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Inhaltsangabe Medizin Frühling 1996 - Pessach 5756

Editorial - April 1996
    • Editorial

Pessach 5756
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Politik
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Analyse
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Reportage
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Porträt
    • Mazal Uberacha

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Hand aufs Herz

Von Roland S. Süssmann
"SEI GESIND !" - SEI GESUND ! Mit diesen traditionellen Worten, die einen Wunsch ausdrücken, verabschiedet man sich oft in jiddischer Sprache voneinander. Was ist denn wichtiger als die Gesundheit ? Leider ist nicht jedermann immer "gesind", und in diesen Fällen muss man sich an herausragende Fachleute wenden können, denen man vertraut, weil sie die modernsten Techniken und die jüngsten Forschungsresultate beherrschen. Auf dem Gebiet der Herzkrankheiten wurde 1994 in Jerusalem ein neues Zentrum eröffnet, das JESSELSON HEART CENTER, das sich im zehnten Stockwerk des Shaare Zedek Krankenhauses befindet.
Dieses Zentrum wurde mit dem Ziel geschaffen, Herzpatienten in jedem Alter die gegenwärtig besten Diagnosen und Behandlungsmethoden anzubieten. Alle mit der Kardiologie verbundenen Bereiche wie die Vorsorgeberatung, die Diagnose, die Therapie, die Chirurgie und die Rehabilitation wurden an ein und demselben Ort vereint, um dadurch sowohl den Kranken als auch den Ärzten den Zugang zu erleichtern. Es ist für die Patienten angenehmer, wenn sie nicht durch endlose Korridore wandern oder mehrere Aufzüge nehmen müssen, um von einer Abteilung in die andere zu gelangen. Jährlich suchen ca. 8000 Menschen die eine oder andere Abteilung des Zentrums auf. Neben der hohen Qualität der Pflege herrscht eine sehr harmonische Atmosphäre welche, in einem gewissen Sinne, dieselbe Wirkung aufweist wie eine Therapie. Es wurde alles auf die Bequemlichkeit der Patienten ausgerichtet: Licht, Ausstattung, Grösse der Fenster, Empfang usw. Das mehrsprachige Personal trägt zum Wohlbefinden der Kranken und ihrer Familien bei. Neben der Behandlung von Erwachsenen verfügt das Zentrum auch über eine Abteilung der Pädokardiologie, in der die pränatale Arhythmie untersucht wird, die in einigen Fällen vor der Geburt behandelt werden kann. Die Herzerkrankungen, die nicht während der Schwangerschaft korrigiert werden können, werden sofort nach der Geburt des Kindes behandelt. 1994 wurden im Zentrum ungefähr 2000 Herzkatheter angelegt, die in 30% der Fälle einen chirurgischen Eingriff unnötig machten. Die Kardiologen des Zentrums geniessen internationale Anerkennung für die Qualität ihrer Arbeit in verschiedenen Bereichen, wie z.B. der Angiokardiologie, der koronaren Angioplastie, der Arteriektomie usw.
Das "Jesselson Heart Center" wird von Professor DAN TZIVONI mit grosser Weitsicht geleitet. Während eines sehr herzlichen und informationsreichen Gesprächs haben wir ihn gebeten, uns "sein Reich" etwas genauer zu beschreiben. Professor Dan Tzivoni, der in Israel und den Vereinigten Staaten vielfältige Berufserfahrungen gesammelt hat, lehrt an der medizinischen Fakultät der Hebräischen Universität von Jerusalem.


Sobald irgendwo das Jesselson Heart Center des Shaare Zedek Spitals zur Sprache kommt, erntet es überall Lob und Ruhm. Insbesondere ein Satz wird in jeder Unterhaltung zwangsläufig ausgesprochen: "...es ist einzig in seiner Art !" Können Sie uns kurz sagen, was die Einzigartigkeit des Zentrums ausmacht ?

Vor einigen Jahren beschloss die Direktion des Shaare Zedek Spitals, eine Abteilung für Kardiologie und moderne Herzchirurgie zu schaffen. Das Krankenhaus verfügte nur über eine kleine Kardiologie-Abteilung, die keine Herzchirurgie umfasste. Das neunte und zehnte Stockwerk des Gebäudes, die je eine Fläche von 7000 m2 umfassen, wurden damals nicht benutzt. Es wurde entschieden, das neue Zentrum im zehnten Stock einzurichten und die neuen Abteilungen für Kardiologie und kardiovaskuläre Chirurgie gleich daneben anzusiedeln. Dadurch wurden wir zum grössten Herzinstitut Israels. Unser Zentrum ist erst einamal einzigartig durch die räumliche Nähe und die enge Zusammenarbeit zwischen der von mir geleiteten Kardiologie und der Abteilung für kardiovaskuläre Chirurgie unter der Leitung von Professor Dani Biran, was aus medizinischer Sicht sehr wichtig ist.


