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Inhaltsangabe Judäa - Samaria - Gaza Frühling 1997 - Pessach 5757

Editorial - April 1997
    • Editorial

Chanukkah 5757
    • Ein kleines Licht genügt

Politik
    • Die Flucht nach vorne

Interview
    • Gespräch mit S.E. Arnold D. Koller

Aktuell
    • Wer profitierte vom Völkermord der Nazis ?
    • Begegnung mit S.E. Alfonse M. D'Amato
    • Das Gesetz ist wichtiger als Gesten

Judäa - Samaria - Gaza
    • Zwischen Hammer und Amboss
    • Maale Adumim

Kunst und Kultur
    • Die Bodmer Haggadah
    • Schlicht und Ergreifend
    • Jüdische Scherenschnitte

Reportage
    • Prag und Jerusalem
    • Das jüdische Leben in der Tschechischen Republik
    • Das jüdische Museum Prag
    • Terezin - Das Vorzimmer von Auschwitz

Portrait
    • Das magische Paar

Schicksal
    • Von Nedjo nach Princeton

Ethik und Judentum
    • Technologie und menschlisches Eingreifen

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Maale Adumim

Von Roland S. Süssmann

Im Verlauf unserer Reise durch die jüdischen Gebiete von Judäa-Samaria und Gaza möchten wir heute in Maale Adumim Halt machen. Inmitten des unfruchtbaren Gebirges der Wüste Judäas hat sich vor den Toren Jerusalems - im Herzen Israels - eine moderne Stadt entfaltet, die von vielen aufgrund der nur 10 minütigen Fahrtzeit als eine Art Aussenquartier von Jerusalem angesehen wird. Maale Adumim liegt 80 km von Tel Aviv und 80 km von Amman entfernt. Vom strategischen Standpunkt aus verkörpert Maale Adumim im Falle einer Invasion aus dem Osten (Jordanien oder Irak) den letzten Schutzwall vor Jerusalem.

Betrachtet man den Aufschwung der Stadt seit ihrer Gründung im Jahre 1975, besitzt diese Oase ein enormes Entwicklungspotential. Die Lebensqualität ist hier hervorragend, es wurde alles so eingerichtet, dass das berufliche und kulturelle Leben und vor allem die Erziehung und Ausbildung über starke Stützpunkte verfügen. Maale Adumim hat 1992 den Status einer unabhängigen Gemeinde erhalten und zählt heute etwas über zwanzigtausend Einwohner. Die Bevölkerung wird im Jahr 2005 voraussichtlich 60'000 Personen erreicht haben. Im Gegensatz zu einigen anderen jüdischen Ortschaften in Judäa-Samaria besitzt Maale Adumim eine sehr vollständige Infrastruktur; zahlreiche Schulen, Sporteinrichtungen, ein ganzjährig geöffnetes städtisches Schwimmbad, einen grossen Park, verschiedene Kultur- und Einkaufszentren. Die Bevölkerung ist stark gemischt, es sind alle Tendenzen der israelischen Gesellschaft vertreten, und diese Vielfältigkeit besteht sowohl auf religiöser als auch auf wirtschaftlicher Ebene. Man sieht tatsächlich elegante Villen neben einfacheren Wohnhäusern. Maale Adumim ist aber keine Schlafstadt, denn die Stadt verfügt über eine Industriezone, in der sich bereits über hundert Unternehmen niedergelassen haben. Der grösste ausländische Investor in Maale Adumim stammt übrigens aus der Schweiz und ist im Aluminiumbereich tätig.
Wir haben eine Begegnung mit dem 1992 gewählten Bürgermeister BENNY KASHRIEL vereinbart, um mehr über diese in der Wüste gedeihende Blüte zu erfahren.


Wir haben interessanterweise festgestellt, dass die gesamte Information und Werbung im Zusammenhang mit Maale Adumim die "Lebensqualität" hervorhebt. Wodurch ist sie besser als anderswo in Israel ?

Wir leben in der Wüste, wo die Luft und das Licht hervorragend sind, weit entfernt von der Verschmutzung der Stadt, und trotzdem können wir unseren Einwohnern die Vorzüge einer Stadt von mittlerer Bedeutung und die Nähe zu Jerusalem anbieten. Die Gemeinde setzt alles daran, das Leben der Leute zu erleichtern. So wissen berufstätige Eltern, dass sich ihre Kinder in den zahlreichen Kinderkrippen, Kinder- und Jugendklubs, die nach den Schulstunden geöffnet sind, in den besten Händen befinden. Der grösste Teil unserer Bevölkerung setzt sich aus jungen Ehepaaren zusammen, einige gehören bereits der zweiten Generation an; diese jungen Leute sind selbst in Maale Adumim aufgewachsen und haben vor kurzem ihren Militärdienst absolviert. Diese jungen Bürger engagieren sich interessanterweise gern für das Wohl der Gemeinschaft, sie melden sich bei der freiwilligen Feuerwehr oder beim Sozialdienst. Darüber hinaus stellen viele Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren ihre Zeit für ältere Menschen, neue Immigranten usw. zur Verfügung. Ich stelle mit Stolz fest, dass mehrere Städte in Israel unser System zur Organisation des Gemeinschaftslebens sowie die Dienstleistungen übernommen haben, die wir berufstätigen Eltern anbieten.


Wie wird sich Ihrer Meinung nach Ihre Stadt entwickeln ?

