Das schwächste Kettenglied stärken | |
Von Roland S. Süssmann | |
Wir besuchen den Musikunterricht. Ungefähr zehn äthiopische Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren, ausgerüstet mit den unterschiedlichsten Schlaginstrumenten, beglücken uns mit einem Minikonzert von knapp fünf Minuten. Unter der Leitung eines Musiklehrers russischer Abstammung lauschen sie einer Aufnahme des berühmten Radetzky-Marsches (op.228) und beginnen auf ein kleines Fingerzeichen ihres «Dirigenten» hin mit Leib und Seele zu spielen. Die Gesichter strahlen, die Augen leuchten, dies ist ein Moment der ansteckenden Freude für den aussen stehenden Beobachter. Wo aber haben wir diesen aussergewöhnlichen Augenblick erlebt? Mitten im BEIT TZIPORA von Kiriat Malachi. Was ist das für ein Ort, an dem äthiopische Kinder Musik machen und ihnen zahlreiche andere lehrreiche und didaktische Aktivitäten angeboten werden? Zum besseren Verständnis rufen wir die wichtigsten Fakten in Erinnerung. Sie sind Juden. Sie sind schwarz. Sie leben in Israel. Sie sind herzig, ruhig, sehr würdig und heiter, doch sie verkörpern das schwächste Glied in der israelischen Gesellschaft: es sind die Juden aus Äthiopien, die auch die Falaschen genannt werden. Ja, die israelische Regierung hat sie in den 1990er Jahren ins Land geholt und sie auf diese Weise vor der Gewalt und der Verfolgung gerettet, mit denen sie in Afrika bedroht wurden, und danach hat sie sich sehr bemüht, sie im hebräischen Staat zu integrieren. Doch diese Bemühungen haben sich leider als unzureichend erwiesen. So gehen viele äthiopische Kinder hier weiter zur Schule, oder, genauer gesagt, werden Jahr für Jahr von Klasse zu Klasse mitgeschleppt, ohne dass sie auch die Grundlagen des Lehrplans begriffen hätten. Aufgrund dieses Umstands wird ihre Entwicklung und vollständige Integration in die israelische Gesellschaft verhindert. Zur Behebung dieses Missstands haben Marion und Elie Wiesel beschlossen, im Rahmen der 1987 sofort nach der Verleihung des Friedensnobelpreises gegründeten Stiftung «Elie Wiesel Foundation for Humanity» der äthiopischen Gemeinschaft im Allgemeinen und diesen Kindern im Besonderen zu helfen. Sie haben unter dem Namen Schulhilfe – eigentlich eher Lebens- und Integrationshilfe - zwei Zentren ins Leben gerufen, und zwar in zwei Städten, in denen zahlreiche äthiopische Juden leben, Kiriat Malachi und Aschkelon. Da letzteres zurzeit renoviert und vergrössert wird, haben wir Kiriat Malachi aufgesucht, wo das Zentrum analog zu demjenigen in Aschkelon im Andenken an Elie Wiesels Schwester, die als Achtjährige in Auschwitz ermordet wurde, den Namen Beit Tzipora trägt. Heute werden in diesen beiden Zentren fast 1000 Kinder pro Woche betreut, 562 von ihnen in Kiriat Malachi. Sofort nach dem Betreten dieses magisch angehauchten Ortes fallen dem Besucher zwei Dinge auf: einerseits die fröhliche und gelassene Atmosphäre, in der auch die Disziplin und das Glück ihren Platz haben, andererseits der Geruch von Sauberkeit. Die Reinlichkeit der Kinder, die Sauberkeit der Räume, Klassenzimmer und Toiletten gehört natürlich zum Erziehungsprogramm von Beit Tzipora, was auch die Qualität der Leitung beweist. Dazu muss man wissen, dass an sechs Tagen pro Woche rund 370 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren an den hier angebotenen Aktivitäten teilnehmen. Das Zentrum wurde vor ca. 7 Jahren eröffnet und 2002 vergrössert; seit 