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Inhaltsangabe Judäa - Samaria - Gaza Frühling 2003 - Pessach 5763

Editorial - April 2003
    • Editorial [pdf]

Pessach 5763
    • Identität und Dasein

Politik
    • Und dann?

Interview
    • Eine riesige Herausforderung

Wissenschaftliche Forschung
    • Vorzüglichkeit und Tradition
    • Das Geheimnis des Ribosoms

Judäa - Samaria - Gaza
    • Migron [pdf]

Shalom Tsedaka
    • Nichts ist mehr wert als ein Leben! [pdf]

Analyse
    • Politische Scheidung [pdf]
    • Machtlosigkeit oder Gleichgültigkeit?

Önologie
    • Le Chayim!

Reportage
    • Willenskraft – Ausdauer – Erfolg [pdf]

Polen
    • Versuch einer Wiedergutmachung
    • Erinnerung und Hoffnung [pdf]

Staatenbund Serbien und Montenegro
    • Jerusalem und Beograd
    • Savez jevrejskih opstina jugoslavije
    • Vier Todesfälle... und eine Hochzeit!
    • Serbien: Gestern - Heute - Morgen? [pdf]
    • Quo Vadis Serbia?
    • Jevrejski Istorijski Muzej [pdf]
    • Die Schoah in Serbien
    • Josip Erlih [pdf]

