Obwohl die Funktionen eines Botschafters klar definiert und in vielen Fällen in einem Pflichtenheft festgehalten sind, erweisen sich diejenigen seiner Gattin als verschwommen und werden viel stärker von bestimmten Gewohnheiten und Regeln und von ihrer Persönlichkeit geprägt. Zur Veranschaulichung der Tätigkeit und der Rolle einer "Frau Botschafter" möchten wir Ihnen heute NOEMI MANOR vorstellen, die Gattin von S.E. Uzi Manor, dem Botschafter Israels in Thailand und Kambodscha mit Residenz in Bangkok.
Die Aufgaben der Botschaftergattin sind zugleich weitreichend und vielschichtig. Welches sind nun die wichtigsten Tätigkeiten der Ehefrau des israelischen Botschafters in Thailand ?
Meine verschiedenen Aufgaben unterscheiden sich im grossen und ganzen nicht von denjenigen der anderen israelischen Botschaftergattinnen in der ganzen Welt. Natürlich weist jedes Land seine Besonderheiten auf. Ich bin im Rahmen der Vereinigung der in Bangkok stationierten Botschaftergattinnen sowie in der jüdischen Gemeinde sehr aktiv. Gleichzeitig interessiere ich mich sehr für den Wohltätigkeitsbereich in Bezug auf die ärmsten Bevölkerungsschichten in Thailand. Dies verkörpert einen sehr wichtigen Aspekt des gesellschaftlichen Lebens, der den Zugang zu den sehr geschlossenen Kreisen der besten Gesellschaft im Einflussbereich der königlichen Familie ermöglicht. Es finden zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen statt, und die wichtigste von ihnen, der jährliche Bazar des lokalen Roten Kreuzes (diese humanitäre Organisation wird grösstenteils vom Königshaus finanziert), wird von der Vereinigung der Botschafterfrauen organisiert. Ich nehme in diesem Rahmen eine wichtige Funktion wahr, die mich während drei aufeinanderfolgenden Monaten beschäftigt. Jedes Jahr präsentiere ich einen israelischen Stand, an dem Produkte des Landes angeboten werden, wie beispielsweise die Erzeugnisse des Toten Meers, die von der thailändischen Bevölkerung sehr geschätzt werden. Der Gewinn fliesst vollumfänglich in die Kasse des Roten Kreuzes. Darüber hinaus haben ungefähr zwanzig Botschaften, darunter auch die unsrige, je ein in den Slums lebendes Kind "adoptiert", dessen Schulausbildung wir finanziell unterstützen. Ich bin ebenfalls Mitglied des International Womens Club, der sehr vielfältige Aktivitäten betreibt. Zwei Monate nach unserer Ankunft ist man z.B. an mich herangetreten und hat mich gebeten, eine Abendveranstaltung zu organisieren. Da dies kurz vor Rosch Haschana war, habe ich ein Essen zur Erklärung des jüdischen Neujahrs vorbereitet mit einer authentischen Festtafel, an dem die Damen die Gelegenheit erhielten, Apfel und Honig zu probieren; im Verlauf des Essens habe ich ihnen die verschiedenen Symbole des Festes und den Kidusch erklärt (die perfekte Gelegenheit, eine Degustation von israelischem Wein durchzuführen). Die Mitgliedschaft im International Womens Club ist besonders interessant. Die Frau des Botschafters von Malaysia z.B. kann der Residenz des israelischen Botschafters keinen Besuch abstatten, da unsere beiden Länder keinerlei Beziehungen miteinander unterhalten. In ihrer Eigenschaft als Mitglied des Klubs kann sie sich nach eigenem Gutdünken und frei bewegen... und so ist sie zu mir gekommen, wie dies auch die Gattin des indonesischen Botschafters getan hat. Die Frauen haben mir selbstverständlich zahlreiche Fragen gestellt, die nicht nur Rosch Haschana, sondern auch das Judentum im allgemeinen betrafen. Diese Art von informellen Veranstaltungen tragen in grossem Ausmass dazu bei, Israel bekannt zu machen und das Ansehen des Landes zu erhöhen. In diesem Jahr haben wir unsere Aktion an Pessach wiederholt, indem wir an einem fiktiven Seder mit Haggadot, Matzot, bitteren Kräutern, einer Sedertafel usw. das Fest erläuterten. Ich konnte mit Interesse feststellen, dass unser Respekt der Traditionen von den Asiaten sehr hoch geschätzt wird, die ebenfalls viele alte Gebräuche und Sitten pflegen. Sie begegnen uns mit sehr viel mehr Hochachtung, wenn sie sehen, dass wir unsere Überlieferungen ehren und weiterführen.
