Editorial - Frühling 1998
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Pessach 5758
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Begegnung mit Dr. Jonathan Sacks
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Durch meinen Beruf eines Journalisten, der sich auf kritische Interviews spezialisiert hat, komme ich mit vielen Menschen zusammen, doch gewisse Begegnungen hinterlassen einen bleibenderen Eindruck als andere. So war dies wieder einmal der Fall als ich mit dem Oberrabbiner Grossbritanniens und des Commonwealth, Dr. JONATHAN SACKS, in London zusammen traf. Seinem sehr "britischen" Auftreten, seiner eleganten Kleidung (ein Beispiel, dem zahlreiche Rabbiner folgen sollten) und seiner dynamischen Art entspricht eine klare, knappe und entschlossene Sprache. Oberrabbiner Jonathan Sacks, ehemals Rektor des Jew's College, ist seit 1991 im Amt und hat auch mehrere Werke verfasst, die sowohl im Buchhandel als auch in der englischen Presse, wo sie in Folgen veröffentlicht wurden, einen beachtlichen Erfolg verzeichnen konnten. Er gilt zwar als Liebling der Medien, doch in Grossbritannien ist er umstritten. Was wäre jedoch ein Rabbiner, der nicht umstritten wäre ?
Im traditionalistischen Judentum klingt der Begriff "Oberrabbiner" eigentlich nicht richtig. Weder die grossen Meister des Talmud, noch Moses trugen nämlich diesen Titel. Welche Aufgabe bezeichnet dieser Begriff und welches ist ihr Nutzen ?
Das Grossrabbinat als solches wurde als Institution im Mittelalter eingeführt. Davor standen zwei rabbinische Einrichtungen zur Verfügung: der "Aw Beit Din", der dem rabbinischen Gerichtshof vorstand, und der "Nassi", der die jüdische Gemeinschaft leitete und sie offiziell bei den anderen Gesellschaftsgruppen vertrat. Im Grunde ist es diese Rolle, die der Oberrabbiner heute in Europa erfüllt. In Grossbritannien wirkt er vor allem als geistliches Oberhaupt der orthodoxen Gemeinde, und er besitzt eine wichtige Funktion bei den Beziehungen der jüdischen Gemeinschaft mit der Regierung, der königlichen Familie und den Oberhäuptern der anderen Kirchen. Ich persönlich versuche alles zu tun, um nicht nur im Rahmen meiner Kontakte mit den verschiedenen oben genannten Institutionen, sondern auch durch meine Bücher, die geschriebene und elektronische Presse, das Judentum vorzustellen, vor allem aber zu Themen wie Moral und richtiges Verhalten Stellung zu nehmen. Meine Botschaft besteht aus drei Teilen : das Judentum, die Spiritualität (warum es nicht ausreicht, ausschliesslich materialistisch zu denken) und letztendlich die Moral zu erklären. In Grossbritannien wohnen wir zur Zeit der totalen Zerstörung der Familie bei. Obwohl die jüdische Gemeinschaft von diesem Phänomen noch nicht heimgesucht wird, leidet sie doch unter einer erhöhten Zahl von Scheidungen. Vom Problem der Teenagermütter, das in der nichtjüdischen Gesellschaft Grossbritanniens sehr häufig anzutreffen ist, wird sie allerdings fast nicht berührt. An dieser Stelle möchte ich die interessante Tatsache betonen, dass die Nichtjuden uns darum bitten, ihnen bei der Lösung dieses Problems zu helfen; sie möchten wissen, wie sie sich verhalten sollten. Ich bin glücklich über die Feststellung, dass die Gesellschaft eines Landes, in dem die jüdische Gemeinschaft nur 1/2% der Bevölkerung ausmacht, sich hilfesuchend an einen Rabbiner wendet. Dies zeugt von einer grossen geistigen Offenheit.
Könnten Sie uns mit der gebotenen Diskretion von Ihren Kontakten zum Königshaus berichten ?
