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Inhaltsangabe Judäa - Samaria Herbst 2009 - Tischri 5770

Editorial
    • Editorial - September 2009 [pdf]

Shalom Exklusiv
    • Die Wünsche des Ministerpräsidenten Israels [pdf]

Rosch Haschanah 5770
    • Rechte und Pflichten [pdf]

Politik
    • Isolation und Solidarität [pdf]

Interview
    • Kraft und Entschlossenheit [pdf]
    • Im Auge des Hurrikans [pdf]

Analyse
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Wirtschaft
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Jordanien
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    • Jüdische Geschichte östlich des Jordans [pdf]

Judäa - Samaria
    • Normales Leben [pdf]
    • Die Problematik des Wassers [pdf]
    • Eine Viel Versprechende Zukunft [pdf]
    • Individuelle Verantwortung [pdf]
    • Karnei Schomron [pdf]
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    • Oliven und Trauben [pdf]
    • Kinor David [pdf]
    • Schomrijah [pdf]

Justiz und Verbrechen
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Kunst und Kultur
    • Die Kunst in der Schoah [pdf]

Ethik und Judentum
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Erinnerung
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Kinor David


Von Michal Sharon
Eine Harfe hing über dem Bett von König David. Um Mitternacht blies der Nordwind darüber und die Harfe begann von allein zu spielen. Da standen König David und seine Schüler auf und studierten die Torah?. Und versenkten sich in ihre Tiefen bis zur Morgendämmerung. Deswegen sprach König David: "Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken!". (Psalm 57, 9). (Midrasch Rabba, Bamidbar 15, 16).

Hoch oben auf einem Hügel beim Dorf Ateret überblickt das Jeschiwah-Gymnasium KINOR DAVID ("Davids Harfe") die herrliche Landschaft der Höhen von Samaria und bietet eine Aussicht bis zum Mittelmeer. Die Besucher der Jeschiwah sind beeindruckt von der Atmosphäre dieses einzigartigen Instituts, von der Weite des Horizonts und von den umliegenden Hügeln aus der Zeit der Vorväter. Zu jeder Tageszeit hört man den Klang von Musik von der höher gelegenen Jeschiwah bis hinunter zu den Häusern am unteren Dorfrand dringen. Der Campus besteht aus einer Reihe von Wohnwagen, in denen sich die Studierzimmer, die Musikräume und die Büros der Administration befinden, sowie aus einer Häusergruppe mit den Schlafsälen der Studenten. Unter diesen ziemlich spartanischen Bedingungen hat sich eine einmalige Einrichtung einen Namen gemacht: Kinor David, das einzige Jeschiwah-Gymnasium der Welt, in der eine erstklassige musikalische Ausbildung mit dem herkömmlichen Torah-Studium kombiniert wird. Kinor David wurde erst vor kurzem vom Bildungsministerium für die Erfolge des dort durchgeführten Forschungsprojekts gewürdigt: Der Lehrkörper untersucht hier eine Ausbildung, in der die Entfaltung der Persönlichkeit durch Musik stimuliert und beeinflusst werden soll. Die erstaunlichste Erfolgsquote besteht aber zweifellos aus der hohen Zufriedenheit der Lernenden und ihrer Eltern.

Diese bereits eindrückliche Liste an Errungenschaften wird noch erstaunlicher, wenn man den geografischen und historischen Kontext bedenkt, in dem hier gearbeitet wird. Die Jeschiwah wurde 1988 gegründet, ein Jahr nach dem Beginn der ersten arabischen Intifada, und zwar an einem Ort, der mit grossen Problemen kämpfte. Während all diesen Jahren voller Gewalt wurden die Autos auf den Strassen nach Ateret und in die benachbarten Ortschaften regelmässig von arabischen Terroristen angegriffen, die manchmal sogar bis in die Dörfer selbst vordrangen. Ausserdem litten die Jeschiwoth in Israel stark unter den Budgetrestriktionen der Regierung; Kinor David, dessen Betrieb auch durch Spenden aus dem Ausland finanziert wird, bekommt die jüngste Wirtschaftskrise extrem zu spüren. Der Erfolg der Schule ist das alleinige Verdienst des Lehrkörpers, der sich unglaublich einsetzt und unermüdlich arbeitet.

