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Inhaltsangabe Polen Herbst 2006 - Tischri 5767

Editorial
    • Editorial - September 2006 [pdf]

Rosch Haschanah 5767
    • Licht und Gelassenheit [pdf]

Politik
    • Vor Lauter Bäumen… [pdf]

Interview
    • Hoffnung [pdf]
    • Brutales Erwachen [pdf]
    • Im Bombenregen leben [pdf]

Strategie
    • Der zweite Libanonkrieg [pdf]

Reportage
    • Das schwächste Kettenglied stärken [pdf]
    • Ein Schritt zum Licht [pdf]
    • Verwaltung der Wohltätigkeit [pdf]

Analyse
    • Der Feind im innern [pdf]
    • Negationismus - Antizionismus Antisemitismus [pdf]
    • Ngos und Arabischer Terrorismus [pdf]

Wissenschaft und Verteidigung
    • Das Auge von Jerusalem [pdf]

Israel-Japan
    • Shalom Sumotoris [pdf]
    • Jerusalem und Tokio [pdf]

Polen
    • Jerusalem und Warschau [pdf]
    • Die andere Revolte [pdf]
    • Polnische Realität [pdf]
    • Verband der Jüdischen Kultusgemeinden in Polen [pdf]
    • Den Antisemitismus bekämpfen [pdf]
    • Jude und Pole [pdf]
    • Jiddisch [pdf]
    • Chabad in Polen [pdf]
    • So Weit das Auge reicht [pdf]
    • Das Institut Zydowski [pdf]
    • Letzte Chance in Warschau ? [pdf]

Ethik und Judentum
    • Die Grundvoraussetzungen der Ehe [pdf]

Das Gute Gedächtnis
    • Die Ereignisse des Monats Oktober [pdf]

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Jiddisch

Von Roland S. Süssmann
Die Stiftung Shalom ist in erster Linie in Polen selbst tätig, auch wenn ihre Mitglieder über die ganze Welt verstreut leben. Sie wurde von den ehemaligen Schülern der jüdischen Schule J.L. Peretz von Lodz gegründet, die beschlossen, alles zu unternehmen, um die jiddische Tradition, Kultur und Sprache zu bewahren und weiterzuführen. Ihre Tätigkeit findet unter dem Motto «Rettung vor dem Vergessen» statt und ihr Hauptziel besteht darin, der historischen Wahrheit in Bezug auf die Juden in Polen zu neuem Leben zu verhelfen.
Die Stiftung veröffentlicht Gedichtbände und Lieder in jiddischer Sprache, organisiert Kunstausstellungen, Wettbewerbe für jüdische Chansons und einmal jährlich auch ein grosses Festival unter dem Titel «Geschichte und Kultur der polnischen Juden», an dem Künstler aller Art teilnehmen, darunter auch bekannte Vorsänger aus der ganzen Welt. Die Stiftung hat eine Reihe von Büchern herausgegeben, unter anderem «We polish Jews» von J. Tuwim, «Songs» von M. Gebirtig sowie eine Anthologie, «Jewish Children accuse», von Jerzy Ficowski. Sie nahm auch an der Produktion eines Dokumentarfilms teil, der «There are no more jewish towns in Poland» hiess.
In Warschau werden die Aktivitäten der Stiftung von GOLDA TENCER geleitet, einer Theaterschauspielerin, Jiddisch-Sängerin und Direktorin des jüdischen Nationaltheaters E.R. Kaminska von Warschau. Vor einigen Jahren hatte sie die Idee, einen Aufruf zu lancieren: die Leute sollten ihr Erinnerungsfotos von polnischen Juden aus der Vorkriegszeit einsenden. Sie dachte einige hundert Bilder zu erhalten, doch es wurden Tausende, wobei 80% der Fotos von Nichtjuden eingeschickt wurden. Diese Flut von Dokumenten führte zur Entstehung einer Wanderausstellung, die in 29 Städten weltweit gezeigt wurde, sowie zur Publikation eines Werkes unter demselben Titel wie die Ausstellung: «Ich sehe immer noch ihre Gesichter». Sie setzt sich zusammen aus einer Auswahl an Fotos und Texten in polnischer und englischer Sprache und soll demnächst ins Japanische übersetzt werden. Während eines kurzen Gesprächs auf Jiddisch erklärte Golda Tencer uns gegenüber: «Ich bin in erster Linie Ehefrau und Mutter sowie eine gute traditionalistische Jüdin. Doch meine wahre Leidenschaft gilt der Verbreitung der jüdischen Kultur und der jiddischen Sprache in Polen und in der ganzen Welt. Das grosse Projekt, an dem ich zurzeit arbeite, ist die Gründung eines Zentrums in Warschau, das ausschliesslich der jiddischen Kultur gewidmet ist, in dem wir unseren Traum verwirklichen können, nämlich die Bewahrung von Sprache, Kunst und Kultur der polnischen Juden in einer lebendigen Form. Ich weiss sehr wohl, dass wir die Erinnerung an eine versunkene Welt hoch halten, an eine Welt, deren Reichtum und Vielfalt wir durch unseren täglichen Einsatz den zukünftigen Generationen vermitteln möchten. Mit diesem Hintergedanken habe ich für alle Gymnasiasten von Polen einen Wettbewerb organisiert, in dessen Rahmen sie ein Essay zum Thema «Geschichte und Kultur der polnischen Juden» verfassen sollen, und ich habe sie dazu aufgefordert, an zahlreichen kulturellen Aktivitäten teilzunehmen. Da wir auch didaktisch tätig sind, bieten wir in Abendkursen und am Sonntag auch Jiddischunterricht an und haben ein Forschungs- und Dokumentationszentrum eröffnet, in dem wir die Werke unterschiedlichster jüdischer Intellektueller sammeln, aber auch Werke zu den jüdisch-polnischen Beziehungen. Eigentlich fungieren wir als eine Art Brücke zwischen einer Vergangenheit, deren Vernichtung zu akzeptieren uns immer noch sehr schwer fällt, und einer Zukunft, die zwar unsicher ist, bei der wir uns aber vergewissern möchten, dass die Erinnerung ihren Platz hat und wir unsere jüdische und jiddische Kultur harmonisch eingliedern können. Vergessen wir nicht, dass wir in gewissem Sinne das lebendige Testament der gesamten jüdischen und jiddischen Kultur in Polen verkörpern».


Das jüdische Theater von Warschau
Das jüdische Theater Esther Rachel Kaminska setzt die 50-jährige Tradition des jiddischen Theaters in Polen fort. Im grossen Saal finden fast 400 Zuschauer Platz, hier werden regelmässig die bekannten Klassiker der jiddischen Literatur inszeniert, insbesondere der Dybuk und Anatevka. Die meisten Schauspieler, die alle fliessend jiddisch sprechen, sind keine Juden. Das Publikum wiederum stammt aus allen sozialen Schichten der polnischen Gesellschaft, natürlich gehören auch jüdische Touristen dazu. Es ist interessant zu sehen, dass das Theater seine Tätigkeit während der gesamten Ära des kommunistischen Regimes in Polen fortsetzte.

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