Editorial - Herbst 1998
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Yaffa Yarkoni, Dudu Fischer, die "Tsemed Reïm", Naomi Schemer, Arik Einstein, Ofra Haza und vor allem der verstorbene Rabbi Schlomo Carlebach sind Namen, welche die Geschichte des jüdischen und israelischen Volksliedes nachhaltig und auf unabsehbare Zeit geprägt haben. Bei Schulausflügen, Familienfeiern oder Festen werden oft die Reime und Lieder dieser Künstler gesummt, gepfiffen oder eifrig im Chor gesungen, wobei die jüngeren "Gesangskünstler" oft die Namen der Sänger, Autoren oder Komponisten der Melodien nicht kennen, die sie trällern.
Das israelische Volkslied begleitet die Geschichte des Landes und verkörpert in vielen Fällen eine echte Erinnerung an das eine oder andere bedeutende Ereignis, das den Verlauf der Geschichte in den ersten fünfzig Jahren des jungen jüdischen Staates bestimmt hat. Über ein halbes Jahrhundert von Liedern zu sprechen bedeutet zwangsläufig, vielen Melodien, Sängern und Gruppen unrecht zu tun, die sich in diesem Zeitabschnitt einen Namen gemacht haben. Wir haben uns daher entschlossen, für jedes Jahrzehnt diejenigen Lieder auszuwählen, die am besten die Strömungen, Gattungen und Stilrichtungen zum Ausdruck brachten und dabei historische und musikalische Ereignisse aufgriffen. Unsere Wahl erfolgte aber in erster Linie aufgrund des Bekanntheitsgrades dieser wunderbaren Lieder in der israelischen Bevölkerung und in der jüdischen Welt.
1948-1957
Das erste Jahrzehnt des israelischen Staates zeichnete sich durch Lieder aus, die durch den Unabhängigkeitskrieg und die Geschichte der Pioniere inspiriert wurden, die sich an den Grenzen und in der Wüste niederliessen. Al na tomar li schalom (Sag mir nicht Adieu) von Yaffa Yarkoni mit Arik Einstein wurde nur kurz nach dem Unabhängigkeitskrieg komponiert. Es ist eines der bekanntesten Lieder von Yaffa Yarkoni, die ihre Karriere 1948 als Sängerin in einem Variété-Ensemble der Armee begann. Ihre Übernamen "Nationalsängerin" und "Sängerin aller Kriege" brachten ihr dieses Jahr den Israel Preis ein, die höchste Staatsauszeichnung.
Zu Beginn der 50er Jahre wurden die meisten Lieder auf dem Rhythmus der israelischen Hora aufgebaut, die sich sehr schnell zu einem fröhlichen, für die israelische Volkskunst charakteristisch gewordenen Tanz entwickelt hatte. Hora Heachzuth (Hora der Pioniere) wurde vom Ensemble des Nachal gesungen, dem Pionierkorps der israelischen Armee, und stellt ein Loblied auf den Pioniergeist der Tsahal-Soldaten dar, die sich im Rahmen des Nachal entschieden hatten, den Militärdienst mit der Landarbeit zu verbinden. Dieses Lied hat die Gründung fast aller Siedlungen des Nachal geprägt und ist zum gesungenen Symbol dieses einzigartigen Phänomens des Tsahal im ganzen Land geworden. Der erste Nachal, "Nachal Oz", liegt an der Grenze des Gazastreifens und wurde 1951 gegründet. Das für jene Zeit charakteristische Musikinstrument ist die Ziehharmonika.
Arik Lavi ist ein weiterer Künstler, der diese Epoche geprägt hat. Eines seiner bekanntesten Chansons, Hassela Hadom (Der rote Felsen), wurde 1958 zum ersten Mal aufgenommen und berichtet von einem damals verbotenen Ausflug nach Petra in Jordanien. "Petra sehen, auch wenn man daran stirbt" war zum Schlagwort einer kühnen Jugend geworden. Einige dieser Jugendlichen haben diesen Ausflug über die jordanische Grenze tatsächlich mit dem Leben bezahlt. Die Ausstrahlung des Liedes über den israelischen Rundfunk wurde jahrelang untersagt, aus Angst, es würde zu dieser Art von Mutprobe auffordern, und erst nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Jordanien im Oktober 1994 wurde das Lied wieder erlaubt, da Petra nun zu einem frei zugänglichen und gefahrlosen Touristenort für israelische Reisende geworden war.
