Editorial - März 1994
• Editorial
Jüdische Feiertage
• Pessach 5754
Politik
• Die Folgen eines Massakers
Interview
• Gestern - Heute - Morgen
• Jerusalem - Eins und Unteilbach
Terrorismus
• Die Fackel wird ewig brennen
Porträt
• Der Hofnarr
Judäa - Samaria - Gaza
• Der "Friede" an Ort und Stelle
• Die letzten Juden von Jericho
Analyse
• Terrorismus und Illusionen
• Multilateralen Verhandlungen
Kunst und Kultur
• Jüdische Frauen als Schreiber und Drucker
• Arthur Segal (1875-1944)
Israel - Diaspora
• Israel und das Weltweite Judentum
Israel - Vatikan
• Eine "Zivilhochzeit"
Biographie
• Sir John Pitchard, His Life in Music
Ethik und Judentum
• Statistik und Wahrscheinlichkeit
|
Die letzten Juden von Jericho
|
Seit die Regierung Rabin den Mördern der PLO jüdisches Land überlassen hat ohne eine Gegenleistung zu verlangen, ist die wunderschöne Region von Jericho zum Gegenstand zahlreicher Befürchtungen geworden. Jericho ist sowohl aus geistiger, historischer und strategischer Sicht sehr eng mit dem jüdischen Volk verbunden und war die erste Stadt, die von Josua erobert wurde, als die Juden nach der Flucht aus Ägypten im Heiligen Land eintrafen. Eretz Israel wurde danach von dieser Stadt aus eingenommen. In der Epoche des Zweiten Tempels war Jericho eine Priesterstadt. Sie besass für die Könige Israels, die Makkabäer und selbst Herodes, sehr grosse Bedeutung. Unsere Weisen beziehen sich oft auf Jericho als "den Schlüssel zum Land Israel". Zur Zeit als die Mischna geschrieben wurde, lebte eine blühende Gemeinschaft in Jericho, die vor allem in den Abhandlungen von Pessachim und Menachoth erwähnt wird.
Heute braucht man kein Strategieexperte zu sein um zu begreifen, wie wichtig Jericho und die gesamte Region sind, wenn von Jordanien aus jordanische, irakische oder gar iranische Streitkräfte eine Panzerinvasion durchführen würden. Seltsamerweise hat nach dem Sechstagekrieg keine einzige Regierung die Schaffung einer jüdischen Präsenz in Jericho geplant. Nur einige Kibbuzim wurden in dieser Gegend gegründet. In Jericho gibt es phantastische archäologische Fundstellen, insbesondere zwei Synagogen, die Synagoge Shalom al Israel aus dem 7. Jahrhundert, die in der Stadt selbst liegt, und die Synagoge Naharan aus dem 8. Jahrhundert.
Seit einigen Jahren beherbergt die Synagoge Shalom al Israel, von der nur ein herrliches Mosaik mit der Inschrift "Shalom al Israel" und dem Erbauungsdatum dieser jüdischen Kultstätte überlebt haben, eine Jeschiwa. Seit kurzer Zeit belebt dieses Zentrum für das Thorastudium die jüdische Präsenz an diesem Ort, der so eng mit unserer Geschichte verbunden ist. Das Institut kämpft mit grossen materiellen Schwierigkeiten. Es liegt mitten in der Wüste, umringt von arabischen Häusern; fliessendes Wasser ist zwar vorhanden, doch der Strom stammt aus einem lokalen Generator. Ein Telefon existiert nicht, so dass die Studenten bis ins Zentrum von Jericho gehen und dort das arabische Telefon benützen müssen... das von den israelischen Behörden nach der Befreiung von 1967 installiert wurde.
Die höchsten rabbinischen Autoritäten des Landes begeben sich regelmässig nach Jericho, um hier die Bibel, die Halacha, jüdische Ethik und Moral oder auch Philosophie zu lehren. Am 27. Januar 1994 stattete der aschkenasische Grossrabbiner von Israel, Raw Israel Meir Lau (siehe SHALOM Vol.XVIII), der Jeschiwa und der Synagoge Shalom al Israel von Jericho einen persönlichen Besuch ab, um hier zu beten und einen Vortrag zu halten. Ermutigungen sind also vorhanden, doch es stellen sich heute zahlreiche Fragen, wobei die wichtigsten lauten: Wie lange wird dieses Zentrum für jüdische Studien von der gegenwärtigen Regierung noch geduldet werden ? Wann werden die Synagogen Shalom al Israel und Naharan den PLO-Terroristen überlassen ? Sind die Männer, die hier studieren, die letzten Juden Jerichos oder die Pioniere einer Wiederauferstehung der jüdischen Gemeinschaft, die im Altertum eine der blühendsten war ?
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird diese jüdische Präsenz als störend empfunden, und die "Friedenspläne" der aktuellen Regierung werden bestimmt nicht von dieser kleinen jüdischen Minderheit und ihren Gesängen und Gebeten aufgehalten werden. Die Situation ist sehr verwirrend, und anlässlich meines Besuchs in dieser Stadt bin ich einem höheren Offizier der Armee begegnet, den ich fragte, zu welchem Zweck seine Leute sich hier aufhielten. "Beschützen sie die Juden, beschützen sie die Araber oder hindern sie die Juden daran, ihre Präsenz zu verstärken ? Woraus besteht ihr Auftrag genau ?" Dieser hochdekorierte Vertreter der Armee schaute mich mit zugleich nachdenklichem und besorgtem Blick traurig an: "Es gibt Tage, da wissen wir dies nicht mehr so genau..."
Wenn Sie die jüdische Präsenz in Jericho verstärken und die Menschen unterstützen möchten, die hier die Thora und unsere Überlieferungen studieren, können Sie ihre Spenden direkt an folgende Adresse senden:
YESHIVATH JERICHO
Bank Poaley Agudath Israel
Konto Nr. 152-678.392
JERUSALEM / Israel
|
|