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Inhaltsangabe Judäa - Samaria - Gaza Herbst 1996 - Tischri 5757

Editorial - September 1996
    • Editorial

Rosch Haschanah 5757
    • Eine Frage der Autorität

Politik
    • In der Fallstricke von Oslo
    • Post Renebras... Lux

Interview
    • Perspektiven und Tatsachen
    • Ein Chassid im Dienste der Nation

Shalom Tsedaka
    • Würde - Effizienz - Schweigen

Analyse
    • Ton- und Richtungswechsel
    • Die israelischen Araber - Eine Frage der Identität
    • Graue Eminenzen

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Judäa - Samaria - Gaza
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Erziehung
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Porträt
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Ethik und Judentum
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Eli - Shilo - Maale Lewonah

Von Roland S. Süssmann
Während unserer Reise durch jüdisches Gebiet in Judäa, Samaria und Gaza (YESHA) möchten wir heute in ELI Halt machen; dieses Dorf liegt 50 Minuten Autofahrt von Tel Aviv und 35 Minuten von Jerusalem entfernt. Zur unmittelbaren Umgebung von Eli gehören auch die Siedlungen Schilo und Maale Lewonah. Um sich die Lage von Eli plastisch vor Augen zu führen, brauchen wir ein wenig Phantasie. Nehmen wir die Karte von Israel und ziehen wir eine horizontale Linie von Westen nach Osten, von Tel Aviv zum Jordan, sowie eine vertikale Linie von Jerusalem zum Norden des Landes. Eli befindet sich exakt am Schnittpunkt dieser beiden Geraden. Die Strategieexperten haben diese Region als den "weichen Bauch" des Landes bezeichnet. Die massive Präsenz von Juden ist in dieser Gegend demnach von höchster Bedeutung.

Wir wollten die jüngere Geschichte und vor allem die Zukunfts- und Entwicklungspläne von Eli und seiner herrlichen Umgebung entdecken und sind zu diesem Zweck mit MOSCHE MERCHAVIA zusammengetroffen, dem eigentlichen "Gehirn" des Ortes, der sich seit zahlreichen Jahren mit der Planung, dem Aufschwung und der Expansion dieser für Israel lebenswichtigen Zone befasst.


Können Sie die Geschichte von Eli in wenigen Worten zusammenfassen ?

Die Entscheidung, Eli zu gründen, wurde 1984 anlässlich des Abgangs der Regierung Shamir gefällt. Die Linke besass damals eine echte Chance, diese vorgezogenen Wahlen zu gewinnen. Die Schaffung neuer jüdischer Siedlung erwies sich als äusserst dringend und es wurde beschlossen, die Region von Eli stelle eine Priorität dar. Der Name "Eli" wurde in Erinnerung an den letzten Grosspriester des Tempels von Schilo (Mischkan) gewählt; während 369 Jahren war Schilo das geistliche Zentrum des jüdischen Volkes. Da es ziemlich schwierig war, die Israelis aus Tel Aviv und Jerusalem dazu zu überreden, sich in Mobilheimen in einer neuen Siedlung niederzulassen, wandten sich die Verantwortlichen an die Bewohner bereits bestehender Dörfer, wie Ophra, Kochaw Haschachar usw. Ich selbst wohnte in Ophra und erklärte mich zusammen mit ca. fünfzehn Familien einverstanden, für ein Jahr mit Frau und Kindern in diesen neuen Ort zu ziehen, damit er wirklich entstehen konnte. Die Wahlen haben glücklicherweise eine erneute Machtübernahme der Linken verhindert und es enstand eine Regierung der nationalen Union. Seien wir ehrlich, unsere Niederlassung in Eli war alles andere als einfach; es gab weder Wasser, noch Elektrizität oder gar einen fahrbaren Weg, um dorthin zu gelangen. Wir lebten mitten in der Natur, voller Entschlossenheit, diesen wilden Hügel in ein bedeutendes städtisches Zentrum zu verwandeln. Nach und nach haben wir alles erschaffen, trotz zahlreicher Hindernisse und Widerstände, mit denen wir ständig konfrontiert wurden. Wir erhielten nur wenig Unterstützung, doch jeder neu gewonnene und bebaute Zentimeter verkörperte einen eigenen Sieg. Nach einem Jahr kehrten alle, die uns beim Aufbau von Eli geholfen hatten, in ihr Heim zurück, und allmählich trafen neue Familien und die Jeschiwa Bnei David hier ein. Die Annahme, unsere Situation wäre durch eine rechtsstehende Regierung einfacher geworden, ist falsch. Wir mussten um die Bewilligungen und finanziellen Mittel kämpfen. Erst 1990, als General Ariel Sharon das Ministerium für Wohnungsbau übernahm, erlebten wir einen bedeutenden Vorstoss.