Wir pflegen sehr herzliche Beziehungen. Mit Prinz Charles verbindet mich seit etwas mehr als zwei Jahren eine sehr tiefe Freundschaft. Anlässlich des Begräbnisses von Itzhak Rabin gehörte ich der offiziellen Delegation an, die sich aus Prinz Charles, dem Premierminister, dem damaligen Oppositionsführer Tony Blair, dem Aussenminister, dem Parteichef der dritten britischen Partei und mir zusammensetzte. Auf unserem gemeinsamen Rückflug hatten Prinz Charles und ich die Gelegenheit zu einer langen Diskussion. Er durchquerte damals eine sehr schwierige Phase. Dies war der Beginn unserer Freundschaft. Sehen Sie, es ist sehr wichtig, dass die jüdische Gemeinschaft die Möglichkeit besitzt, langjährige und intensive Freundschaften mit Menschen ausserhalb der Gemeinschaft zu pflegen, denn niemand weiss, was die Zukunft bringen wird; diese Kontakte können sich irgendwann als nützlich, vielleicht gar als lebensrettend erweisen. Meiner Ansicht nach liegt hier eine der Hauptfunktionen des Grossrabbinats, und meine Vorgänger haben es immer verstanden, diese Freundschaften in sinnvoller Weise zu entwickeln. Oberrabbiner Lord Immanuel Jakobowitz hatte, für seinen Teil, eine echte und tiefe freundschaftliche Beziehung zu Margareth Thatcher geschaffen. Ich muss allerdings betonen, dass diese Freundschaften immer beiden Seiten zugute kommen, und dass es auch für die nichtjüdische Gemeinschaft und ihre Behörden von Vorteil ist zu wissen, dass in der jüdischen Welt immer ein Ansprechpartner und ein offenes Ohr für sie da ist.
Sie haben auch zu den Politikern gute Beziehungen. Wie steht es aber um die geistigen Oberhäupter der anderen Religionen ?
Interessanterweise kann man feststellen, dass in den vergangenen fünfzig Jahren in England eine positive Entwicklung stattgefunden hat. Die hartnäckige Feindseligkeit zwischen Juden und Christen ist im Verschwinden begriffen. Meine Beziehungen zum Erzbischof von Canterbury, dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, und dem Kardinal an der Spitze der katholischen Kirche sind ausgezeichnet. Beide haben sich intensiv mit der Schoah auseinandergesetzt und sind der Ansicht, dass sie besondere Anstrengungen unternehmen müssen, um der jüdischen Gemeinschaft ihre Freundschaft und ihren Respekt zu beweisen. Dies lässt sich leider nicht von meinen Beziehungen zu den Vertretern der islamischen Gemeinschaft sagen, die äusserst zersplittert und schlecht organisiert ist. Es gibt gemässigte Muslime, mit denen ich enge und wichtige Kontakte pflege, doch diese Verbindungen garantieren in keiner Weise das Vorhandensein einer echten Beziehung zur islamischen Welt Grossbritanniens als Ganzem. Dies betrifft nicht nur die jüdische Gemeinschaft, die Muslime hatten schon immer Schwierigkeiten, in Grossbritannien solide Kontakte herzustellen.
Wie steht es mit dem Antisemitismus in England ?
Ich bin persönlich nie mit drastischem Antisemitismus konfrontiert worden, der als bedeutend angesehen werden müsste. Es könnte allerdings sein, dass Grossbritannien zur Zielscheibe von Terrorakten wird, die Islamisten aus dem Ausland verüben. Es grenzt an ein Wunder, dass beim Bombenattentat 1994 auf die israelische Botschaft in London niemand ums Leben kam. Die Sicherheit ist zu unserer Hauptsorge geworden, aus diesem Grund haben wir die Sicherheitsvorkehrungen für alle Gebäude der Gemeinde, für die Synagoge usw. verstärkt.
Eine schwerwiegendes Problem, das unsere Generation heimsucht, sind die gemischten Ehen. Wie hoch ist der Anteil in Ihrer Gemeinde und was unternehmen Sie gegen dieses Übel ?