2004 hat man eine Reihe von Programmen eingeführt, die den 192 Jugendlichen von 14 bis 18 die Vorbereitung auf die Matur ermöglichen. Kürzlich haben die ersten Schüler die Prüfungen mit den besten Noten der Stadt bestanden. Wir wollten den Betrieb und den geistigen Hintergrund der Beit-Tzipora-Zentren besser verstehen und haben zu diesem Zweck mit Lea Shelach gesprochen, der Direktorin des Instituts in Kiriat Malachi. Sie leiten das Zentrum Beit Tzipora in Kiriat Malachi seit seiner Eröffnung. Können Sie uns in wenigen Worten sagen, wie sich das Leben in dieser Institution abspielt, wie das Ganze funktioniert? Bevor ich Ihre Frage beantworte, möchte ich drei Dinge sagen. Ich habe das Privileg, seit vielen Jahren mit Marion Wiesel zusammenzuarbeiten, und ich habe immer noch nicht begriffen, wie sie die unglaubliche Bedeutung dieser Schulhilfe erfasst hat. Man muss sich klar machen, dass die Betreuung eines äthiopischen Kindes oder Jugendlichen diesem ermöglicht, sein Leben in eine neue Bahn zu lenken und zu einem echten Staatsbürger zu werden. Leider hat das Erziehungsministerium bisher nicht verstanden, wie es mit den neuen Einwanderern aus Äthiopien umgehen soll, für die es bis heute kein spezielles Bildungs- und Integrationsprogramm gibt. Diese unglückliche Situation macht die Zentren Beit Tzipora noch unersetzlicher. Ausserdem stehen wir vor einer Realität, die nicht nur in Israel aktuell ist: sobald ein Weisser einem Farbigen begegnet, neigt jener bewusst oder unbewusst immer noch dazu, diesen mit einer gewissen Herablassung, um nicht zu sagen arrogant zu behandeln. Wir vergessen allzu leicht, dass Verstand, Gefühle und Empfindungen unabhängig von der Hautfarbe bei uns allen identisch sind. Die Angehörigen der äthiopischen Gemeinschaft haben natürlich nicht immer die Kapazität oder die Mittel, sich auszudrücken und akzeptiert zu werden. Hier geben wir ihnen das «Werkzeug», mit dem sie in der israelischen Gesellschaft leben lernen. Man muss sich vor Augen führen, dass sich die Lehrer in einer Klasse mit 40 Schülern, von denen die Hälfte aus Äthiopien stammt, nicht um jeden Einzelnen kümmern können. Daher werden die Kinder oft völlig unzulänglich betreut. Die Busse des Zentrums holen die Kinder nach Schulschluss ab. Bei ihrer Ankunft bekommen sie eine warme Mahlzeit, da es nicht immer sicher ist, ob sie zu Hause täglich anständig zu essen bekommen oder ob sie vor der Schule überhaupt frühstücken können. Danach werden sie in kleine Klassengemeinschaften integriert, in denen sie sicher sein können, dass ihnen jemand zuhört und auch auf die Frage antwortet, die sie im normalen Schulbetrieb nicht zu stellen wagen: «Ich habe das nicht verstanden – ich weiss das nicht». Selbst wenn ein Kind behauptet, es habe nun begriffen, vergewissern wir uns, ob dies wirklich der Fall ist. Unser Motto lautet «Bildung und Bereicherung», und wir unternehmen alles, damit diese Kinder mit dem Gefühl nach Hause gehen, sie hätten wieder etwas gelernt. Wie erfahren diese Kinder, dass es Beit Tzipora gibt? Jedes Jahr verschicken wir im August an alle Kindergarten-Kinder äthiopischer Abstammung eine Einladung zu einem Besuchstag in Beit Tzipora. Das Schuljahr beginnt im September, und wir öffnen unsere Tore zwei Wochen später, da wir davon ausgehen, dass sich das Kind nicht mit einem Schlag an zwei verschiedene Schuleinrichtungen gewöhnen kann. Aufgrund der uns vorliegenden Liste