Wie ist die Entwicklung vonstatten gegangen ?

Unser Plan sah die Niederlassung von 7000 Familien in Eli vor, doch uns legten sich verschiedene Probleme wirtschaftlicher, politischer, finanzieller und technischer Art in den Weg. Wir hatten kein genaues Zeitprogramm aufgestellt, doch im Verlauf der vergangenen fünf Jahre hat sich die Einwohnerzahl verfünffacht, so dass wir heute fast zweihundert Familien zählen. Die Bevölkerung besteht sowohl aus religiösen als auch aus nichtreligiösen Juden. Unter ihnen befindet sich ein interessanter "Nährboden" für kluge Köpfe, der sich aus ca. zwanzig Paaren zusammensetzt, die ihr Studium in Princeton absolviert und sich bewusst für das Leben in Eli entschieden haben, da hier die Jeschiwa Bnei David steht. Wenn uns nichts aufhält, wenn der von der Regierung Rabin/Peres auferlegte Siedlungsstop wirklich aufgehoben ist, kurz, wenn wir arbeiten können, rechne ich in der näheren Zukunft mit dem Zuzug von 1500 neuen Familien.


Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus ?

Was für unsere Gegend gültig ist, ist es meiner Ansicht nach auch für den Aufschwung überall in YESHA. Heute hat sich die Situation im Vergleich zu den Jahren 1990-92 beträchtlich verändert. Damals war die Regierung unter der Leitung von Ariel Sharon gezwungen, viel und schnell zu bauen, da die Juden aus der UdSSR in grosser Zahl (über eine halbe Million) eintrafen. Von den 120 000 in jenen Jahren erbauten Wohneinheiten befanden sich 15 000 in Judäa-Samaria und Gaza. Gegenwärtig besitzt der Wohnungsbau in diesen Regionen ausschliesslich wirtschaftlichen Charakter, es wird auf Anfrage dort gebaut, wo sich die Menschen niederlassen möchten, nach dem elementaren ökonomischen Prinzip von Angebot und Nachfrage. Es ist eventuell möglich, von der Regierung eine bestimmte Unterstützung in Form von billigen Hypotheken, Baubewilligungen usw. zu erhalten. Für die Grundstückverwaltung in den Regionen Judäa-Samaria und Gaza ist das Verteidigungsministerium zuständig. Ich habe persönlich durch Erfahrung gelernt, dass man sich nie auf eine Regierung verlassen sollte, selbst wenn sie rechts steht. Es ist wohlbekannt, dass man "nur den Reichen Geld leiht", und die Regierung unterstützt ein Projekt mit einer eigenen inneren Antriebskraft sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in bezug auf seine Verwirklichung immer viel bereitwilliger. Die Zeitspanne zwischen 1990 und 92 war aussergewöhnlich, und ich wünsche mir natürlich, dass eine weitere halbe Million Juden nach Israel zieht. Ich kann die Zukunft von YESHA aber nicht auf ein eventuell eintretendes Wunder aufbauen. Ich will den Beitrag der Regierung im Hinblick auf den Aufschwung von Judäa-Samaria nicht schmälern, doch ich möchte betonen, dass Erfolg oder Niederlage allein in unseren Händen liegen.

