Kennen Sie die Ram-card? | ||
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Von Roland S. Süssmann | ||
@c :WISSENSCHAFT UND MEDIZIN New York, Notfallstation eines der grossen Krankenhäuser der amerikanischen Metropole. Nach einem Autounfall wird ein Mann aufgenommen, ein Freund ist bei ihm. Sofort nach dem Eintreffen der Ambulanz versuchen die Verantwortlichen einige Informationen zur Krankengeschichte des verletzten Mannes zu erhalten, doch er ist bewusstlos und sein Freund kann keine Auskunft geben, er kann nur im Wartesaal sitzen und abwarten. Nach relativ kurzer Zeit kommt einer der Ärzte aus dem Behandlungszimmer und teilt bestürzt mit, der Mann sei gestorben, da er ihm ein Medikament verabreicht habe, auf das er allergisch gewesen sei. Das konnte das medizinische Team aber nicht ahnen. Diese schreckliche Geschichte hat er wirklich so erlebt, BINYAMIN SPANIER, der Erfinder der RAM-CARD und Generaldirektor der Gesellschaft Rapid Medicine Ltd in Tel Aviv. Wir haben ihn gebeten, uns die Hintergründe dieser mysteriösen Karte zu erläutern. Wie ging es denn weiter, nachdem Sie Ihren Freund unter so dramatischen Umständen verloren hatten? Was mich wirklich verblüffte, war die Tatsache, dass in der Notaufnahme kein Mensch, weder die Sanitäter noch die Ärzte, Zugang zu irgendeiner Information aus der Krankengeschichte meines Freundes hatten. Er ist nur deswegen so sinnlos und viel zu früh gestorben. Da beschloss ich, dass ich etwas unternehmen muss, um derartige schlimme Vorfälle in Zukunft zu verhindern. In meiner Vorstellung würde idealerweise jeder einen kleinen elektronischen Ausweis im Kreditkartenformat bei sich haben, auf der sämtliche medizinischen Grunddaten enthalten wären, die für eine korrekte Betreuung im Notfall erforderlich sind. Aufgrund dieser Idee stellte ich ein Team aus Medizinern und Informatikern zusammen, mit deren Hilfe ich dieses einzigartige Projekt umgesetzt habe. Was steht denn genau auf der Karte? Da ist zunächst ein Foto der betreffenden Person, damit sie auch dann identifiziert werden kann, wenn sie entstellt im Krankenhaus ankommt. Dann natürlich Name, Adresse und Telefonnummer sowie die Personen, die notfalls zu benachrichtigen sind. Im medizinischen Bereich sind das Blutgruppe, Allergien, Medikamente, welche die Person einnimmt, sowie Geräte, die sie unter Umständen trägt, Pacemaker, Hörgerät usw. Ich kann diese Ausführungen mit einem Beispiel veranschaulichen, das sich kürzlich in Jerusalem zugetragen hat. Ein Bekannter von mir hatte einen Autounfall und wurde ins Krankenhaus Schaare Tsedek gebracht. Der Notarzt beschloss, ein CT durchzuführen. Während er wartete, traf ein Polizist ein und wollte den Verletzten dieses Unfalls sehen. Er brachte ihm sein Hörgerät zurück. Das CT erwies sich daraufhin als unnötig, denn der Notarzt hatte es nur verlangt, weil die Person, wenn angesprochen, nicht reagierte. Zweck der RAM-Card ist es, dem gesamten medizinischen Personal weltweit die Möglichkeit zu geben, den Patienten rasch und im Wissen um alle Besonderheiten zu helfen. Auf der Rückseite der Karte ist auch das jüngste Elektrokardiogramm des Patienten zu finden. Das EKG wird mit Hilfe eines speziellen Systems erfasst, das eine Wiedergabe auf der Karte ermöglicht, ohne eine Information wegzulassen. Das ist unerlässlich, denn wenn wir ein normales EKG nehmen und es einfach verkleinern, können Daten verloren gehen. Das Speichersystem ist eine simple