der schulpflichtigen Kinder nehmen wir Kontakt zu den Familien auf, wenn einige der Kinder nicht erschienen sind. In der Regel können wir auch sie überzeugen. Wie nehmen die Kinder Sie wahr? Vor zwei Jahren trat ich in die Klasse, deren Zeit bei uns bald abgelaufen war, und fragte die Kinder: «Warum seid ihr sechs Jahre lang hierher gekommen, anstatt draussen zu spielen?». Sie antworteten: «Weil wir uns hier wohl fühlten und weil ihr uns geholfen habt». Als ich ihnen vorschlug, eine neue Klasse zu schaffen, damit sie ein weiteres Jahr bei uns lernen könnten, waren sie begeistert und sind alle im nächsten Jahr wieder gekommen. Wie erfolgt die Integration dieser Kinder? Das ist eine sehr schwierige Frage. Dazu muss man verstehen, dass die meisten von ihnen keine normale Schullaufbahn aufweisen und grosse Wissenslücken aufweisen. Oft kommen Kinder zu uns, in deren Klasse bereits Lektion 28 des Lehrplans unterrichtet wird, obwohl sie noch nicht einmal die erste Lektion begriffen haben. In der Regel handelt es sich auch um Neueinwanderer, die noch drei Jahre zuvor praktisch in der freien Natur und im Rhythmus der Natur lebten: mit der Sonne aufstehen und schlafen gehen usw. Wir müssen ihnen beibringen, dass es Stundenpläne gibt, dass man nicht aufstehen und sich setzen darf, wie es einem passt, und vieles mehr. Vor einigen Jahren sagte ein 13-jähriger Junge zu mir: «Schau, Lea, ich kann den Stift nicht so gut halten, aber in Äthiopien hatte ich 52 Kühe und habe nie auch nur eine von ihnen verloren». Wie soll man diesem Hirten erklären, dass wir ihn zu einem Akademiker machen möchten? Darüber hinaus gilt in Äthiopien ein Junge mit 13, 14 oder 15 Jahren als heiratsfähiger Mann. Hier erklären wir ihm, dass er erst ein Kind ist, das erst einmal richtig schreiben und lesen lernen soll. Um sie nicht zu beleidigen, müssen wir sie mit Samthandschuhen anfassen. So entferne ich beispielsweise aus dem Lesebuch den Vermerk «erste Primarstufe» usw. Es handelt sich um eine recht komplexe Situation, doch im Allgemeinen verzeichnen wir positive Ergebnisse. Wie suchen Sie die Lehrpersonen aus? Ich habe vier Jahre gebraucht, um das heute bestehende tolle Team aufzubauen. Ich kann Ihnen versichern, dass die hier arbeitenden Männer und Frauen das Herzstück, den Motor und die Quelle des Erfolgs unserer Institution darstellen. Die Unterrichtenden erhalten zwar einen Lohn, doch ihr Engagement geht weit darüber hinaus. Wenn sie am Abend nach Hause kommen, bereiten sie noch stundenlang spezielle Lehrpläne vor, so dass jedes Kind lernen kann, ohne sich wegen seiner endlosen Fragen schämen zu müssen. Ausserdem kümmert sich der Lehrkörper auf besondere und individuelle Art um jeden einzelnen Schüler. Ein kleiner Junge z.B. kämpfte mit grossen Schwierigkeiten. Einem unserer Lehrer fiel auf, dass er Probleme mit den Augen hatte. Wir brachten das Kind zum Augenarzt, der ihm eine Brille verschrieb. Wir kauften sie ihm, und sobald er sie auf der Nase hatte, sagte er: «Ach, da sind ja Vierecke am Boden!». Er hatte noch nie die Kacheln gesehen. Für ähnliche Fälle verfügen wir über eine Stiftung, mit der wir Schuhe finanzieren. Wir erhalten Gutscheine der Geschäfte, in denen wir mit den Kindern dann Schuhe aussuchen, die ihnen gefallen und in denen sie sich wohl fühlen. Das ist für sie eine ganz neue Erfahrung. Wir besitzen auch eine Klasse für schwierige Kinder, in der jeder Jugendliche gemäss