Der sogenannte "Friedensprozess", der von der Regierung Rabin mit viel Aufwand durchgeführt wird, obwohl eine grosse Mehrheit von Israelis und Juden in aller Welt sich dagegen ausspricht, gefährdet in hohem Ausmass die Beibehaltung der Einheit Jerusalems, der Hauptstadt des jüdischen Staates. Die PLO führt schon heute ihre Geschäfte in aller Öffentlichkeit vom Orient House aus, und andere offizielle Institutionen dieser Terroristenorganisation besitzen dank dem stillschweigenden Einverständnis der Regierung Rabin Räumlichkeiten in bester Lage. Da die Abtretung von Land bei den führenden Politikern Israels beschlossene Sache ist, geht es nicht mehr um den Golan oder einige Quadratkilometer mehr oder weniger im Herzen Israels, in Judäa oder Samaria, sondern um die Zukunft Jerusalems.
Soll die Stadt wieder geteilt werden, wobei bestenfalls eine Enklave bei der Kotel Hamaaravi den Juden vorbehalten bleibt, die über eine schmale Freizone zugänglich sein wird ? In diesem Korridor wären alle Juden den Maschinengewehren der Terroristen-"Polizei" der PLO gnadenlos ausgeliefert. Wird Jerusalem endgültig einer getrennten, gemischten oder jüdisch-islamischen Stadtverwaltung unterstellt ? Werden die Juden, die in den neuen, nach dem arabischen Angriff von 1967 errichteten Quartieren von Jerusalem aus ihren Wohnungen vertrieben und durch israelische Ordnungskräfte evakuiert, und dies innerhalb unserer Hauptstadt ?
Diese Gefahren könnten uns ernsthaft bedrohen, doch bereits organisiert sich der Widerstand, damit die Regierung Rabin ihre unheilvollen Pläne nicht verwirklichen kann. Ehud Olmert, Bürgermeister von Jerusalem, hatte mit uns in einem exklusiven Interview, das in SHALOM Vol.XX veröffentlicht wurde, ausführlich über diese Bedrohung gesprochen. Heute sind wir SCHMUEL MEIR begegnet, dem stellvertretenden Bürgermeister von Jerusalem, der für Fragen des Bauwesens und der Finanzen der Stadt verantwortlich ist.
Wie erfüllen Sie Ihre Aufgabe, wo sich die israelische Regierung bereit erklärt hat, über den Status von Jerusalem zu verhandeln ?
Zunächst einmal möchte ich in Erinnerung rufen, dass auch wir für den Frieden sind, dass Jerusalem aber keinen Verhandlungsgegenstand darstellt. Unsere Aufgabe beschränkt sich darauf, die Forderung nach einem jüdischen Jerusalem zu stellen und zu verteidigen. Unsere Anstrengungen betreffen ganz besonders einige bestimmte Punkte. Unser Hauptziel ist es, sämtliche Grundstücke und Häuser, die früher einmal Juden gehörten, zurückzukaufen. Es ist von höchster Wichtigkeit, die jüdische Präsenz in ganz Jerusalem, vor allem in der Altstadt und insbesondere im früheren jüdischen Viertel, das heute irrtümlicherweise "muslimisches Quartier" genannt wird, zu verstärken. Man muss sich im klaren sein, dass dieser Aspekt unserer Arbeit sehr viel Umtriebe und Bemühungen mit sich bringt, da für jeden Stein, jedes Stückchen Erde und jedes Haus unzählige Schritte notwendig sind, bis sie endgültig erworben werden können. Der zweite Schwerpunkt unserer Tätigkeit liegt darin, das jüdische Volk in der ganzen Welt auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die Jerusalem bedroht. Der Bürgermeister und ich selbst reisen abwechselnd in die wichtigsten jüdischen Gemeinden im Ausland, um die Gefahren und schrecklichen Konsequenzen zu erläutern, welche der gegenwärtige Prozess mit sich bringt. Wir müssen ebenfalls die jüdische Öffentlichkeit in Israel vor den Folgen einer Teilung der Hauptstadt warnen. Am vergangenen Sukkoth haben wir für die Bevölkerung ein grosses Unterstützungsfest organisiert, an dem 70'000 Menschen teilnahmen. Gleichzeitig führen wir selbstverständlich eine umfassende Informationskampagne im ganzen Land durch. Ausserdem bereiten wir Raumordnungspläne vor, um die jüdische Bevölkerungsdichte im Ostteil von Jerusalem zu festigen und zu erhöhen. Es ist von entscheidender Bedeutung, rasch zu handeln und vor Ort zahlreiche unwiderrufliche und endgültige Tatsachen zu schaffen.
Sie sprechen davon, ein vereinigtes Jerusalem unter jüdischer Verwaltung beizubehalten. Die Nord-Süd-Verbindungsstrasse Nr. 1 teilt die Stadt jedoch in einen Ost- und einen Westteil. Wurde der Bau von Strassen vorgesehen, welche die östlichen und westlichen Stadtteile miteinander verbinden ?