Heute stehen wir vor einer Periode von vier Jahren, in deren Verlauf es uns gelingen muss, unsere Bevölkerung zu verdreifachen, damit bis ins Jahr 2000 insgesamt 500'000 Juden nach Judäa, Samaria und Gaza ziehen. Es bedeutet auch, dass YESHA bei den letzten Wahlen über 75 000 Stimmen besass. Es erweist sich demnach als unerlässlich, bei den nächsten Wahlen über 250 000 stimmberechtigte Personen zu verfügen; diese Zahl entspricht ungefähr der Anzahl arabischer Wähler in Israel. Ganz gleich, wie die nächste Regierung ausschaut, sie wird mit dem Einfluss der Stimmen, die wir verkörpern, rechnen müssen. Dieser Einfluss wird bis dahin noch mächtiger, da zu den 250 000 Wählern der YESHA alle in ganz Eretz Israel lebenden Verwandte und Freunde kommen. Heute werden in Israel jährlich ca. 80 000 Wohneinheiten errichtet und wir müssen erreichen, dass ein Viertel davon in Judäa, Samaria und Gaza gebaut werden.

Man darf nicht ausser acht lassen, dass unsere Gegend im Herzen des Landes liegt; je mehr Juden hier leben, desto schneller entwickeln sich die bereits bestehenden Industriezonen. Dadurch entsteht ebenfalls eine Dynamik, welche neue Investitionen in die Industrie anzieht. In Israel existiert jedoch immer noch eine psychologische Barriere, so dass viele Menschen zögern, sich in YESHA niederzulassen. Die Öffentlichkeit beginnt jedoch zu verstehen, dass eine immer grössere Zahl in Judäa, Samaria und Gaza lebender Juden den Zuzug anderer Juden erleichtert. Ich muss auch unterstreichen, dass die Region von Eli auf völlig brachliegenden Grundstücken der Regierung gebaut wurde und es natürlich nicht in Frage kommt, arabische Einwohner umzusiedeln. Unser Aufschwung wird, wie schon in der Vergangenheit, auf den unwirtlichen und völlig unbewohnten Hügeln seinen Anfang nehmen.

An dieser Stelle möchte ich der Regierung Rabin/Peres ein Kränzlein winden. Sämtliche Pläne für Umfahrungsstrassen, die General Ariel Sharon erstellt hatte, bevor die Rechte die Wahlen 1992 verlor, wurden von der jetzt abgelösten Regierung der Arbeitspartei verwirklicht. Durch diese Umfahrungsstrassen wird der Verkehr in Judäa-Samaria sehr viel sicherer. Die Gefahren, denen man bei der Durchquerung der Dörfer mit hohem arabischen Bevölkerungsanteil begegnete, werden eliminiert, was für die Menschen, die vor dem Leben in unserer Region zurückschreckten, ein zusätzliches Argument darstellt. Es stimmt, dass die Regierung Rabin/Peres diese Strassen mit dem Ziel gebaut hat, der PLO die Dörfer mit hohem arabischem Anteil zu überlassen. Diese neue Verkehrsinfrastruktur gilt jedoch als sehr positives Element und bietet der jüdischen Bevölkerung von Judäa-Samaria grosse Vorteile.


Denken Sie, dass die drei Siedlungen Eli, Schilo und Maale Lewonah mit der Zeit zu einer einzigen Stadt zusammenwachsen werden ?

Unsere Pläne gehen tatsächlich in diese Richtung; falls sie Wirklichkeit werden sollten, wird unsere Region eine Gesamtbevölkerung von ca. 200 000 Menschen zählen.


