News Neueste Ausgabe Befragung: Resultate Suchen Archiv Français English Русский עברית Español


Inhaltsangabe Georgien Herbst 2007 - Tischri 5768

Editorial
    • Editorial September 2007 [pdf]

Rosch Haschanah 5768
    • Verantwortungsgefühl [pdf]

Politik
    • Warum nicht Amman ? [pdf]

Interview
    • Macht und Moral [pdf]

Reportage
    • Sderot [pdf]
    • Gusch Katif – Zwei Jahre danach [pdf]

Judäa – Samaria
    • Von Hunden und Menschen [pdf]

Analyse
    • Besetzung? [pdf]

Wissenschaft
    • Fähig und Bescheiden [pdf]
    • Leben retten [pdf]

Kunst und Kultur
    • Frauen Während der Schoah [pdf]
    • Encyclopedia Judaica [pdf]

Georgien
    • Jerusalem und Tiflis [pdf]
    • Strategische Position [pdf]
    • Das Jüdische Leben [pdf]
    • Das Gemeindezentrum [pdf]
    • Offenheit und Tradition [pdf]
    • Yuza Tawdidischwili, Bankier [pdf]
    • Shalom Koboschwili [pdf]
    • Juden in Georgien [pdf]

Gerechtigkeit
    • Die Affäre Zentai [pdf]

Ethik und Judentum
    • Gerechtfertigtes Eindringen? [pdf]

Erinnerung
    • Die Ereignisse des Monats September [pdf]

Artikel per E-mail senden...
Yuza Tawdidischwili, Bankier

Yuza Tawdidischwili

Von Roland S. Süssmann
Jedes Mal, wenn ich während unseres Aufenthaltes in Georgien die Beziehungen zwischen Israel und Georgien ansprach, kam wie aus der Pistole geschossen die Bemerkung: „Sie sind in erster Linie wirtschaftlicher Natur“. Zu Beginn dachte ich, es werde einfach um den heissen Brei herumgeredet, um andersgeartete sicherheits­technische Aktivitäten zu vertuschen. Je öfter ich diese Behauptung aber hörte, desto mehr stieg meine Überzeugung, dass sie tatsächlich einer Realität entspricht. Um Genaueres zu erfahren, sprachen wir mit YUZA TAWDIDISCHWILI, einem georgischen Juden, der an der Spitze der wichtigsten Bank des Landes steht; ihr Name: VTB Bank (Georgien).

Wir würden gern mehr über die Handels- und Finanzbeziehungen zwischen Israel und Georgien erfahren. Könnten Sie uns vorher aber noch kurz sagen, wie Sie als Jude einen so bedeutenden Posten erlangt haben?

Ich wurde 1967 in Kutasi geboren, in der zweitgrössten Stadt Georgiens, und zwar in eine traditionalistische Familie. Dort habe ich auch die Sekundarschule besucht. Danach zog ich nach Sankt Petersburg, um dort Medizin zu studieren. Ich gab diese Idee aber irgendwann auf und wurde durch die Rote Armee eingezogen, kurz darauf aber vom Militärdienst befreit. Ich nahm das Studium der Wirtschafts- und Finanzwissenschaft auf und begann nach dem Abschluss in verschiedenen Banken zu arbeiten. Vor sechs Jahren wurde ich zum stellvertretenden Generaldirektor einer der grössten Handelsbanken von Sankt Petersburg ernannt. Als die VTB, die zweitgrösste Handelsbank Russlands, vor zwei Jahren die «United Georgian Bank» aufkaufte, bot man mir den Posten des Generaldirektors der Geschäftsstelle in Tiflis an. Wir sind hauptsächlich in der Branche Handelskredite und im Privatbankgeschäft tätig.
Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass ich Jude bin, in meiner Laufbahn und meinem jüngsten Aufstieg eine Rolle spielte. Ich spreche Georgisch, ich kenne die lokale Denkweise gut und ausserdem verfüge ich über ausreichend Erfahrung im Bankgeschäft, um alle Voraussetzungen für diese Stelle zu erfüllen. Die Bank in Tiflis wird übrigens von vier Partnern geleitet, von denen zwei Juden sind.

Wie steht es um die Handelsbeziehungen zwischen Israel und Georgien?