Auch die massive Einwanderung hat zur Einführung neuer Gattungen in Israel geführt, die vor allem aus den Ländern des Orients und dem Mittelmeerraum stammten. Neue Städte wie Dimona und Yeruam entstanden als Ergebnis des Traumes von Ben Gurion, die Wüste zu bevölkern. Das Lied Simona von Dimona der in den 50er Jahren sehr beliebten, aus vier Männern bestehenden Gruppe Ayalon erzählt die Geschichte einer frisch eingewanderten Nordafrikanerin, die sich von Dimona niederlässt, und der jungen Einheimischen, die ihr den Hof machen. Ebenfalls bekannt ist das Lied Hem rochwim vescharim (Sie reiten und singen), der Gruppe von "Benis Freunden", in dem die Anziehung der öden Weiten auf die Phantasie der Israelis in jener Zeit zum Ausdruck kommt, die man hoch zu Ross durchquert wie die amerikanischen Cowboys. Beni Amdursky, einer der Sänger dieser Gruppe, hatte ebenfalls im Duo der "Dudaïm" mitgewirkt, dem wir das berühmte Lied Erew schel Schoschanim verdanken.
1958-1967
In diesen Jahren erlebte der Schlager eine wahre Blütezeit, vor allem infolge der immer zahlreicheren Variété-Sendungen am israelischen Rundfunk und der aus dem Boden schiessenden Schlagerfestivals. Schimon Bar und Aliza Kaschi, zwei erfolgreiche Sänger der 50er und 60er Jahre, hatten sich für die Interpretation von Erew Ba zusammengetan, das den ersten Preis im ersten Schlagerfestival Israels am Vorabend des Unabhängigkeitstages gewann. Von da an und bis 1976 wurde es zur Tradition, dem Publikum am Vorabend von Jom Haatsmaut zwölf neue israelische Lieder vorzustellen, zunächst in einer Direktübertragung am Radio, nach der Entstehung des israelischen Fernsehens dann am Bildschirm.
Naomi Schemer, zweifellos die produktivste Autorin von Erfolgsschlagern, deren Werke ihr den "Israel Preis" einbrachten, schrieb den Text und die Melodie eines sehr beliebten Liedes, Schir Haschuk (Das Marktlied), interpretiert von der Gruppe "Tarnegolim", die sich aus vier Ehemaligen der bekanntesten Militärensembles zusammensetzte. In Israel gab es damals viele Variété-Gruppierungen, die parallel typische Lieder des israelischen Brauchtums und die ins Hebräische übersetzten gängigen ausländischen Hitparadenschlager aus Europa und Amerika darboten, die an die israelischen Gegebenheiten der 60er Jahre angepasst worden waren. Das berühmteste Trio, "Gescher Hayarkon", Autoren insbesondere von Siman scheata tsaïr, setzte sich aus zwei Sängern, Yehoram Gaon und Arik Einstein, zusammen, die nach der Auflösung der Gruppe einzeln grosse Bekanntheit erlangten.
Yehoram Gaon, zu dessen grössten Erfolgen Kol Hakawod gehört, begann im Ensemble von Nachal. Er hat ca. dreissig Schallplatten herausgegeben und trägt den Spitznamen "Nationalsänger", doch heute hat er einen Sitz im Stadtrat von Jerusalem. Kol Hakawod erzählt die Geschichte einer Art König von Jaffa, eines Stars des Musicals Casablan. Die Musik dieses Stücks, dessen Handlung ein wenig derjenigen von West Side Story gleicht, wurde von Dov Zeltzer komponiert, einem der in Israel beliebtesten Komponisten der 60er Jahre.