Die Strasse Nr.1 stellt nicht eigentlich ein trennendes Element dar. Wir haben in Wirklichkeit überall in der Stadt Verkehrsachsen für die enge Verbindung beider Teile Jerusalems geplant und mit ihrer Verwirklichung begonnen. Eine dieser Strassen führt direkt über die Nr.1. Darüber hinaus bilden einige der Umfahrungsstrassen einen geschlossenen Kreis um die Stadt und verknüpfen auf diese Weise die Quartiere aller vier Himmelsrichtungen miteinander. An diesen neuen Verkehrsachsen entlang entstehen heute ausserdem neue Stadtviertel, so dass zahlreiche jüdische Israelis sich nun in Jerusalem niederlassen können.
Wie gehen Sie in den "muslimischen" Quartieren Jerusalems vor, um Grundstücke oder Gebäude zu erwerben ?
Wir kaufen sie auf völlig rechtmässigem Weg den Arabern ab, die sie uns seltsamerweise bereitwillig überlassen.
Weshalb ?
Sie wissen doch, dass die "Wege des Herrn unergründlich sind". Uns ist das Verhalten der Araber nicht immer verständlich, doch die Tatsachen sind deutlich greifbar. Die Einwohner dieser Quartiere sind natürlich recht arm, sie vermieten ihre Häuser an reiche Landbesitzer in Ramallah oder Nablus. Dies stellt für uns eine weitere Schwierigkeit dar, da es nicht immer einfach ist, die eigentlichen Eigentümer der Gebäude zu ermitteln, die wir erwerben wollen. Bis heute kam es zu 160 Gerichtsverfahren gegen uns, mit denen man beweisen wollte, dass wir bestimmte Immobilien in Ostjerusalem auf illegalem Weg gekauft hatten. Von diesen Prozessen haben wir 150 vor dem Hohen Gerichtshof gewonnen, 10 von ihnen sind noch nicht abgeschlossen. Leider lassen sich die Juden aus Sicherheitsgründen noch nicht sehr zahlreich im "muslimischen Quartier" nieder. Ich kann die Juden der Diaspora mit allem Nachdruck dazu ermuntern, Grundstücke, Wohnungen und Häuser in der Altstadt von Jerusalem zu kaufen. Die Preise auf dem Immobilienmarkt sind günstig, es ist mit einem beträchtlichen Wertzuwachs zu rechnen, doch vor allem verhindert der Kauf zahlreicher Häuser die Teilung der Stadt.
In ganz Jerusalem sieht man Gebäude, die von den Arabern ohne Genehmigung errichtet wurden. Wie reagieren Sie angesichts dieses Phänomens ?
Ganz einfach: jede illegale Konstruktion auf öffentlichem Grund wird automatisch zerstört. Jedes Gebäude, das auf einem privaten Grundstück errichtet wurde, ist Gegenstand einer Klage und wird vor Gericht gebracht, auch wenn dann meist ein Auge zugedrückt wird.
Findet eine Zusammenarbeit zwischen Bürgermeisteramt und Regierung statt, und wie sieht sie aus ?
Wie Sie wissen, wünschen sich viele Miglieder der Regierung, an erster Stelle natürlich Rabin, eine Teilung der Stadt. Die Dinge liegen daher nicht so einfach. Was die Entwicklung von Jerusalem angeht, wurden Vernunft und Logik dabei immer ausser acht gelassen. So hat eine neuere und sehr genaue Untersuchung der Sitzungsprotokolle, die an Gesprächen zwischen dem Bürgermeisteramt von Jerusalem und den verschiedenen Regierungen Israels - von Levi Eshkol über Golda Meir bis Itzhak Shamir - seit 1967 aufgenommen wurden, gezeigt, dass sich Teddy Kollek persönlich von Anfang an heftig gegen die Errichtung neuer Quartiere der Stadt, wie beispielsweise Giloh, Neve Yaacov, Pisgath Zeev usw., aussprach.
Daher sind wir äusserst besorgt und beunruhigt angesichts der Gefahren, die heute mehr denn je zum Verlust von Jerusalem führen könnten. Ich möchte jeden, der sich für dieses Problem interessiert, zu einem Besuch hier auffordern und ihn um finanzielle Unterstützung bitten; bringt unsere Programme und unsere Bemühungen an eine breite Öffentlichkeit, denn das Fortbestehen der jüdischen Stadt Jerusalem liegt in unserer Hand, in der Hand der Juden Israels und der Diaspora. Wenn die Juden der gesamten Welt davon überzeugt sind, dass Jerusalem uns gehört, und dies unerschütterlich verkünden, wird die Stadt weiterhin unser sein. Andernfalls... Wir setzen unsererseits alles für die Rettung Jerusalems ein und können nur hoffen, dass die Juden der Diaspora sich darum bemühen, ihre Pflicht zugunsten eines vereinigten Jerusalems als Hauptstadt des jüdischen Staates zu erfüllen.
|