Während den Jahren der Regierung Rabin/Peres standen die jüdischen Einwohner der YESHA zumindest offiziell auf dem Index der Gesellschaft und wurden oft als "Hindernis für den Frieden" hingestellt. Glauben Sie nicht, dass die israelische Öffentlichkeit zögern wird, in eine von sogenannten "Aussenseitern" bewohnte Region zu ziehen ?

Sie berühren da einen sehr wichtigen Aspekt in der geistigen Entwicklung in Israel ! Im Gegensatz zu den fälschlichen Behauptungen, welche die abtretende Regierung glaubhaft machen wollte, haben jüngste Umfragen bewiesen, dass 70% der israelischen Bevölkerung uns als seriöse, verantwortungsbewusste und verlässliche Bürger wahrnehmen. Diese Untersuchungen kamen auch zu dem Ergebnis, dass wir als eine über starken Zusammenhalt verfügende, angenehme und gut ausgebildete Gesellschaft gelten, die den Kindern eine qualitativ hochstehende Schulbildung anbietet. Es ist keine Frage von religiös oder nichtreligiös, da über 60% unserer Bevölkerung nicht gläubig sind. Der Amtsantritt der neuen Regierung hat uns unsere Legitimität zurückgegeben, wir stehen wieder auf einer würdigen und gerechten Position innerhalb der israelischen Gesellschaft.


Könnte man zum Abschluss sagen, dass Sie Ihren Optimismus wiedergefunden haben ?

Wir hatten ihn nie verloren, auch wenn er sich zeitweise auf einfache Hoffnungen auf der Grundlage eines unerschütterlichen Glaubens beschränkte. Wir geben uns aber keinen Illusionen hin. Die Zeit drängt und die neue Regierung wird von innen und aussen unter starken Druck gesetzt, unsere Entwicklung zu bremsen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt aber eindeutig in der Erhöhung der jüdischen Präsenz in den Gebieten. Yamit wurde aufgehoben, da nur sehr wenige Juden dort wohnten. Die Evakuierung der Golanhöhen wird zur Zeit am Verhandlungstisch diskutiert, da nur 15 000 Juden dort leben.

Am Ende möchte ich sagen, dass die Juden der Diaspora, die sich vorläufig nicht in Israel niederlassen möchten, indirekt daran teilnehmen können, indem sie Häuser erwerben, die sie dann an Paare vermieten, welche in Eli, Schilo oder Maale Lewonah wohnen wollen. Ein Haus ist heute im Durchschnitt ca. US$ 75 000.- wert und kann zu einem Preis von ca. US$ 250.- pro Monat vermietet werden. Geheimtip für Liebhaber !


MAALE LEWONAH
Dieser dritte Eckpunkt des Dreiecks Eli-Schilo- Maale Lewonah, in dem heute 77 Familien leben, ist ein kleiner Ort oben auf einem strategisch wichtigen Hügel, von dem man die gesamte Gegend überblickt. Neben Maale Lewonah liegt Schwut Rachel, in dem dreissig Familien wohnen. Rabbiner Yaïr Schachor lebt seit neun Jahren in Maale Lewonah und leitet dort eine sehr interessante Institution, den 1992 gegründeten Michlol von Maale Lewonah. Diese Institution steht den Studenten der Universität Ariel (4500 Studenten) zur Verfügung, wenn sie neben ihren akademischen oder technischen Studien vier Stunden täglich für das Studium jüdischer Themen aufwenden und sich eventuell auf ein Rabbinerdiplom vorbereiten wollen. Der Michlol steht verheirateten sowie ledigen Personen offen, das Durchschnittsalter der Studenten beträgt 24 Jahre. Dank dieser Institution haben sich zwanzig Paare definitiv in Maale Lewonah niedergelassen. Dieser Nährboden für Techniker und Ingenieure soll die Einführung von Industrie in dieser Gegend fördern. Der Michlol hat auch ein Labor für die Gewebsanalyse eröffnet, das die Forschung von "Schaatnes" mit Hilfe eines speziellen Systems der Spektroskopie betreibt.

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