einem speziell für ihn ausgearbeiteten Programm betreut und angeleitet wird. Die Beziehungen zwischen den Lehrpersonen und Beit Tzipora gehen weit über den eigentlichen Rahmen der Institution hinaus. Sie nehmen am Leben der Schüler und ihrer Familien teil, sie treffen sich nach der Schule in den Cafés, um über ihre Institution zu reden, Ideen auszutauschen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie sich die Resultate noch verbessern lassen. Sie haben Ihr Motto «Bildung und Bereicherung» erwähnt. Können Sie uns in knappen Worten erläutern, wie dieses Motto konkret umgesetzt wird? Eigentlich wären die Begriffe «Bildung und Wissen» passender. Wir möchten, dass unsere kleinen Schützlinge nicht nur mit Theorien voll gestopft werden, sondern auch die Fakten des Lebens kennen lernen, und zwar über ein anderes Medium als über das Fernsehen. Uns wurde beispielsweise bewusst, dass unsere Schüler noch nie das Meer gesehen hatten, es sei denn am Fernsehen. Wir haben einen Ausflug mit ihren Eltern organisiert. Als sie das Meer und die Wellen erblickten, trauten sie ihren Augen kaum und stellten sich ganz eng zusammen, um das Meer daran zu hindern, das Land zu überfluten. Wir kauften ihnen Plastikspielzeug, damit sie im Sand spielen konnten… sie wussten nichts damit anzufangen, denn sie hatten noch nie im Sand gespielt. Schliesslich, und in meinen Augen veranschaulicht dies unseren Ansatz recht gut, haben wir sie gefragt, wie ihnen der Tag am Meer gefallen habe, und eines der Kinder sagte: «Ich habe ein neues Gefühl entdeckt: das der Wellen unter meinen Füssen…». Denken Sie, dass «Ihre» Kinder besonders begabt sind? Ich bin effektiv davon überzeugt, dass sie wichtige Fähigkeiten und Talente besitzen. Wenn ich sehe, woher sie kommen und wie es ihnen letztendlich gelingt, sich in das Schulprogramm zu integrieren und zu guter Letzt die Matur erfolgreich zu bestehen, habe ich allen Grund anzunehmen, dass sie wirklich besonders begabt sind. Wie sehen Ihre Beziehungen zu den Eltern aus? Sie können sich ja denken, dass mit der Zeit ein Gefälle entsteht zwischen den Kindern, die unsere Kurse besuchen, und ihren Eltern. Zunächst laden wir jedes Mal, wenn ein ernsthaftes Problem mit einem Kind auftritt, z.B. in Bezug auf sein Verhalten oder seine Integration, die Eltern ein und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Auch hier stehen wir eigentlich vor einem Integrationsproblem. Pädiatrieschwestern haben uns berichtet, dass die äthiopischen Mütter, die ihre Kinder zur Untersuchung begleiten, nicht mit ihnen sprechen. Sie tragen sie gewöhnlich in einem Tuch auf dem Rücken, so dass überhaupt keine Kommunikation zwischen Mutter und Kind stattfindet. Diese Situation dauert ein Leben lang an. Dies müssen wir natürlich berücksichtigen und den Eltern beibringen, mit ihren Kindern zu kommunizieren. Es ist wirklich ungemein wichtig, dass die Kinder nicht das Gefühl erhalten, dass wir ihre Eltern ersetzen wollen. Sie haben ihren Platz und wir tun alles, um diese Stellung zu erhalten und zu verstärken. Wenn wir übrigens zum Schluss kommen, dass wir ein Kind aus Beit Tzipora ausschliessen müssen, geben wir ihm eine letzte Chance und beziehen dabei seine Eltern mit ein. Wir schlagen ihnen vor, ihr Kind ins Zentrum zu begleiten, während des gesamten Unterrichts bei ihm zu bleiben und neben ihm zu sitzen. Ich muss sagen, dass diese äusserste Notlösung meist gut