Ich denke, wir erreichen dieselben Zahlen wie die anderen Gemeinden Europas, obwohl ich Ihnen keine genauen Angaben machen kann. Zur Bekämpfung der gemischten Ehen habe ich vor vier Jahren eine Organisation namens "Jewish Continuity" gegründet, und um sie bekannt zu machen, schrieb ich ein Buch mit dem Titel "Werden wir jüdische Enkel haben ?". Im Verlauf der vergangenen drei Jahre hat diese Organisation alle möglichen Aktivitäten finanziert, um die Berufs- und Schulbildung zu fördern, wie z.B. den Bau jüdischer Schulen, die Einrichtung von Programmen für Kinder, die keine jüdische Schule besuchen, und Aktivitäten für Studenten. Wir haben auf diese Weise 80 verschiedene Programme finanziert. Wir haben ebenfalls Lehrer in nichtjüdische Schulen geschickt, um dort Klassen für jüdische Fächer zu bilden. Da sich zahlreiche Menschen aufgrund sprachlicher Hindernisse vom Judentum abgeschnitten fühlten, haben wir einen Einführungskurs Hebräisch für Erwachsene ins Leben gerufen, in dem sie in fünf Lektionen Hebräisch lesen lernen konnten. Wir hatten keine Ahnung, ob Erwachsene zugeben würden, dass sie das hebräische Alphabet nicht kennen. Wir boten diesen Kurs in 32 verschiedenen Ortschaften im ganzen Land an, und schon zur ersten Lektion erschienen 1000 Teilnehmer. Beim zweiten und den folgenden Kursen waren es ebensoviele. Wir hatten mit dem ersten Kurs nach Rosch Haschanah begonnen und ihn kurz vor Chanukkah abgeschlossen. Der Erfolg war rührend, aber auch überwältigend. Gegenwärtig haben wir diese Organisation mit unserer Institution gekoppelt, welche Gelder für Israel sammelt, und heute wird jede Kollekte zweigeteilt: eine Hälfte für Israel, die andere Hälfte für die jüdische Bildung in Grossbritannien. Wir bieten auch Programme für junge Berufsleute an. Wie Sie wissen, arbeiten zahlreiche Juden bei den Medien, insbesondere bei Radio und Fernsehen. Vor kurzem fragte mich eine Gruppe junger Berufsleute um Rat, denn alle stehen aus persönlichen Gründen kurz davor, praktizierende Juden zu werden. In ihrem Berufsleben begegnen sie dabei allerdings einer Reihe von praktischen Problemen. Wie kann man beispielsweise im Informationsdienst tätig sein ohne am Schabbat zu arbeiten usw. Wir haben eine Organisation gebildet, die damit beauftragt wurde, die Arbeitsverträge so auszuhandeln, dass diese jungen Leute auf ihrem Gebiet arbeiten und den Schabbat trotzdem vorschriftsmässig einhalten können. Dies ist nur ein Beispiel, denn wir setzen uns in ähnlicher Weise für viele andere Berufszweige ein. Im Hinblick auf eine Zukunftsprognose möchte ich einfach sagen, dass die Zahl der gemischten Ehen zwar hoch ist, dass es aber auch zutrifft, dass ich mir vor fünf Jahren nie hätte träumen lassen, eines Tages 30 jüdische Profis aus der Branche der elektronischen Medien - die so ihre Eigenheiten hat, wie Sie wissen - zu vereinen, um mit ihnen die Frage zu beleuchten, wie sie weiterhin ihre Arbeit verrichten und dennoch Schabbat einhalten können. Parallel dazu verbringen 40% der Kinder, die eine jüdische Schule besuchen, zu pädagogischen Zwecken einige Zeit in Israel. Ausserdem erhalten wir seit mehreren Jahren staatliche Subventionen als Unterstützung für die Eröffnung jüdischer Schulen (Anm.d.Red.: wann ist es in der Schweiz soweit ?). Um die Bedeutung dieser Hilfe zu veranschaulichen, möchte ich den Fall des Quartiers Illford in London erwähnen. In dieser Gegend hatte es noch nie eine jüdische Sekundarschule gegeben. Wir haben den Staat um Unterstützung gebeten, um eine solche zu schaffen; unser Anliegen wurde unter der Bedingung akzeptiert, dass mindestens 150 Schüler gewährleistet würden. Alle unsere Studien hatten ergeben, dass sich maximum 80 Schüler anmelden würden. Wir haben die Herausforderungen trotz allem angenommen und vor vier Jahren die Schule mit 180 Schülern eröffnet. Heute treffen 210 neue Aufnahmegesuche pro Jahr ein ! Dies heisst also, dass in einer Gegend, in der vor wenigen Jahren noch kein einziges Kind eine jüdische Sekundarschule besuchte, heute 90% der Teenager in unserer Schule eingeschrieben sind.