Yeruschalayim schel Zahaw (Goldenes Jerusalem) ! Es trifft durchaus zu, dass der Erfolg und der Ruf von Schuli Natan auf wenigen Augenblicken am Ende eines Festivals des israelischen Chansons auf der Bühne des Kongresspalastes von Jerusalem beruhen, jedoch lange Jahre andauern sollen: es war der Abend des 15. Mai 1967, des 19. Jahrestages des israelischen Staates. Naomi Schemer hatte den Text und die Musik dieses Liedes für eine Aufführung ausserhalb des Wettbewerbs als Abschluss des Abends geschaffen. Gemäss der jüdischen Tradition war das Goldene Jerusalem ein Anhänger aus Kupfer, ein Geschenk des Rabbi Akiwa, einer der grössten Weisen der jüdischen Geschichte, für seine geliebte Frau Rachel. Naomi Schemer hatte sich vom Namen des Schmuckstücks inspirieren lassen, um die Farben der Stadt in einem nostalgischen Lied zu beschreiben, das dem antiken Jerusalem hinter den Mauern gewidmet war; die Stadt befand sich damals noch auf Gebiet, das von den Jordaniern kontrolliert wurde. Am Tag des Festivals begann Ägypten seine Streitkräfte auf der Sinai-Halbinsel aufzustellen und verbot kurz darauf den israelischen Schiffen den Zugang nach Tiran am Roten Meer, was schliesslich zum Sechstagekrieg und zur Wiedervereinigung von Jerusalem führte. Naomi Schemer fügte dem Lied kurz entschlossen eine weitere Strophe hinzu, welche die Rückkehr in das alte Jerusalem beschrieb. Goldenes Jerusalem stieg zum Rang einer "zweiten" Nationalhymne auf und wurde seither in unzähligen Versionen aufgenommen und in viele Sprachen übersetzt.
1968-1977
Dieser Zeitabschnitt wird von der Beliebtheit der militärischen Formationen geprägt. Tsahal nannte in dieser Zeit ein Dutzend grosser Variété-Ensembles ihr eigen, die bis in die entferntesten Ecken des Landes reisten, um die Soldaten zu unterhalten. Viele der heute berühmten Sänger, Schauspieler und Regisseure Israels unternahmen ihre ersten Bühnenerfahrungen im Rahmen dieser militärischen Ensembles, die als wahre Brutkästen für Künstler galten. Schir Haschalom (Lied für den Frieden), der grösste Erfolg der Gruppe Nachal, war das Lied, das Itzchak Rabin szl, Ministerpräsident und Verteidigungsminisiter, fünfundzwanzig Jahre nach seiner Entstehung anlässlich der grossen Friedensdemonstration auf dem Platz der Könige anstimmte, nur wenige Augenblicke vor seinem Tod. Seit dem 4. November 1995 steht dieses Lied in engem Zusammenhang mit der Ermordung Rabins und mit dem Kampf Israels für den Frieden. Eine der beliebtesten Gruppen war diejenige der Marine. Ihr grosser Erfolg, Ein kwar derech chazara (Eine Rückkehr ist nicht mehr möglich), dessen Text von Yoram Tehar-Levy und die Musik von Yaïr Rosenblum, zwei bedeutenden israelischen Autoren stammen, erzählt fast die gesamte Geschichte des Zionismus seit der Ankunft in Palästina bis zum Beginn der 70er Jahre.
Zahlreiche Lieder wurden auch "dem Krieg nach dem Krieg" gewidmet, d.h. dem Zermürbungskrieg dem Suezkanal entlang, den Bombardierungen der Dörfer im Jordantal, den Terroristenverfolgungen usw. Mirdaf (Verfolgung) von Hava Alberstein, einer berühmten Sängerin, spricht von der Jagd auf Terroristenkommandos, die sich nach dem Sechstagekrieg einschlichen. Diese Verfolgungen haben zahlreichen israelischen Soldaten das Leben gekostet, insbesondere in der Region der Höhlen in der Wüste von Judäa und in der dichten Vegetation in der Jordansenke - diese Gegenden wurden zu jener Zeit "Land der Verfolgung" genannt.
1968 schuf Arik Einstein sein berühmtes Lied Ani Weata (Ich und Du), eine Art Hymne auf die Veränderung, auf eine bessere Zukunft und auf den Frieden. Die Stimme von Arik Einstein war in Israel seit langem bekannt. Obwohl er seit Jahren keine Bühnenkonzerte mehr gibt, sind seine Platten (40) zu Klassikern des israelischen Chansons geworden. Sein Repertoire ist sehr breit gefächert, es reicht von israelischem Rock bis zu Liedern mit patriotischem, griechischem und mediterranem Einschlag.