Wir verfügen über Grundstücke, die der Gemeinde gehören und Maale Adumim mit den Aussenquartieren von Jerusalem verbinden. Wir hoffen, auf diesen Grundstücken mehrere Wohnhäuser - 1500 Wohneinheiten - sowie auch einen grossen Hotelkomplex errichten zu können. Dieses Ziel können wir erreichen, wenn die Regierung Maale Adumim weiterhin unterstützt, wie sie es seit der Gründung des Ortes tut. Ich möchte aber betonen, dass wir in jeder Hinsicht dafür gesorgt haben, dass der Aufschwung unserer Stadt nicht nur auf den erhobenen Steuern beruht, sondern ebenfalls mit Hilfe der wirtschaftlichen Entwicklung erfolgt, wobei die Stadt sich an gewinnbringenden Projekten beteiligt, deren Ertrag sofort in neue Programme investiert wird. Wir sind weder eine auf Entwicklung ausgerichtete Siedlung, noch eine von ideologischen Beweggründen motivierte Ortschaft, sondern eine wirtschaftlich gesunde, Gewinn erstrebende Stadt. Im Hinblick auf dieses Ziel habe ich übrigens in der Stadtverwaltung einen besonderen Dienst gegründet, der den Anlegern, die sich in unserer Industriezone niederlassen möchten, administrative Unterstützung anbietet. Ein Vertreter meines Büros begleitet sie bei allen notwendigen Formalitäten, die somit erleichtert und auf ein Minimum reduziert werden. Jeder Bauplan, der uns vorgelegt wird und den erforderlichen Normen entspricht, erhält auf diese Weise die nötigen Genehmigungen innerhalb von drei Wochen. Immer mehr israelische Gesellschaften lassen sich in unserer Industriezone nieder. Ich gebe zu, dass mein Ziel in der engen Verbindung zwischen Maale Adumim und Jerusalem besteht. Schon heute kommen zahlreiche Personen aus Jerusalem zu uns, um in unserer Industriezone zu arbeiten, und fast tausend Araber aus Jericho zählen zu den Angestellten. Ich denke, dass wir durch die Förderung gutnachbarlicher Beziehungen mit den Bewohnern der naheliegenden arabischen Städte viel zur Verminderung des Terrorismus beitragen können.


Ist es möglich, die Entwicklung von Maale Adumim im Rahmen der Osloer Abkommen nach Ihrem Gutdünken fortzusetzen ?

Maale Adumim wurde vollständig auf Regierungsgebiet errichtet, heute handelt es sich um eine Stadt mit über 20'000 Einwohnern. Niemand - weder die Palästinenser noch die Amerikaner - hat Maale Adumim in Frage gestellt. Falls unsere Stadt einmal zur Diskussion stünde, wäre dies wohl im Rahmen der endgültigen Verhandlung über den Status von Jerusalem der Fall, was aber heute noch nicht auf der Tagesordnung steht. Man muss sich klar werden, dass Maale Adumim zu den jüdischen Städten um Jerusalem gehört, die sich innerhalb der grünen Linie befinden und das verkörpern, was man das "ausgedehnte Jerusalem" nennt; dabei handelt es sich um Giwat Zeew, Efrath, Gusch Etzion, Betar, Har Hadar usw. Ich habe übrigens dem Premierminister und dem Bürgermeister von Jerusalem ein Projekt betreffend die Schaffung einer Dachorganisation vorgelegt, in der alle jüdischen Ortschaften in der Umgebung von Jerusalem sowie Jerusalem selbst in einer grossen Metropole zusammengefasst werden, wie dies beispielsweise schon in Toronto oder San Francisco existiert. Jede Gemeinde würde die Verantwortung und die notwendige Unabhängigkeit besitzen, um Fragen des täglichen Lebens (Schulwesen, städtische Dienstleistungen, Kultur usw.) zu entscheiden. Im Hinblick auf Sicherheit, Umwelt und Verkehr hingegen könnten wir zusammenarbeiten. Der Premierminister, der Bürgermeister von Jerusalem und der Innenminister haben bisher meinem Plan zugestimmt und ich hoffe, dass er sehr bald verwirklicht werden kann.


Anlässlich der ersten Reise des Premierministers Benjamin Netanyahu in die USA hatte er Sie eingeladen, ihn zu begleiten. Welche Absicht verfolgte er damit ?

Es ging darum, sowohl der amerikanischen Regierung als auch den jüdischen Gemeinschaften klar und unmissverständlich bekanntzugeben, dass wir weiterhin in Judäa-Samaria und Gaza bauen und diese Ortschaften weiterentwickeln wollen. Ich habe den Premierminister nicht in meiner Eigenschaft als Bürgermeister von Maale Adumim begleitet, sondern unter meiner anderen Flagge, derjenigen des stellvertretenden Präsidenten des Rates der jüdischen Gemeinden von Judäa-Samaria und Gaza (YESHA). Meine Reise war sehr erfolgreich, denn ich bin vielen einflussreichen jüdischen und nichtjüdischen Persönlichkeiten begegnet, denen ich unsere Ansichten und Ziele erläutern konnte.


Könnte man sagen, dass Sie ein glücklicher und optimistischer Bürgermeister sind ?

Als Jude bin ich von Natur aus optimistisch. Heute besitzt Israel eine Regierung, der die Entwicklung von Judäa-Samaria am Herzen liegt, und es ist nun einmal so, dass Maale Adumim einen sehr bedeutenden Teil dieser Region verkörpert. Abschliessend möchte ich sagen, dass ich im Hinblick auf die Entwicklung von Maale Adumim sehr zuversichtlich bin. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese schwierige, aber auch spannende Herausforderung erfolgreich zu Ende zu bringen.

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