Wie lange hat es nach der Entscheidung, dieses Zentrum zu schaffen, gedauert, bis der erste Patient hier behandelt wurde ?

Die Planung hat ein Jahr in Anspruch genommen, während die Installationen in der Rekordzeit von anderthalb Jahren durchgeführt werden konnten. Ich habe nicht nur das Privileg genossen, zum Leiter dieser neuen Abteilung berufen zu werden, sondern durfte bereits an Ihrem Entstehen teilnehmen.


Zeichnet sich das Zentrum durch einen anderen Aspekt besonders aus ?

Auch unsere Methoden in der Kardiologie sind recht aussergewöhnlich. Im allgemeinen gilt die Kardiologie in Israel eher als Unterbereich und nicht als eigene Abteilung. Ein Patient, der nach einem Herzversagen im koronaren Bereich eingeliefert wird, kommt in der Regel nach einigen Tagen in eine Abteilung für Innere Medizin. Patienten, die früher unregelmässige Herzfunktionen aufwiesen oder unter einer schwerwiegenden Angina pectoris leiden, werden bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus oft von keinem einzigen Kardiologen untersucht, sondern direkt dem Bereich innere Medizin zugeordnet. Wir hingegen gehen etwas anders vor. Ein Patient gelangt aus der Intensivstation für Herzleiden direkt in unsere Abteilung für Kardiologie und geniesst folglich fortlaufende spezielle Behandlung. In der Kardiologie stehen gegenwärtig 31 Betten, in der Intensivstation für Herzerkrankungen 6 (in Kürze 12) Betten zur Verfügung. Im Rahmen dieser beiden Abteilungen bieten wir auch weitreichende ambulante Pflege an. Wir beschäftigen ein 16 Ärzte umfassendes Team und behandeln monatlich zwischen 800 und 1000 Patienten. Dazu kommt eine Abteilung für ambulante Diagnose, wo wir Tests mit Übungen und Herz-Echographien durchführen, mit deren Hilfe wir eventuelle Herzanomalien feststellen können. Darüber hinaus verfügen wir über ein Holter-Labor, das auf die Beurteilung und Messung des Blutversorgungsrhythmus zum Herzen spezialisiert ist. Diese Blutversorgung kann fehlerhaft, zu reichhaltig oder unregelmässig sein, ohne dass das Individuum Schmerzen empfindet. In diesem Bereich beschäftigen wir uns ausführlich mit klinischer Forschung für grosse amerikanische und schweizerische Chemieunternehmen. Ausserdem erhält unser Holter-Labor Kassetten aus der ganzen Welt, die bei uns analysiert werden. Wir haben soeben eine Studie für Hoffmann La Roche abgeschlossen, die uns die Daten aus zwanzig Zentren in sieben Ländern zur Untersuchung zukommen liess. Unsere Spezialisierung und Erfahrung auf diesem Gebiet wurden anerkannt und wir gelten nun als Referenz. Wir besitzen ebenfalls eine ultramoderne ambulante Rehabilitationsabteilung und bereiten für jeden Patienten ein besonderes Übungsprogramm für die Stärkung der Herzfunktionen vor, das gemäss seinem Gesundheitszustand drei Phasen umfasst: Aufenthalt im Krankenhaus, Rückkehr nach Hause und Aufnahme des alltäglichen Lebens. Während den Übungen wird das Elektrokardiogramm des Patienten über einen kabellosen Sender an eine Zentrale übermittelt. Er kann somit die Übung oder das Gerät wechseln, ohne dass die Registrierung unterbrochen wird. Uns steht auch ein Team von Psychologen, Ernährungsspezialisten und Familienberatern zur Seite (alle Phasen werden in enger Zusammenarbeit mit den Familien durchlaufen), so dass unsere Patienten trotz ihres Problems so normal wie möglich leben können. Die Einzigartigkeit unseres Zentrums beruht auf der Tatsache, dass jeder Bereich über hervorragende Mitarbeiter und technisch hochstehendes Material verfügt. Aus diesem Grund stehen wir in den meisten Teilbereichen der Kardiologie an der Spitze.


Was können Sie uns über Ihr Labor für Herzkatheter sagen ?

Wir verfügen über zwei ultramoderne, von Siemens konzipierte Labors, die je ca. 1.5 Millionen Dollar gekostet haben. Die Bildqualität ist aussergewöhnlich hoch. Die Labors werden von Dr. Yaron Almagor geleitet, der weltweit zu den Koryphäen auf diesem Gebiet zählt. Neben den herkömmlichen Angiogrammen und den Herzkathetern führen wir zahlreiche Koronarangioplastien durch, d.h. eine Erweiterung der Arterien durch ein Ballonsystem. Aufgrund unserer Erfahrung sind wir in Israel führend was die Implantation von sogenannten "Stents" betrifft, kleinen Metallkanülen.