funktioniert. Auch die Eltern haben allerdings ihre Probleme bei der Integration, und wir versuchen auch ihnen zu helfen. Wie ich bereits erwähnte, kommen die Kinder erst am Nachmittag nach der Schule zu uns. Folglich stehen unsere Räumlichkeiten morgens leer. Drei Mal wöchentlich veranstalten wir für sie Hebräischunterricht, Kurse zur Lebenshilfe, in denen sie beispielsweise lernen, wie man einen Kontoauszug und eine Telefonrechnung liest oder einen Lebenslauf verfasst. Mittwochabends bieten wir Computerkurse für die Eltern an, damit sie mit ihren Kindern Schritt halten können. Wir haben es ja mit einer Gesellschaft zu tun, die eine tief greifende Veränderung durchmacht. In Äthiopien herrschten noch streng patriarchalische Strukturen vor, denn die Familie wurde durch den Mann ernährt. Hier hingegen werden die Beträge der Sozialhilfe der Mutter für ihre Kinder überwiesen. Die Rollen werden also vertauscht, und die Frauen erhalten eine Bedeutung wie nie zuvor. Diese Situation wird als sehr schwer empfunden. Wie nimmt die äthiopische Gemeinschaft Sie Ihrer Ansicht nach wahr? Auch diese Frage ist schwer zu beantworten. Unsere Unterstützung wird zweifellos gebührend geschätzt. Ich habe aber einen äthiopischen Freund mit einem Uni-Lizenziat in Pädagogik. Eines Tages meinte er: «Bei mir zu Hause weiss ich, wer ich bin, doch mir ist auch bewusst, dass ich, wenn ich den Müll hinunter trage, nur noch ein Schwarzer bin». In Wirklichkeit können wir nicht wissen, was sie empfinden. Wir können uns denken, was auf menschlicher Ebene passiert, doch letztendlich ist auch das ziemlich eingeschränkt. Ich persönlich denke, dass jedes der Kinder hier mein Enkel sein könnte. Ich bin überzeugt, dass sie die Liebe spüren, die ich ihnen entgegenbringe, und dass sie dasselbe für mich empfinden. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Wir möchten vergrössern und immer mehr Kinder aufnehmen, denn heute kommt es immer wieder vor, dass wir Kinder aus Platzmangel abweisen müssen. Wir haben so viele Pläne, es gibt so viel Arbeit und so viele Kinder, denen man beistehen muss. Denn die Kinder, denen wir heute hier helfen, werden die Bürger von morgen sein, und wir tun alles, damit sie einen bedeutenden Beitrag für ihre Familien, das Volk von Israel, das Land und die Nation leisten können. Wir hätten Lea Shelach stundenlang zuhören können. Sie hat erstaunliche und bewegende Anekdoten zuhauf zu berichten. Dazu muss man wissen, dass die ständige Herausforderung, welche durch die umfassende Erziehung junger Äthiopier entsteht, nicht einfach zu bewältigen ist, und sei es nur in Bezug auf die Kommunikation. Diese Gemeinschaft, die noch sehr verschlossen und äusserst zurückhaltend geblieben ist und in der niemand seine Gefühle zu zeigen, sich zu beklagen oder gar einen Wunsch zu äussern gewöhnt ist, befindet sich in einem Umbruch. Eine kleine Geschichte zeigt, wie sehr diese Tradition der Diskretion und des Schweigens, vor allem gegenüber Fremden, im Denken verankert ist. Zwei junge Leute, welche jahrelang Beit Tzipora in Kiriat Malachi besucht und dank dem Vorbereitungsprogramm für die Matura die Prüfungen mit Erfolg bestanden hatten, sollten der Armee beitreten. Vor ihrer Abreise fragte sie die Direktorin der Institution, womit sie ihnen eine Freude bereiten könne. Sie antworteten: mit einer Uhr. Keiner von ihnen hatte jemals eine Uhr besessen, doch das hatten sie nie zuvor ausgesprochen… |