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Inhaltsangabe Judäa-Samaria-Gaza Herbst 2002 - Tischri 5763

Editorial - September 2002
    • Editorial

Rosch haschanah 5763
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Har Chevron

Von Roland S. Süssmann
Auf unserer Reise durch die jüdischen Gebiete von Judäa, Samaria und Gaza haben wir einen Halt in einer wenig bis kaum bekannten Region eingelegt, die jedoch von strategisch höchster Bedeutung ist: HAR CHEVRON (die Höhen von Chevron). So wie Judäa und Samaria das Herz Israels darstellen, verkörpert dieses riesige Gebiet mit seinen 900 Quadratkilometern den verletzlichen Bauch des Landes. Nach einem kurzen Blick auf die Landkarte weiss man, dass Har Chevron im Süden das gesamte Gebiet zwischen Beer Schewa und Arad, im Osten die Hügel über dem Toten Meer, im Westen die Strasse von Tel-Aviv nach Beer Schewa und die Zufahrt nach Kiriath Gat, d.h. die Strasse nach Aschkelon, Aschdod und Gaza, und im Norden die Strasse dominiert, die von Jerusalem nach Beer Schewa führt, nachdem sie den Sektor von Gusch Etzion passiert hat, die letzte Bastion vor der Hauptstadt.
Weit über die historischen und religiösen Referenzen hinaus, die uns direkt mit diesen mehrmals in der Bibel erwähnten Regionen verbinden (einige wollen in langen Winternächten hier gar Josua oder den König David gesehen haben...), und ungeachtet der archäologischen Funde, die belegen, dass vor über zweitausend Jahren in dieser Region ein reges jüdisches Leben stattgefunden hat, stellt die Präsenz einer jüdischen Bevölkerung heute eine Garantie für die Sicherheit sowohl für Jerusalem als auch für Beer Schewa dar. Im Hinblick auf die Geschichte ist die Tatsache von Bedeutung, dass diese Region einerseits in der Bibel erwähnt wird, und zwar in einem direkten Zusammenhang mit dem Leben von Abraham, Josua und David, andererseits aber auch jüngste wissenschaftliche Untersuchungen über die Zeit des Zweiten Tempels und die Jahre nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer gezeigt haben, dass es in der Gegend von Har Chevron damals 68 jüdische Siedlungen gab, wobei die letzten von ihnen erst im 9. Jh. unserer Zeitrechnung verlassen wurden!
Har Chevron umfasst heute 15 jüdische Ortschaften, die alle an strategisch wichtigen Kontrollstellen errichtet wurden und in denen insgesamt 50'000 Bewohner leben, von denen die Hälfte nicht praktizierend ist. Es mag merkwürdig scheinen, dass nichtgläubige Juden sich für ein Leben an diesem Ort entschieden haben, doch es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass sie zu Beginn zwar aus rein wirtschaftlichen Gründen hierher gezogen sind, dass sie aber mit der Zeit eine tiefe Beziehung zu diesem Land und der unmittelbaren Umgebung eingegangen sind. Trotz aller Schwierigkeiten denken sie nicht im Traum daran, von hier wegzuziehen. Was die Arbeitsplätze angeht, ist eine Zweiteilung in Norden und Süden auszumachen. Der grösste Teil der Bevölkerung im Norden arbeitet in den umliegenden Städten, insbesondere in Kiriath Gat und in Bet Schemesch, in kleinen Industriebetrieben oder in der Lehrerausbildung. Der Süden weist eine gut entwickelte Landwirtschaft auf, daher finden hier viele Bewohner eine Beschäftigung in diesem Sektor. In dieser Region gibt es fast keine Arbeitslosigkeit.
Auf administrativer Ebene ist das Gebiet in 15 Gemeindesekretariate aufgeteilt, die für die Probleme des Alltags zuständig sind. Über dem Ganzen wacht ein Regionalrat, "Moazah Ezorith Har Chevron", der sich in Otniel befindet und von einem sowohl dynamischen als auch mutigen und energischen Mann geleitet wird, dem Landwirt und Weinbauern TZVI BAR CHAY, den alle liebevoll "Tzvicki" nennen.

Seit vor fast zwei Jahren der Kriegszustand von Arafat ausgerufen wurde, hat Ihre Region stark gelitten: in einem der Dörfer, in Adorah, sind am 27. April 2002 vier Familien vom arabischen Terror hart getroffen, ein kleines fünfjähriges Mädchen ist sogar ermordet worden. Darüber hinaus verwalten Sie ein Gebiet, das zwischen Gaza und Hebron liegt und sozusagen die explosivsten Zentren des arabischen Terrorismus in Israel umfasst. Wie bewältigen Sie diese Situation und wie hat sich die Lage seit der Operation "Chomat Magen - Verteidigungswall" verändert?