Die Bewohner von Ateret, die sich bewusst waren, welchen Mehrwert die einzigartige Atmosphäre ihres Dorfes bieten konnte, haben die Idee einer Jeschiwah aus eigener Initiative lanciert. Sie hofften auch, dass ihre eher isolierte Gemeinschaft von der Präsenz einer solchen Institution profitieren würde. Kinor David ist für orthodoxe Knaben bestimmt, die ihr musikalisches Talent im Kontext einer Jeschiwah fördern und gleichzeitig eine rechtmässige Matura erlangen möchten. Das Ziel der Gründer bestand darin, eine neue Generation von talentierten Musikern auszubilden, die sich auch in der Torah auskennen und dadurch der jüdischen Musik und der jüdischen Gesellschaft neuen Schwung verleihen können.
Kinor David ist heute berühmt für seinen besonderen didaktischen Ansatz, wo die musikalische Sensibilität dank einem extrem engagierten Lehrerteam entwickelt wird und wo Studierende und Lehrer sich gegenseitig respektieren.
Das Institut zeichnet sich durch ein herzliches und fast familiäres Klima aus, wo man auf die besonderen Bedürfnisse jedes Einzelnen eingeht. Auf diese Weise können die Schüler gut gelaunt und gelassen den strengen Lehrplan der Jeschiwah bewältigen.
Rabbiner Moti Hershkop ist seit fünf Jahren Rosch Jeschiwah (Leiter der Jeschiwah) und wird von allen geschätzt. Dieser Vollblutmusiker hat sein Amt mit einer klaren Vorstellung angetreten, die auf einer grossen Sensibilität und einem innigen Verständnis für die Bedürfnisse der Jugend beruht. In harmonischem Zusammenspiel (wenn man so sagen darf) mit Uri Heilborn, dem Direktor des Gymnasiums, hat er die Ausrichtung der Jeschiwah geprägt, nämlich das Streben nach hervorragenden Leistungen.
Mit seiner Philosophie, die sich für Freiheit innerhalb vereinbarter Grenzen und für eine auf Vertrauen basierende Disziplin stark macht, erobert Rabbi Moti Hershkop die Herzen und den Verstand der Jugendlichen. Er besteht darauf, dass der Erzieher nur dann eine enge Beziehung zu seinen Schülern aufbauen kann, wenn er ihre "Sprache" lernt und ihren Bewegungen folgt, ohne dabei das anvisierte Ziel der Jeschiwah aus den Augen zu verlieren. Jeder Erzieher muss wissen, was die Jugend motiviert und stimuliert, muss ihre Welt und ihre Denkweise begreifen.
Kinor David wählt die Schüler danach aus, ob sie sich als Menschen, als fromme Juden und als Musiker weiterentwickeln möchten. Auch wenn jemand zuvor noch nie Musikunterricht genossen hat, wird er mit offenen Armen aufgenommen, wenn er nur eine gewisse musikalische Begabung und das entsprechende Potenzial an den Tag legt, was zuvor in Gesprächen geprüft wird. Er wird dazu angehalten, ein Instrument spielen zu lernen; wenn jemand bereits ein Instrument spielt, schlägt man ihm vor, es auch mit anderen zu versuchen.
Die Musik gleicht in mancherlei Hinsicht der gesprochenen Sprache, mit einer Syntax, einer Grammatik und bestimmten Regeln. Doch die Musik ist in der Lage, Gedanken und Emotionen auch über das Wort hinaus auszudrücken, das manchmal gar beschränkt ist. Im Verlauf des vierjährigen Studiums am Kinor David lernt der Student die Sprache der Musik und erhält gleichzeitig eine Ausbildung, dank der er seine spirituelle Suche fortsetzen kann. Kinor David bemüht sich darum, den musikalischen Unterricht mit dem religiösen und spirituellen Studium zu verbinden, um Menschen zu formen, die ihre jüdische Identität mit Hilfe der Musik ausdrücken können. Eines der Ziele der Jeschiwah ist der Einsatz der Musik, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Strömungen in der israelischen Gesellschaft zu erleichtern.