Lu Yehi des Trio Hagaschasch Hachiwer ist zu einem der typischsten Lieder des Kippurkrieges geworden. In Anlehnung an den Text von Let it be der Beatles hat Naomi Schemer eine Melodie komponiert, die den düsteren Stunden dieses entsetzlichen Augenblicks in der israelischen Geschichte besser entsprach. Naomi Schemer ergänzt ausserdem das Trio mit ihrer Stimme und trägt so zu einer besonders ergreifenden Interpretation des Liedes bei. Das Trio Hagaschasch Hachiwer verkörpert ein wahres soziologisches Phänomen. Nach 30 Jahren mit Chansons und Sketches sind die "Ganaschim", wie man sie zärtlich nennt, zu einem echten Grundpfeiler der neuen israelischen Kultur geworden. Das Trio hat die Sprache und den israelischen Slang bereichert und zählt zahlreiche Stücke zu seinem Repertoire, die heute zum Volksgut gehören.
1978-1987
Dieses Jahrzehnt wird von zahlreichen Siegen geprägt. Im Sport hat Israel den Champion's Europacup im Basketball gewonnen, auf künstlerischer Ebene erreicht der jüdische Staat zweimal nacheinander den ersten Platz im Schlagerwettbewerb der Eurovision, und auf politischer Seite unterzeichnet Menahem Begin den Friedensvertrag mit Ägypten. Ebenfalls in diesen Jahren entsteht innerhalb der israelischen Folklore das Konzept des "orientalischen Liedes". Zahlreiche Lieder im mediterranen, russischen, osteuropäischen und jemenitischen Stil entstehen in den einfachen Wohnvierteln und setzen sich vor grossem Publikum durch. Es kommt in Israel zu diesem Zeitpunkt zu einer Art Rückkehr zu den Ursprüngen. Orientalische Melodien aus der israelischen Tradition werden sogar in einigen benachbarten arabischen Ländern zu Hits. Diese Jahre sind die erfolgreichsten für Matti Caspi, der selbst ein "Ehemaliger" aus einem Militärensemble ist. Die meisten seiner Lieder sind zu einem Bestandteil des nationalen Repertoires geworden.. Während zahlreichen Jahren war Matti Caspi einer der am häufigsten gesungenen Komponisten in Israel. Er komponierte Hunderte von Schlagern, die in den meisten Fällen grosse Erfolge wurden, vor allem Tsiur (Zeichnung), an dessen Produktion ein anderer begabter Künstler beteiligt war, Schlomo Gronich.
Doch das Lied, das dieses Jahrzehnt bestimmt am stärksten geprägt hat und noch oft am israelischen Rundfunk gesendet wird, heisst Halleluja, und wurde von Gali Atari und seiner Gruppe "Chalaw u Dwach" (Milch und Honig) geschrieben und gesungen, die damit 1979 den Schlagerwettbewerb der Eurovision in Jerusalem gewannen. Hierzu muss betont werden, dass dieser Wettbewerb fünf Tage nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Israel und Ägypten stattfand. Unter diesen Umständen ist Halleluja irgendwie zur "inoffiziellen Hymne Israels" geworden. Seit der Eurovision-Auszeichnung wurde das Lied in -zig Sprachen übersetzt und in vielen verschiedenen Fassungen aufgenommen, es gelang ihm sogar, von Radio Kuweit ausgestrahlt zu werden.
Ein weiterer Name hat die Jugend dieser Jahre in ihren Bann geschlagen: Avi Toledano. Dieser "Ehemalige" aus einem Militärorchester sang viele Erfolgstitel, doch als sein grösster Hit gilt in der Regel "Hora". Diese sehr rhythmische Melodie erinnert in seiner etwas nostalgischen Art an die berühmte Hora von früher, die in den ersten Jahren der Staatsgründung so populär war. Wie bereits erwähnt, war die ethnische, vor allem die orientalische Musik sehr "in". In dieser Strömung taucht der Name Zohar Argov auf, einer der ersten Sänger im orientalischen Stil, der das grosse Publikum in Israel begeisterte. Er gab mehrere Platten heraus, doch im November 1987 setzte er, ein Opfer seiner Drogesucht, seinem Leben ein Ende. Seine bekanntestes Stück, Haperach Begani (Die Blume in meinem Garten), nahm an einem Wettbewerb des orientalischen Liedes teil, die sich in den 70er und 80er Jahren in Israel zu einer wahren Tradition entwickelt hatten. Noch heute sind viele der Ansicht, Haperach Begani stelle eine Wendepunkt für den israelischen Schlager dar. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die orientalische Musik mit ihren Interpreten orientalischer Herkunft nur in den Verkaufsbuden des Busbahnhofs von Tel Aviv verkauft. Mit seinem riesigen Erfolg riss Zohar Argov die Mauer nieder, die diesen Liedern den Zugang zu Rundfunk und Fernsehen versperrte. Nach Die Blume in meinem Garten wurde die israelische Volksmusik von Hunderten von Schlagern sozusagen überschwemmt, die bis dahin etwas verächtlich "orientalisch" genannt wurden. Heute mischen typische aschkenasische Sänger und sogar einige israelische Rocksänger mediterrane Motive in ihre Kompositionen.