Zunächst möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, dass es sich in dieser Gegend bis im Dezember 1987, als die erste Intifada begann, sehr gut und angenehm leben liess, es war geradezu idyllisch. Wir unterhielten ausgezeichnete Beziehungen zur arabischen Bevölkerung und ich erinnere mich, dass meine Frau allein auf den Markt nach Hebron einkaufen gehen konnte. Ende 1987 wurde alles anders und nach der Unterzeichnung der Osloer Abkommen ging es ernsthaft bergab; die Abkommen liessen die Stationierung einer Terroristenarmee mitten in Israel zu, der überdies ein Teil der Verantwortung für unsere Sicherheit übertragen wurde. Dabei leuchtet es ein, dass nur Israel die Sicherheit seiner Bürger gewährleisten kann. Gegenwärtig ist die Regierung dabei, die militärische Kontrolle über diese verlassenen Zonen zurückzuerobern, doch wir mussten und müssen noch heute einen hohen Preis dafür zahlen, da man damals grosse Risiken eingegangen ist. Unsere Region hat sehr unter dem Terror gelitten, und ich habe im Rahmen meiner Zuständigkeiten die erforderlichen Massnahmen ergriffen, damit die Bevölkerung weiterhin so normal wie möglich leben kann. Wir sind Bürger eines Rechtsstaates und es versteht sich von selbst, dass alle Fragen bezüglich der Sicherheit und des Schutzes der Bevölkerung ausschliesslich Aufgabe der betreffenden nationalen Behörden sind. Da diese jedoch oft durch administrative Schwerfälligkeit behindert werden, musste ich eigene Initiativen ergreifen, um sie ein wenig zu unterstützen und die Dinge voranzutreiben. Ich habe beispielsweise beschlossen, meinen Regionalrat stark zu verschulden, damit wir rasch gepanzerte Busse und Minibusse für den Transport von Schülern, von Kindern, die Spezialbetreuung brauchen, oder in Sonderfällen von anderen Personen erwerben konnten. In bestimmten Fällen habe ich auch "intelligente" elektrische Abschrankungen und andere Zivilschutzvorrichtungen errichten lassen. Die positiven Ergebnisse der Operation "Chomat Magen" haben nicht auf sich warten lassen. Die Bevölkerung empfand riesige Erleichterung darüber, das Reisen ist einfacher geworden und geht mit einem grösseren Gefühl der Sicherheit auf den Strassen zwischen den Siedlungen einher. Die Aktion wurde etwas zu früh wieder eingestellt und es ist gewiss, dass die Regierung über kurz oder lang gezwungen sein wird, die Terroristen zu entwaffnen und die gefährlichsten unter ihnen des Landes zu verweisen.

Wie sehen Ihre Prioritäten aus und wie wird sich Ihre Region wohl entwickeln?

Eigentlich habe ich nur eine einzige Priorität, nämlich die wirtschaftliche Förderung von Har Chevron. Ich handle gemäss der berühmten jüdischen und zionistischen Reaktion, d.h. mit der Entwicklung des jüdischen Wohnungsbaus als Antwort auf jeden gewalttätigen Angriff der Araber. Ich setze alles für einen Anstieg der Bevölkerung ein, und ich kann Ihnen versichern, dass diese im Sommer 2001 um hundert Familien angewachsen ist, was angesichts der Umstände und nach fast einem Jahr Krieg einen Erfolg darstellt. Ich bemühe mich insbesondere nach Kräften, um den Juden, die sich hier niederlassen möchten, die grösstmögliche Sicherheit und einen angenehmen Lebensstandard anzubieten. Unsere Gegend ist berühmt für den ausgezeichneten Unterricht an den hiesigen Schulen. In Otniel gibt es eine sehr grosse Yeschivat Hesder mit 400 Schülern (Talmudakademie, an der die Schüler neben dem Studium gleichzeitig ihren Militärdienst absolvieren) sowie ein Institut für junge Mädchen, die Lehrerinnen werden wollen. Beide Schulen nehmen junge Leute aus dem ganzen Land auf. In Sussia existiert ein Spezialgymnasium, das parallel zum klassischen Lehrplan eine erstklassige Ausbildung in Agronomie und Umweltwissenschaft anbietet. Wenn die hier studierenden jungen Leute heiraten, beschliessen sie in vielen Fällen, sich in Har Chevron niederzulassen, denn während ihrer Studienzeit ist ihnen dieses Land ans Herz gewachsen. Dazu möchte ich ein Beispiel anführen: ein Student der grossen Yeschivah von Otniel beschloss aus Interesse für Tiere sich mit einem einheimischen Schäfer zusammenzutun. Er kaufte einige Schafe, und heute absolviert er eine Ausbildung zum Schochet; alles weist darauf hin, dass er sich hier niederlassen wird. Ein weiteres interessantes Phänomen ist einer Erwähnung wert. Wir stellen nämlich fest, dass sich allmählich ein Trend durchsetzt, der in einem direkten Zusammenhang mit der geografischen Lage der verschiedenen Siedlungen steht. So treffen in den Dörfern im Süden unserer Region neue Einwohner aus Beer Schewa ein, während aus Kiriath Gat stammende Personen in die östlich gelegenen Siedlungen ziehen. Unser Gesundheits- und Schulsystem arbeitet übrigens eng mit diesen Städten sowie mit Kiriath Arbah zusammen, dem jüdischen Vorort neben dem Zentrum von Hebron.
Abschliessend möchte ich sagen, dass es eindrücklich ist, wie gläubige und nichtgläubige Juden in unserer Region am selben Strang ziehen, damit auf diesem durch unsere Geschichte belasteten Gebiet erneut ein intensives und blühendes jüdisches Leben möglich wird. Diese Mischung zwischen Pioniergeist und Neuanfang - die natürliche Grundlage für den gesamten Erfolg Israels - verleiht uns am meisten Entschlossenheit, und keine Schwierigkeit wird unser Streben nach Erfolg und Pflichterfüllung aufhalten oder unsere Generation an der Wahrnehmung ihrer Verantwortung hindern können.

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