Zu diesem Zweck sieht der Lehrplan religiösen Unterricht auf höchstem Niveau vor, wobei der Schwerpunkt auf dem Glauben und der Spiritualität liegt; ein allgemeines Kursprogramm führt zur Maturität und das Musikstudium auf Hochschulniveau erlaubt es den Schülern, ihre Ausbildung an der Universität Bar-Ilan fortzusetzen und schon zu Beginn ein paar Punkte Vorsprung zu haben. Jeder Schüler erhält einmal wöchentlich eine Privatstunde auf dem Instrument seiner Wahl und besucht die Regelklassen, in denen Musikkritik, Musiktheorie und -geschichte, Notenlesen usw. gelehrt werden. Darüber hinaus ist er Mitglied eines der Musikensembles der Jeschiwah (das Repertoire reicht von Klassik über Jazz bis zu Rock und Ethno-Musik). Den Schülern mit grossem musikalischem Potenzial wird ein massgeschneidertes Programm angeboten.
Die seltenen Freizeitstunden sind der sozialen und kulturellen Bereicherung gewidmet, in der Regel in den Schlafsälen. Zu den ausserschulischen Aktivitäten gehören regelmässige Ausflüge zu Konzerten, Meisterkursen und Begegnungen mit berühmten Musikern. Die Schüler im letzten Jahr nehmen ebenfalls an einem Freiwilligenprogramm teil, in dessen Rahmen sie insbesondere Musikunterricht für die Kinder aus wenig begüterten Familien erteilen.
Kinor David fungiert nicht nur als Elfenbeinturm, sondern versucht sich der Welt zu öffnen. Das Institut für musikalische Forschung im Judentum, das auch zur Jeschiwah gehört, hält jedes Jahr einen Kongress ab, zu dem international erfolgreiche Musikforscher sowie herausragende halachische Persönlichkeiten eingeladen werden: Es wird dann über die Interaktion zwischen Torah, Musik und Spiritualität diskutiert. Die ehemaligen Schüler tragen ihren Teil dazu bei, indem sie am Kongress musizieren.
Die Jeschiwah, die von 110 Schülern besucht wird, ist auf ihren Erfolg beim Departement für Experimente und Initiativen des Bildungsministeriums besonders stolz. Ihr eigenwilliges Konzept hat die Aufmerksamkeit dieses angesehenen Departements erregt, und Kinor David nimmt als eine von hundert Schulen an einem fünf Jahre dauernden Forschungsprojekt teil. Doch das Hauptaugenmerk der Erzieher gehört weiterhin der Jeschiwah selbst. Gemäss Rabbi Hershkop erleben die Jugendlichen in diesem Institut eine sowohl schwierige als auch wunderbare, eine magische und komplexe Initiation. Die gleichzeitige Auseinandersetzung mit der jüdischen Tradition und der modernen Welt des 21. Jahrhunderts kann manchmal verwirrend sein. Kinor David versucht sich der Herausforderung zu stellen und eine echte Synthese zwischen diesen Welten zu schaffen. Das jüdische Gedankengut und die jüdische Musik haben sich über Generationen entwickelt und ausgebildet: Sie kommen heute in vielfältiger Weise zum Ausdruck. Die Knaben lernen, wie sie mit der Sprache der Musik und derjenigen des Judentums umgehen können, um die Gedanken, Gefühle und Emotionen auszudrücken, die beide Welten in ihnen auslösen.


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