Die Jahre 1978-1987 sahen den Aufstieg zahlreicher Künstler. Unter ihnen muss auch Boaz Schar'habi erwähnt werden, dessen Musik sehr stark von dem jemenitischen Singsang beeinflusst wurde, die seine Kindheit begleiteten. Seine bekannteste Komposition, Kesche Tawo Wenn du wiederkommst, ist der so sehr erhofften Rückkehr von Ron Arad gewidmet, dem 1986 in einem Kampfflugzeug über dem Libanon abgeschossenen israelischen Piloten.
1988 -1998
Das fünfte Jahrzehnt des Staates Israel erlebte das massive Aufkommen von griechischen und mediterranen Liedern: Buzuki, Akkordeon usw. In dieser Zeit tauchten auch immer mehr isrealische Rockgruppen auf, die ethnische Elemente mit modernen Rockakzenten vermischen. Eine Formation, die unter den Gruppierungen dieser Art besonders auffiel, ist der Chor der "Kinder der Saba". Unter der Leitung von Schlomo Gronich führte dieser Chor äthiopische Melodien in die hebräischen Lieder ein. Parallel zu diesen Gruppen kamen auch Sänger und Komponisten auf, die eine derart grosse Fangemeinde um sich versammeln konnten, um Sportstadien mit jüngeren und weniger jungen begeisterten Zuhörern zu füllen. Merkwürdigerweise und im Gegensatz zu den Folksongs der ersten Jahre Israels haben es die meisten dieser Schlager nicht geschafft, über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden. Die Namen grosser Lokalstars, wie Schabak Samech, Yehuda Poliker oder der Gruppe Etnix, sind in der Diaspora praktisch kein Begriff. Aviv Gefen hingegen bleibt ein ebenso eindrückliches wie kontroverses und rasch vergessenes Phänomen. Sein Erfolg beruhte auf einem einzigen Titel, Andenken an einen Freund, den er in Erinnerung an Itzhak Rabin schrieb und der in der ersten Zeit nach dessen Ermordung sehr in Mode war. Das eigentliche Trauerlied im Gedenken an Itzhak Rabin ist jedoch das berühmte Gedicht von Arik Einstein, Lifkot Lecha (Dich beweinen), das Aviv Gefen vertonte. Man kann interessanterweise feststellen, dass "Altbewährtes" wie Rami Kleinstien, Schlomo Artzi und Arik Einstein in den 90er Jahren wieder an Popularität gewann.
Ein anderes vergängliches und sehr umstrittenes Phänomen ist Dana International, die den diesjährigen Schlagerwettbewerb der Eurovision gewonnen hat. Ihre "Erschaffung" ist Teil der israelischen Musikbewegung, die sich damit begnügt, zweitrangige europäische oder amerikanische Rockgruppen nachzuahmen. In das Jahrzehnt 1989-1998 fallen aber auch der Aufstieg besonders ergreifender Künstler, wie z.B. Rita, eine Jüdin iranischer Abstammung, deren Talent und Sensibilität sie zu einer israelischen "Barbara" machen.
Zum Schluss muss betont werden, dass Gruppen und einzelne Sänger aus der chassidischen Tradition die Geschichte der israelischen Volksmusik seit der Staatsgründung stark beeinflusst und geprägt haben. So haben Hits wie Haosseh Schalom (Der Friedensmacher...) und vor allem die messianische Melodie Moschiach (Der Messias einen Erfolg gefeiert, der mit allen anderen Liedern der israelischen Volksmusik seit 50 Jahren und in allen Bereichen nicht zu vergleichen ist.
Abschliessend muss daran erinnert werden, dass ein Lied bei allen einstimmig Anklang findet und mehr als alle anderen unsere Gefühle erwecken kann: die HATIKWA, die Nationalhymne des jüdischen Staates.
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