juden besiedelt war. Bei Ausgrabungen kam eine wunderbare jüdische Stadt zum Vorschein, deren Häuser mit Mesusoth verziert, die Türen und Fensterrahmen üppig mit jüdischen Motiven ausgeschmückt waren. Man entdeckte ebenfalls eine Reihe von Einrichtungen für rituelle Bäder sowie eine grosse Synagoge, welche die Stadt überragte. Letztere war im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung erbaut und bis mindestens bis zum 9. Jahrhundert verwendet worden. Im Verlauf der Jahre hatte man sie regelmässig renoviert und umgebaut. Gleichzeitig stiess man auf eine eigentliche unterirdische Stadt, die wahrscheinlich eingerichtet worden war, um der unerträglichen Hitze des Sommers in Judäa zu entkommen. Natürlich gehören die Grabmäler der Patriarchen dazu, die immer noch viele Menschen anziehen, daneben auch zahlreiche andere historische Stätten mit religiösem oder weltlichem Charakter.
Wer sind denn die jungen Juden, die sich in Ihrer Region niederlassen?
Zu uns kommen Menschen aller religiösen Ausrichtungen. Die meisten sind Israelis, doch darunter sind auch neu Zugewanderte, wenn auch nur in geringer Zahl. Wegen der geografischen Lage von Har Chevron lassen sich hier viele junge Berufsleute nieder. Beer Scheva liegt nämlich nicht allzu weit weg, auch die Industriebetriebe am Toten Meer sind leicht zu erreichen und viele junge Leute sind im pädagogischen Bereich tätig, da es bei uns mehrere Bildungsinstitute gibt (Jeschiwoth, vorbereitende Militärakademien, Institute für junge Mädchen usw.). Ich schätze, dass rund 50 % der Bevölkerung einen Arbeitsplatz in der näheren Umgebung haben. Zudem gibt es hier eine intensive landwirtschaftliche Tätigkeit, darunter auch das berühmte Weinanbaugebiet Yatir. Die Flaschen dieses Weines stehen auf den angesehensten Tischen in Israel und überall auf der Welt.
Das alles klingt ja toll, was bereitet Ihnen denn am meisten Sorgen?
Wir leiden, wie alle Gegenden in Judäa-Samaria, unter der Tatsache, dass wir seit Jahren keine Baugenehmigung mehr erhalten haben. Die Amtszeit von Olmert erwies sich als in dieser Hinsicht besonders hart, doch die letzten Jahre der Regierung Sharon waren nicht viel besser. Unsere Bevölkerung wächst auf natürliche Weise, ganz zu schweigen von den Gesuchen für bedeutende Einrichtungen, auf die wir nicht eingehen können. Ein Teil der Menschen, die aus Gusch Katif vertrieben wurden, haben sich bei uns niedergelassen. Ich hoffe, dass alles anders wird, nun da das Lager der Nationalisten die Wahlen gewonnen hat und wir über eine Regierung, eine Koalition und eine Knesset mit konservativer Mehrheit verfügen, und dass wir uns ohne allzu grossen politischen und administrativen Hürden weiterentwickeln können.
Wie sieht die Lage in Hebron selbst aus?
Rund um die Grabstätten der Patriarchen befinden sich vier Wohnzentren, in denen mehrere Familien leben, sowie eine Jeschiwah mit ca. 300 Studenten. Ihre Lebensbedingungen sind hart, und diese Bevölkerungsgruppe wächst eigentlich nur auf natürlichem Wege. Man muss sich klar machen, wie absurd diese Situation ist. Es handelt sich um das zweitwichtigste Heiligtum der Juden, zu dem wir nach 2'000 Jahren des Exils zurückkehren konnten. Und nun kämpfen die israelischen Juden, die sich an diesem Ort niederlassen möchten, mit den grössten Schwierigkeiten. Vergessen wir nicht, dass die Menschen, die in Hebron wohnen, sich nicht dafür entschieden haben, weil unsere Vorväter hier begraben liegen, sondern weil diese hier gelebt haben! Dies gilt für die gesamte Präsenz der Juden in Judäa und Samaria. In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass Judäa und auch Samaria im Verlauf der Geschichte (ausser von 1948 bis 1967) jedes Mal, wenn das jüdische Volk die Macht über das Land Israel besass, dicht besiedelt waren und dies nie in Frage gestellt wurde. Darüber hinaus ist erwiesen, dass unser Gebiet innerhalb der 2'000 Jahre, als wir das Land verlassen mussten, nie von den Arabern verwaltet wurde.
Wie sehen Sie die Entwicklung der arabischen Gesellschaft in Ihrer Region?
Alle haben gesehen, was in Gaza passiert ist und wie schnell die Hamas die Macht ergriffen hat. In unserer Region gibt es immer mehr Moscheen, und es gilt heute als Fakt, dass Hebron als Hauptstadt der Hamas in Judäa-Samaria fungiert. Die Zahl der frommen Muslime steigt stetig, es gibt sogar eine Madrasa (islamische Akademie). Ich glaube, dass man ernsthaft mit der Möglichkeit von Terroranschlägen aus Hebron rechnen muss. Solange aber die Verantwortung für die Sicherheit in den Händen Israels liegt, d.h. solange die Armee jede Nacht überall in Judäa-Samaria Präventionsarbeit leistet, ist die Gefahr eines systematischen Wiederaufflackerns des Terrors recht gering. Dabei geht es natürlich nicht nur um den Schutz der Einwohner dieser Region, sondern um den Schutz der gesamten Bevölkerung Israels.
Welche Zukunft sagen Sie Ihrer Region voraus?
Wenn uns von der Politik und der Verwaltung nicht zu viele Steine in den Weg gelegt werden, dürfte unsere Bevölkerung meiner Meinung nach in den nächsten fünf Jahren um 30 % wachsen. Ich hoffe aber, dass die Zahlen noch positiver ausfallen! Wir haben es mit jungen, starken und entschlossenen Menschen zu tun, denen niemand verbieten kann, sich fortzupflanzen, und die sich eine halbe Stunde von den grossen, pulsierenden Zentren des Landes wie Jerusalem, Tel Aviv, Beer Scheva usw. entfernt sehr wohl fühlen.
Es stimmt, wir sind eine Minderheit, doch wir sind auch hartnäckig, erfolgreich und erfrischend anders. In diesem Sinne haben unsere Väter dem jüdischen Staat zu neuem Leben verholfen, und wir werden mit unserem Pioniergeist den Weg in die Zukunft bereiten.
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