Worum geht es genau ?

Bei 30% der Fälle verengen sich die Arterien sechs Monate nach der Behandlung der koronaren Angioplastie wieder. Wir benützen ein System, bei welchem wir auf dem Ballon ein kleines Metallrohr befestigen. Sobald sich der vom "Stent" bedeckte Ballon in der Herzarterie befindet, blasen wir ihn auf und lassen die Luft danach wieder heraus; die kleine hohle Metallsonde bleibt jedoch an dieser Stelle, so dass sich die Arterie bis auf weiteres nicht wieder verschliessen kann. Diese Technik wurde nicht von uns allein erfunden, doch wir waren an deren Entwicklung beteiligt. Bis heute wurden die kleinen Metallröhren nie abgestossen, da sie aus einem immun-suppressiven Material bestehen. Diese unter Lokalanästhesie durchgeführte Operation erfolgt mit Hilfe eines Katheters, der von der Hüfte aus eingeführt wird. Der Schnitt ist winzig und muss nicht genäht werden. Die Operation dauert ungefähr zwei Stunden und der Patient bleibt während zwei Tagen zur Beobachtung bei uns. Im Februar 1995 fand in Washington D.C. die weltweit bedeutendste Konferenz für Kardiologieinterventionen statt. Hier trafen die wichtigsten Fachleute zusammen, die auf dem Gebiet der Implantationstechnologie arbeiten, die ich weiter oben beschrieben habe, sowie in anderen Bereichen im Zusammenhang mit dem Labor für Herzkatheter tätig sind. Ausserhalb der Vereinigten Staaten waren weltweit zwei weitere Zentren für die Direktübertragung einer Operation über Satellitenbilder ausgewählt worden, jenes in Frankfurt und unseres. Die 3500 Kongressteilnehmer haben somit eine bei uns ausgeführte Operation direkt mitverfolgen können. Im Operationssaal haben wir mit acht Kameras gearbeitet. Wir haben also nicht nur in Direktübertragung operiert und auf diese Weise die neuesten Techniken auf diesem Gebiet vorgeführt, wir konnten unsere Arbeit gleichzeitig erklären und auf die Fragen und Vorschläge der Zuschauer eingehen. Darüber hinaus konnten alle Kongressteilnehmer dank einem Röntgensystem sehen, was im Körper des Patienten vorging. Am Schluss der Operation habe ich einen Faden, an dessen Ende eine Miniaturkamera für Echographie befestigt war, in das Herz des Patienten eingeführt. Ich habe eine Reihe von Aufnahmen gemacht, die wir mit den Teilnehmern gleichzeitig kommentiert haben. In unserem Labor war zu diesem Zweck speziell ein Bildschirm installiert worden, damit wir unsere Gesprächspartner in Washington sehen konnten. Der Patient war selbstverständlich vor dem Eingriff informiert worden und hatte uns sein Einverständnis schriftlich mitgeteilt. Dank diesen Satellitenkonferenzen hat unsere Forschung, die in unserem Fall grösstenteils von Johnson and Johnson finanziert wird, grosse Fortschritte machen können.


Ihr Zentrum ist offensichtlich sehr aktiv. Bedeutet dies, dass es in Israel mehr Herzkranke gibt als anderswo ?

Meiner Ansicht nach sind die Zahlen bei uns nicht höher als in den anderen westlichen Ländern. Durch den Zustrom von Juden aus den GUS sind jedoch viele ältere Menschen bei uns eingetroffen, die medizinisch oft stark vernachlässigt worden waren und nun einen grossen Teil unserer Patienten ausmachen. Aufgrund der relativen Einfachheit der von uns eingesetzten Technologien setzen wir sie eher bei Menschen eines gewissen Alters (im Durchschnitt 75 Jahre) ein. Da wir dadurch die Lebensqualität dieser Menschen verbessern und sie vor allem unter Herzproblemen leiden, übernimmt unser Zentrum immer mehr Aktivitäten. Abschliessend möchte ich sagen, dass wir unseren Patienten in allen Bereichen der Kardiologie die optimale Therapie anbieten. Unsere Weiterentwicklung geschieht unabhängig von der Anzahl der behandelten Patienten, sondern hat vielmehr mit unserer Beherrschung der Techniken zu tun, die immer komplizierter werden. Unser Ziel besteht darin, den Männern und Frauen, die uns ihr Vertrauen schenken, möglichst effiziente Dienstleistungen anbieten zu können. Gegenwärtig ist unser Angebot unübertroffen, und wir werden alles tun, um an der Spitze zu bleiben.



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