Als Anerkennung für unsere Tätigkeit im Rahmen der Organisation des Roten Kreuzes hat jedes Mitglied des Komitees, zu denen ich auch gehöre, von der Königin eine Sondermedaille erhalten, mit welcher sie ihre Dankbarkeit für unsere Bemühungen ausdrückt. Zum Dank lud unser Komitee die Königin an einen besonderen Abend ein, den sie mit grosser Freude besuchte. Wir hatten auch alle Ehemänner dazugebeten, und jedes Land bereitete eine kleine Darbietung vor. Mein Mann und ich sangen "Hawa Nagila" und ein anderes bekanntes israelisches Lied.
Es ist mir unmöglich, an dieser Stelle alle gesellschaftlichen Verpflichtungen aufzuzählen, an denen ich teilnehme, wie Diplomatencocktails, Dinners, Nationalfeiertage usw. Dies bedeutet umgekehrt natürlich, dass ich mich um die Organisation und die Vorbereitung der Empfänge und Essen kümmere, die unsere Botschaft regelmässig veranstalten muss.
Welche Aufgaben nehmen Sie innerhalb der jüdischen Gemeinde wahr ?
Bei meiner Ankunft existierte in der Stadt noch keine Vereinigung jüdischer Frauen, und ich habe beschlossen, eine solche ins Leben zu rufen. Leider schrumpft die jüdische Gemeinde immer mehr zusammen, da die meisten Familien in den Vereinigten Staaten, Europa oder Israel leben und die Ehemänner hin- und herreisen und nur für geschäftliche Anlässe nach Bangkok kommen. Dennoch finden in unserer kleinen Gruppe sporadische Veranstaltungen statt. Wenn sich israelische Persönlichkeiten in Bangkok aufhalten, geben wir ein Galadinner mit der gesamten jüdischen Gemeinde, dem eine Rede des Ehrengastes folgt. Natürlich organisiert unsere Botschaft jedes Jahr den Seder sowohl für die Gemeinschaft als auch für die in Bangkok lebenden Israelis. In den früheren Jahren fand der Seder im Hotel Hilton statt, wo die jüdischen Frauen die Küche in den Tagen vor dem Fest "mit Beschlag belegten". Dieses Jahr wurde der Seder erstmals im Gemeindezentrum und in Zusammenarbeit mit unserem neuen Rabbiner, einem Abgesandten des Lubawitscher Rebben s.z.l., organisiert. Jedes Jahr begehen wir auch Chanukka mit einer grossen Feier, an der die Kerzen in der Residenz des Botschafters angezündet werden; zu diesem Anlass laden wir nicht nur die jüdische Gemeinschaft ein, sondern auch zahlreiche thailändische Persönlichkeiten, Politiker, Armeeangehörige, Akademiker usw. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass unser Nationalfeiertag, Jom Haatzmauth, der Anlass für eine sehr bedeutende Einladung ist. Abschliessend möchte ich darauf hinweisen, dass die Rolle der israelischen Botschaftergattin in weitem Ausmass eine Ergänzung der Aufgaben ihres Mannes darstellt, und dass ich persönlich sehr glücklich bin, meinen Mann zu unterstützen, um in dem Land, in dem wir uns aufhalten, ein sehr positives Bild von Israel zu vermitteln.
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