Glauben Sie, dass hierin ein Phänomen unserer Zeit zum Ausdruck kommt, weil die Menschen auf der Suche nach einer Identität oder nach ihren Wurzeln sind ?
Die britische Gesellschaft war schon immer sehr traditionell eingestellt, und zahlreiche Juden dachten, dass ihre Kinder in einer nichtjüdischen Schule die Achtung der traditionellen Werten und diese Werte selbst erlernen würden. Heute ist England zu einer unkonventionellen Gesellschaft geworden, doch die Eltern möchten ihren Sprösslingen noch immer diese Werte beibringen. Dies ist heute nur noch in einer jüdischen Schule möglich. Aufgrund der steigenden Zahl von Kindern, die eine jüdische Schule besuchen, finden zwei Entwicklungen gleichzeitig statt: einerseits sind die Kinder besser mit dem Judentum vertraut, andererseits knüpfen sie jetzt jüdische Freundschaften, was unvermeidlich später zu Eheschliessungen führt. Dies ist die effizienteste Methode, um mittel- und langfristig die gemischte Ehe zu bekämpfen. Dennoch muss betont werden, dass die jüdische Schule nur dann wirklich erfolgreich ist, wenn die Eltern am gleichen Strick ziehen und ihre Aufgabe in bezug auf die jüdische Erziehung ihrer Kinder auch zu Hause wahrnehmen.
Wir stehen somit trotz allem vor einem paradoxen, jedoch wunderbaren Phänomen. Im Jahr 1939 waren wir 18 Millionen, nach der Schoah blieben nur mehr 12 Millionen, was auch heute noch der Anzahl Mitglieder des jüdischen Volkes entspricht. Während alle Nationen der Welt sich wegen Übervölkerung beklagen, haben wir uns nicht regeneriert und uns in absoluten Zahlen nicht vermehrt. Wir haben gleichzeitig erkannt, dass die gläubigsten Familien die meisten Kinder haben. Dies bedeutet, dass die nächste und übernächste Generation sich aus sehr bewussten und engagierten Juden zusammensetzen wird. Zu dem Zeitpunkt, da das Fortschreiten der Assimilierung allen jüdischen Gemeinschaften der Diaspora Sorgen bereitet, nahmen weltweit 100'000 Juden an der Abschlusszeremonie eines siebenjährigen Zyklus' teil, der das tägliche Studium einer Seite des Talmud vorsah (Sium des Studiums des Daf Yomi). Dies bedeutet konkret, dass täglich hunderttausend Menschen auf der Welt ein bis zwei Stunden damit verbringen, die Gemarah zu studieren ! Auf der einen Seite gibt es die Tragödie derer, die wir durch die Schoah und die Assimilierung verloren haben, und auf der anderen erleben wir das tägliche Wunder von "Techia Leumit", der wahren Wiedergeburt und Auferstehung eines Volkes aus eigener Kraft.
Denken Sie, dass dies der Anfang vom Ende der Reformbewegung sein wird ?
Diese Abrechnung müssen wir wohl dem Ewigen überlassen...
Glauben Sie, dass es im Hinblick auf jüdische Erziehung und Ausbildung unerlässlich ist, über eine solide Allgemeinbildung, verbunden mit einer vertieften Kenntnis der jüdischen Werte, zu verfügen, um in der heutigen Welt Erfolg zu haben ? Wenn ja, warum ? Wenn nein, warum ?