Unsere Bank arbeitet nicht mit israelischen Partnern zusammen. Wir haben aber zahlreiche jüdische Kunden, vor allem natürlich im kommerziellen Bereich. Gegenwärtig haben drei sehr bedeutende israelische Gesellschaften Konten bei uns eröffnet; zwei von ihnen befassen sich in erster Linie mit Investitionen im Immobilienbereich, die dritte verhandelt direkt mit der Regierung über Importgeschäfte aus der ganzen Welt nach Georgien. Diesen Gesellschaften gewähren wir auch Kreditlinien.

Sie haben Ihre Tätigkeit im Privatbankgeschäft erwähnt. Haben Sie dort mit israelischen Kunden zu tun?

Wir haben zwei Kategorien von Kunden: es sind georgische Juden, die in Georgien oder im Ausland leben.

Fassen Sie die Eröffnung einer Zweigstelle in Israel ins Auge?

Der Konzern VTB, der mehrheitlich dem russischen Staat gehört, obwohl ein Anteil des Aktienkapitals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, besitzt heute 18 Zweigstellen überall auf der Welt. Die Entscheidung, eine zusätzliche Zweigstelle zu eröffnen, wird vom Mutterhaus in Moskau getroffen. Wir können dies nicht beeinflussen.

Wie werden sich Ihrer Ansicht nach die Handelsbeziehungen zwischen Israel und Georgien in den kommenden Jahren entwickeln?

Heute leben ca. 90% der georgischen Juden, die das Land verlassen haben, in Israel, haben aber eine sehr enge Beziehung zu ihrem Herkunftsland bewahrt, auch wenn sie schon vor 20 oder 30 Jahren ausgewandert sind. Deshalb denke ich, dass der Auslöser für den verstärkten Austausch zwischen beiden Ländern aus diesen Kreisen stammen wird, weil die betroffenen Menschen sehr offen sind für die Idee, in Georgien zu investieren. Ich glaube auch, dass die gegenseitigen Handelsbeziehungen sich in manchen Bereichen werden entwickeln können. So besitzt Georgien zwar nicht viel Erdöl oder Gas, verfügt aber über riesige Mengen an Wasser, die mit der Zeit ein wichtiges Export- und Investitionsgut darstellen werden. Ich bin überzeugt, dass israelische Unternehmen in diesem neuen Handelsbereich Fuss fassen werden und wir ihnen dabei helfen können.


Sie sagen, die aus Georgien ausgewanderten Menschen hätten eine sehr enge Beziehung zu ihrem Herkunftsland bewahrt. Ist sie wirklich so solide, dass sie Ihnen ihre Ersparnisse anvertrauen?

Ich hoffe es und ich wünsche es mir, doch im Moment führen wir keine aktiven Werbekampagnen in den georgischen Kreisen in Israel durch. Ich möchte bei dieser Gelegenheit unterstreichen, dass Georgien heute eine ausreichende Stabilität bietet, um Investoren und potenzielle Anleger dazu zu ermuntern, unser Land im Allgemeinen und unsere Bank im Besonderen (sie ist Teil des Konzerns VTB, der heute 50 Milliarden Dollar verwaltet) in Betracht zu ziehen. Am Business Forum Israel – Georgien, das im Mai 2007 in Tel Aviv stattfand, haben die Vertreter unserer Regierung übrigens die Tatsache betont, dass sie die finanziellen und kommerziellen Verbindungen zwischen den beiden Ländern vertiefen möchten, was an sich ja schon sehr vielversprechend ist. Unser Bankensystem gilt heute als stabil und zuverlässig, israelische Banken eröffnen bedeutende Depots bei uns. Meines Erachtens liegt dies nicht ausschliesslich daran, dass wir ausgezeichnete Zinssätze anbieten.
Abschliessend möchte ich sagen, dass die Handels- und Finanzbeziehungen zwischen Israel und Georgien einer rosigen Zukunft entgegengehen, dass wir erst am Anfang eines bedeutenden Entwicklungsschrittes stehen und dass unsere Bank und ich selbst dabei eine wichtige – und finanziell interessante – Rolle spielen wollen.


Contacts
Redaction: edition@shalom-magazine.com   |  Advertising: advert@shalom-magazine.com
Webmaster: webmaster@shalom-magazine.com

© S.A. 2004