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Inhaltsangabe Editorial - September 1995 Herbst 1995 - Tischri 5756

Editorial - September 1995
    • Editorial

Rosch Haschanah 5756
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Editorial

Von Roland S. Süssmann - Chefredakteur
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Gegenwart ist düster und eintönig. Der Alltag besteht aus erniedrigenden Begegnungen zwischen Rabin, Peres und dem Terroristen Arafat, aus der Ankündigung unrealistischer Abkommen, der Ermordung von Juden in den Strassen Israels und pazifistischen Demonstrationen der Juden aus Judäa-Samaria, die von Polizei und Armee brutal vereitelt werden. Das oberste Gebot lautet folglich "das Publikum soll unterhalten werden", d.h. die Medien und ein amerikanischer Kongress, der bei dem Gedanken zögert, Millionen von Steuergeldern der US-Bürger an die PLO zu zahlen. Wie im Rom der Antike müssen "Brot und Spiele" organisiert werden: eine Unterschriftszeremonie im Weissen Haus in Gegenwart eines wenig überzeugten Rabin, eines "noch daran glaubenden" Peres und eines Arafat, dem die Dollarstücke nur so in den Geldbeutel regnen. Diese Darbietung soll das Wunderheilmittel für alle Leiden sein, die vom sogenannten Friedensprozess verursacht werden, und die Not vergessen lassen, die durch die unheilvollen Abkommen von Oslo entsteht, da letztere der Wirklichkeit vor Ort überhaupt nicht mehr entsprechen und keine Illusionen mehr schaffen.
Während Washington die Inszenierung einer neuen lächerlichen Maskerade vorbereitet und in Kürze ein neuer, blutiger und gefährlicher Pakt die Abkommen von Taba zwischen Peres und Arafat - mit anderen Worten die Schaffung des palästinensischen Staates - bekräftigt, werden weiterhin in den Strassen von Tel Aviv und Jerusalem jüdische Köpfe, Hände und Arme zerfetzt. Nach jedem von den Arabern verübten Attentat wiederholt der Premierminister krampfhaft: "der Friedensprozess wird fortgeführt". Darauf folgt eine Reihe von ebenso vereinfachten als auch beleidigenden Erklärungen, welche darlegen, dass im Mittleren Osten zwischen zwei Kategorien unterschieden werden muss: den Guten und den Bösen. Zu den Guten gehören die Regierung Rabin, seine Anhänger, Arafat und.. der politische Zweig des Hamas ! Ihnen gegenüber stehen die Bösen, nämlich der Likud, die Widersacher der Rückzugspolitik der Regierung, der militärische Flügel des Hamas und... die Parias der israelischen Gesellschaft, der Sand im Getriebe, die jüdischen Bewohner von Judäa-Samaria und des Gazastreifens !
Heute wird die politische Entwicklung von drei Hauptfaktoren bestimmt: den Verhandlungen mit der Terroristenorganisation PLO, den Gesprächen mit Syrien und der Spaltung des jüdischen Volkes.
Rabin und Peres haben Arafat zu einem akzeptablen Gesprächspartner gemacht und verleihen den Mördern von Juden auf diese Weise Straffreiheit und Lohn. Dieses Zugeständnis hat an den grundlegenden Gegebenheiten nichts geändert. Arafat hat sozusagen keine seiner Verpflichtungen eingehalten und seine offiziell erklärten Zielsetzungen bleiben die gleichen wie 1964, als die PLO gegründet wurde. Doch selbst nach der Erhebung in den Rang eines Bürgermeisters von Gaza und Jericho und das vollste Vertrauen der Regierung Rabin geniessend, ist und bleibt Arafat der kleine Terroristenchef, der er immer gewesen ist. In seinen Augen stellen die Osloer Abkommen eine reine Taktik auf dem Weg zum Endsieg, und keine bindende Verpflichtung dar. Die PLO ist allerdings bei der arabischen Bevölkerung in Israel wieder in Verruf geraten. Eine auf islamischen und radikalen Palästinensern beruhende Bewegung, die sich aus Intifada-Veteranen und Hamas-Aktivisten zusammensetzt, hat sich allmählich gebildet. Sie besitzt weder einen Namen noch eine eigentliche Struktur, ist jedoch sehr aktiv und populär. Diese Gruppe lehnt den jüdischen Staat kategorisch ab und arbeitet intensiv mit dem terroristischen Flügel der PLO, der Fatah von Arafat, zusammen, welche Anschläge in Israel organisiert. Sie wird von einer Art patriotischer und religiöser Euphorie getragen, welche Kamikaze-Terroristen zu Selbstmordanschlägen treibt. Man schaudert beim Gedanken an die Zukunft, sobald die israelische Armee ihres Rechts auf vorbeugende Massnahmen und Strafverfolgung enthoben wird und sich aus den arabischen Städten und Dörfern in Judäa und Samaria zurückzieht...