Software, das wir entwickeln liessen und das unsere lokalen Mitarbeiter den Ärzten zur Verfügung stellen, die es wiederum leicht in ihren Elektrokardiographen eingeben können. Kann diese Karte nur in Israel verwendet werden? Wie kann denn ein Arzt irgendwo auf der Welt auf die Patientendaten zugreifen? Genau in dieser Hinsicht ist die RAM-CARD so besonders, denn sie ist mit einem doppelten Strichcode versehen. Die Grundinformationen sind, wie ich bereits sagte, auf der Karte sichtbar, und jeder Sanitäter oder Notarzt braucht nur einen Blick auf die Karte zu werfen, um die wichtigsten medizinischen Daten seines Patienten zu erfahren. Wenn er mehr wissen will, braucht er nur den Strichcode mit der integrierten Kamera eines Handys oder mit einer Webcam aufzunehmen, um die Verbindung zu unserer Datenbank herzustellen. Innerhalb von weniger als 30 Sekunden erscheint das Dossier auf dem Bildschirm und kann vom betreffenden Arzt konsultiert oder heruntergeladen werden. Zur Aktivierung der Karte braucht es also nur ein Handy, ein Computer ist nicht nötig. Wie muss man konkret vorgehen, um sich eine RAM-CARD zu verschaffen? Das ist ganz einfach, dazu geht man auf unsere Website, www.rapid-medicine.com, wo man ein Formular ausfüllt. Das schickt man uns dann per Mail zusammen mit einem Foto zu. Im Allgemeinen stehen nur grundlegende Daten auf der Karte. Sofort nach Erhalt des Mails legen wir das Dossier einem der Ärzte vor, mit denen wir zusammenarbeiten, um zu erfahren, ob die Informationen ausreichen und korrekt sind. Danach fertigen wir die Karte an, die wir per Post überall auf die Welt verschicken können. Jeder Interessent kann natürlich sein Dossier auch von seinem Arzt ausfüllen lassen, denn es gibt keine Begrenzung für die Informationen, die wir für jeden Patienten abspeichern. Sagen wir, dass es jedem neben den wesentlichen Daten frei steht, sein Dossier nach eigenen Wünschen zu komplettieren. Die Karte ist sehr günstig, zusammen mit dem EKG kostet sie heute rund US$ 50,--. Haben Sie mit der Herstellung der Karte neue Arbeitsplätze in Israel geschaffen? Wir beschäftigen keine Ärzte zu 100 %, denn wir arbeiten mit Koryphäen auf ihrem Gebiet zusammen. Wir haben allerdings Arbeitsplätze in anderen Bereichen geschaffen, EKG-Techniker, Informatiker usw. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung Ihres Produkts? Unser System ist patentiert und wir sind Mitglied der E.H.R.D.M.R. (Electronic health records and Electronic medical records) geworden. Es handelt sich um zwei Arten von bereits existierenden elektronischen medizinischen Dossiers; das eine, Electronic medical record (elektronisches medizinisches Dossier) wird von Ärzten, Krankenhäusern und Kliniken erstellt und verwaltet; das andere, Electronic health records (elektronisches Gesundheitsdossier) wird vom Patienten selbst auf seinem Computer zusammengestellt. Dadurch hat er die Möglichkeit, seine medizinischen Daten unabhängig zu verwalten und alle Informationen zu seiner Person, die unter Umständen von verschiedenen Fachärzten stammen, in einem einzigen Dossier zusammenzuführen. So kann jeder nach eigenem Ermessen seine medizinischen Unterlagen dem jeweiligen Arzt zeigen. Gemäss den neuen internationalen Vorschriften gehört jedes medizinische Dossier dem betreffenden Patienten und nicht dem Arzt, der ihm eine Kopie zu liefern hat. In unserer Datenbank können wir demnach für jedes Mitglied beide Arten von Dossier integrieren. |