Ethik und Judentum
    • Haftpflicht der Kinder

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Migron

Von Roland S. Süssmann
Auf unserer Reise durch die jüdischen Gebiete von Judäa, Samaria und Gaza haben wir in einem Ort Halt gemacht, der eigentlich nicht existiert, der auf keiner Karte eingezeichnet ist und bis heute auch nicht von der Armee beschützt wird: MIGRON. Dieses neue Dorf in Samaria, das zweimal in der Bibel erwähnt wird (Samuel I 14,2 und Jesaja 10,28), zeugt als lebendiges Beispiel von der einzig möglichen Antwort der zionistischen Juden auf die kriminellen und mörderischen Angriffe der Araber: Aufschwung des Wohnungsbaus und Vervielfältigung der Siedlungen überall in Israel. So fand am 3. März 2002 ein hinterhältiger, typisch arabischer Anschlag auf jüdische Zivilpersonen statt, die zur Arbeit gingen. Hinter einer Kurve im Hinterhalt liegend, wo der Blick der Autofahrer eingeschränkt ist, schoss ein Araber mit dem Maschinengewehr auf die Automobilisten, tötete dabei 6 Soldaten und verletzte zahlreiche Zivilisten schwer.
Nach diesem Attentat beschloss eine kleine Gruppe von mutigen jungen Juden sich auf einem Hügel hoch über den zwischen Jerusalem und Jericho liegenden arabischen Dörfern niederzulassen. Die erste Familie zog in der Nacht nach dem Anschlag in einem Wohnwagen hierher. Es war Ari Hendler, der zusammen mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn nicht zögerte, das Risiko auf sich zu nehmen. Unter dem Schutz dreier bewaffneter Freunde und seiner eigenen Waffe begann Ari damit, einen kleinen Stromgenerator sowie einen Trinkwassertank zu installieren. Ziemlich schnell haben sich andere junge Paare zu ihnen gesellt, innerhalb von acht Monaten liessen sich 35 Familien in Migron nieder. In dieser Hinsicht ist es eine interessante Tatsache, dass jeder neu aufgestellte Wohnwagen sofort von einer Familie bezogen wird. Eine derartige Unterkunft kostet mit der gesamten Infrastruktur 100'000,-- Schekel (ca. US$ 20'000,--). Diese Wohnwagen dienen nur als provisorische Unterkünfte, ab Mai 2003 werden die ersten Häuser zur Verfügung stehen. Auch die Solidarität funktionierte: die mutige Familie der Hendlers sollte den ersten Schabbat nicht allein dort verbringen. Junge Paare aus den umgebenden Dörfern unterstützten sie, indem sie in Migron kampierten und einen G'ttesdienst organisierten, um der Familie einen richtigen Schabbat zu ermöglichen. Diese freundschaftliche Geste wurde so oft wiederholt, bis genügend Familien in Migron lebten, um einen Minyan zu gewährleisten.
Wenn man sich in Migron befindet, reicht ein kurzer Blick, um die strategische Bedeutung des Ortes zu erfassen. Von jedem Winkel aus übersieht man nämlich die äusserst bedeutenden Strassen, die nach Jerusalem führen. Das Dorf fügt sich nahtlos in eine Gruppe anderer jüdischer Siedlungen um Jerusalem ein, die auf diese Weise einen Schutzwall um die Hauptstadt des jüdischen Staates bilden. Heute wurde dieser "Ring" fast geschlossen. Dazu muss man wissen, dass Migron auf staatlichem Gebiet errichtet wurde, so dass keine einzige jüdische oder arabische Familie enteignet werden musste. Ausserdem sollte unbedingt betont werden, dass die regionalen Behörden durch die Errichtung von Migron die jüdische Präsenz verstärken wollten, damit die jüdischen Dörfer in Samaria nie isoliert sind, falls einige Regionen in Zukunft im Rahmen eines globalen Abkommens den PLO-Behörden unterstellt werden sollten. In diesem Zusammenhang ist es eine interessante Tatsache, dass der berühmte "Fahrplan" des Nahost-Quartetts vorsieht, dass jede neue, nach Januar 2001 gegründete jüdische Siedlung spätestens am 1. Mai 2003 aufgelöst werden muss... Dieser Vorschlag wird selbstverständlich nie verwirklicht werden.
Die gesamte "Operation Migron" wurde von Pionieren durchgeführt, und die jungen Verantwortlichen des Dorfes, denen wir begegnet sind, haben uns zu verstehen gegeben, dass für sie die Herausforderung umso mehr Bedeutung besitzt, da sie das Element der Neuheit enthält. Dies trifft durchaus zu, da die Aufstellung jedes neuen Wohnwagens ein eigentliches Kunststück mit akrobatischen Einlagen darstellt. Aufgrund des internationalen Drucks darf die Regierung nicht zulassen, dass die Entwicklung von Migron offen und ganz offiziell stattfindet. Deshalb hat die Armee die Instruktion erhalten, jeden Transport von Wohnwagen in dieses Dorf zu verhindern. Da die Wohnwagen nicht in Einzelteilen geliefert und vor Ort zusammengebaut werden können, müssen sie in ihrem endgültigen Zustand hingebracht werden. Die Verfechter von Migron schaffen ihre Wohnwagen nachts über Umwege zwischen zwei Patrouillen der Armee und mit ausgeschalteten Scheinwerfern ins Dorf, mit Hilfe eines Systems von Wachtposten mit Walkie-Talkies. In der Stunde nach der Installation des neuen Wohnwagens lässt sich sofort eine Familie mit ihrem Mobiliar, mit Wasser und Strom in ihm nieder. Um sie wieder umzusiedeln, wäre ein umständliches juristisches Verfahren notwendig, das bis an den Obersten Gerichtshof gezogen werden kann. Ein leerer Wohnwagen stellt hingegen einen Haufen Holz dar, der von der Armee umgehend zerstört werden kann.
Migron liegt nur einen Steinwurf von Jerusalem entfernt, und es weist alles darauf hin, dass dieser Ort mit der Zeit zu einem Teil der Stadt werden wird. Dazu wurde von den Gemeindebehörde der Region Benjamin bereits ein Raumgestaltungsplan verabschiedet, der eine erste Bauetappe von 500 Wohnungen vorsieht, wobei die Anbindung an Jerusalem in fünf aufeinander folgenden Phasen stattfinden soll. Auf dem Papier scheinen die Dinge einfach und leicht realisierbar, doch die politische Realität bewirkt, dass es in Wirklichkeit ein Wettlauf gegen die Zeit wird. Die Veranstaltungen und politischen Entscheidungen der israelischen Linken sowie der Druck der internationalen Staatengemeinschaft führen nämlich dazu, dass jede neue Niederlassung einen Sieg der Juden darstellt. In dieser Region errichten die Araber täglich illegale Wohneinheiten, natürlich ohne dass sich ihnen irgendjemand in den Weg stellt, so dass bis heute in der Umgebung von Jerusalem genügend leer stehende Häuser entstanden sind, um 300'000 Personen unterzubringen! Heute hat sich der Krieg aufgrund der dank Israel verbesserten Sicherheitslage auf eine ganz andere Ebene verlagert, diejenige der vielfachen Verstärkung der effektiven Präsenz vor Ort.
Lassen wir abschliessend Hendler zu Wort kommen: "Man muss sich klar machen, dass heute zahlreiche junge Israelis wie ich nur deswegen trotz der unsicheren Lage und der Schwierigkeiten bereit sind, sich in Schulden zu stürzen, um sich in dieser ebenso einsamen wie schönen Region niederzulassen, weil sie wissen, dass sie einen Auftrag haben: die Besiedlung Israels in der Gegenwart, das es in der Zukunft zu spät sein wird".
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Europäer alles unternehmen, damit Orte wie Migron gar nicht erst entstehen, sondern von Israel aufgelöst werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die USA sich diesen Forderungen anschliessen. Daher ist es so wichtig, dass sich dieser Ort so rasch entwickelt, damit ein derartiges Ansinnen von Israel abgelehnt werden kann.
Migron ist nicht aus einem absurden Hirngespinst entstanden, sondern entspricht dem Ideal, das schon die Gründerväter des Staates Israel verfolgten, und verkörpert eine strategische Notwendigkeit von grösster Bedeutung. Davon ist man überzeugt, sobald man diesen Ort aufsucht...

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