Währenddessen treibt Rabin den zerstörerischen Prozess noch stärker an, für dessen Durchführung er nicht gewählt wurde. Er sollte die Würde besitzen, dem jüdischen Volk den Blutzoll anzukündigen, den es für die Verwirklichung seiner schwerwiegenden Fehler zu zahlen hat. Seit dem 13. September 1993 hat sich die Rechnung auf 150 ermordete israelische Juden und auf mehrere hundert Verletzte erhöht, von denen viele für den Rest ihres Lebens zu Krüppeln geworden sind.
Die "Friedensinitiativen" der Regierung Rabin beschränken sich nicht darauf Arafat unterwürfig schön zu tun. Obwohl Rabin den Golan Assad bereits versprochen hat, lehnt dieser jeden offiziellen Kontakt mit dem jüdischen Staat ab. In Wirklichkeit führt er Krieg gegen Israel, wo er dazu in der Lage ist: im Libanon über den Hisbollah. Die PLO ist an diesem Krieg beteiligt, sie nimmt an den Attentaten gegen die Israelis teil, welche die Christen im Südlibanon schützen. Ägypten hingegen, der "gemässigte Vermittler", spielt ganz offen auf der Seite Assads. Sechzehn Jahre nach der Unterzeichnung der Abkommen von Camp David ist es in Ägypten unter Androhung einer Gefängnisstrafe immer noch verboten, in einem Auto mit einem israelischen Kennzeichen herumzufahren oder ein israelisches Digitaltelefon zu benützen.
Neben der Furcht vor dem Terrorismus wird die israelische Gesellschaft und das jüdische Volk von einem sehr viel bedrohlicheren Gespenst heimgesucht: der Entzweiung zwischen den Befürwortern des Friedensprozesses und der Entjudifizierung des Staates und ihren Gegnern. In Israel richtet sich diese Feindseligkeit hauptsächlich gegen die 150'000 jüdischen Einwohner von Judäa-Samaria und Gaza. Man muss sich die Politik der Regierung Rabin gegenüber diesen Einwohnern vor Augen führen. Einerseits verkündet er lautstark in alle Himmelsrichtungen: "Im Rahmen der neuen Abkommen namens Oslo II soll keine jüdische Ortschaft aufgehoben werden". Das stimmt. Doch hinter diesen leeren Worten steckt ein heimtückischer Plan. Sobald Tsahal aus den arabischen Orten von Judäa-Samaria abgezogen ist und die Armee der PLO das Gebiet in der Gewalt hat, sind die in diesen Gegenden wohnenden Juden den Überschreitungen der Araber ausgeliefert. Können wir, Juden der Diaspora, zu den schweigenden Komplizen dieser schrecklichen Vorgänge werden und tatenlos zusehen, wie Juden von anderen Juden im Stich gelassen werden ? Bestimmt nicht. Handelt es sich um nie eintreffende Schreckensvorstellungen, die von einer Obsesssion durch die Schoah auf die Spitze getrieben oder ausgelöst werden ? Sicher nicht. Man braucht nur festzustellen, mit welcher Niedertracht, welcher Brutalität oder gar mit welchem Vergnügen Rabins Häscher ihre Glaubensbrüder jeden Alters anlässlich der letzten Demonstrationen geschlagen haben. Darüber hinaus kooperieren die Sonderdienste der Armee mit der "palästinensischen Polizei"... zur Bekämpfung des Terrorismus !
Die einzige positive Nachricht trifft heute ausgerechnet aus Judäa-Samaria ein. Trotz den Bemühungen der Regierung Rabin, die Juden in diesen Regionen zu brechen, haben die Motivation und die Kampfbereitschaft dieser zeitgenössischen Helden nicht nachgelassen. Sie legen kein Zeichen von Verzweiflung an den Tag, und ihre Zahl hat auch deutlich zugenommen.
Mit dieser erfreulichen Nachricht möchte Ihnen das gesamte Team von SHALOM ein gutes neues Jahr wünschen.

Roland S. Süssmann
Chefredakteur

Washington, 1995

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