Mein letztes, 1997 erschienenes Buch, "The politics of hope", ist ein durch und durch laizistisches und politisches Werk. Ich bin zutiefst nicht nur davon überzeugt, dass wir als Juden einen bedeutenden Platz in der Welt einnehmen sollen, sondern auch davon, dass dieses Engagement uns zu einem besseren Verständnis des Judentums verhilft. Ich denke auch, dass wir zugunsten der Entwicklung unserer Gemeinschaft eine Situation erreichen müssen, in der orthodoxe Juden weltliche Bücher lesen und nichtreligiöse Juden die heiligen Texte studieren. Leider ist dies noch nicht der Fall, und jeder bleibt auf seiner Seite des Zauns. In diesem Sinne können wir auch sagen, dass wir heute zwar das Privileg besitzen einen jüdischen Staat zu haben, dass wir aber immer noch keine jüdische Gesellschaft mit starkem Zusammenhalt geschaffen haben, die gemäss den Grundsätzen der Torah lebt und wirkt. Maimonides besass übrigens ein sehr tiefes Verständnis und eine sehr klare Vision der politischen Theorie, denn neben seinem weitreichenden jüdischen Wissen las er auch Plato und Aristoteles. Ich bin daher überzeugt, dass das Studium weltlicher Fächer uns letztendlich ermöglicht, jedesmal einen neuen Schatz zu entdecken, der sich im Judentum verbirgt und ansonsten unsichtbar bliebe. Darum meine ich, dass weltliches Wissen auf jeden Fall Teil der geistigen Bedürfnisse der Juden ist.
Meine beiden nächsten Fragen richten sich an den Oberrabbiner der "Hebrew Congregations of the Commonwealth". Welche Zukunft hat die jüdische Gemeinschaft von Hongkong nach ihrer Rückkehr in das kommunistische China ?
Die jüdische Gemeinschaft Hongkongs ist recht zuversichtlich und setzt grosses Vertrauen in ihre Zukunft. Man darf allerdings nicht vergessen, dass China keine Tradition im Bereich der Menschenrechte und der Demokratie hat. Gleichzeitig muss anerkannt werden, dass China auch nicht für seine antisemitische Tradition bekannt ist. Die jüdische Gemeinde hält sich eher im Hintergrund und nimmt nicht am politischen oder öffentlichen Leben teil, was meiner Ansicht nach sehr weise ist. Im Moment befindet sich die Gemeinschaft immer noch in Hongkong, das jüdische Leben geht seinen gewohnten Gang. Im letzten Jahr habe ich dort übrigens ein grossartiges neues Gemeindezentrum eröffnet.
Und zweitens, wie sehen Sie die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft in Südafrika ?
Aufgrund der in diesem Land herrschenden Gewalt ist diese Gemeinschaft in tiefer Sorge. In Johannesburg wurden Juden am hellichten Tag in ihrem Wagen ermordet, und in Kapstadt kam es zu einer gegen Juden gerichteten Feuersbrunst, die wahrscheinlich von muslimischen Extremisten verursacht wurde. Die jungen Juden verlassen Südafrika, was sehr besorgniserregend ist, da es sich um einer der blühendsten Gemeinschaften handelte. Ich habe sie vor einigen Monaten besucht, und habe ihr selbstverständlich eine Botschaft der Unterstützung übermittelt. Unterstützung zum Verlassen des Landes ? - Oder zum Bleiben ? Die Unterstützung, eine richtige Entscheidung zu treffen ! Der vorprogrammierte Rücktritt Nelson Mandelas von der politischen Bühne wird die Situation der südafrikanischen Juden natürlich noch stärker erschüttern. Präsident Mandela empfand echte Freundschaft für die Juden, da er nie vergessen hatte, dass die einzige Person, die ihn nach Abschluss seines Studiums einstellte, Jude war. Mit seinen Nachfolgern besteht keine solche Beziehung.
Abschliessend können wir sagen, dass die Begegnung mit Oberrabbiner Dr. Jonathan Sacks uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, dass unsere Gesellschaft geistige Anführer mit einer soliden laizistischen Ausbildung und einem offenen Blick für die Gegebenheiten unserer Zeit erhält, die dennoch zutiefst mit den Werten der Torah verbunden bleiben.
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