Das Labor der Hoffnung
Von Roland S. Süssmann
In allen Bereichen gibt es Männer und Frauen, die ihrer Zeit voraus sind, die mit alten Gewohnheiten brechen und ihre Kollegen aufrütteln, die es sich in ihrer Routine bequem gemacht haben. Im Allgemeinen werden diese Leute der Avantgarde nicht ernst genommen und geächtet, doch überzeugt von der Richtigkeit ihrer Mission fahren sie unerschütterlich mit ihren Forschungsarbeiten fort, wenn diese erst einmal erfolgreich waren. Dies trifft auch auf Professor SHIMON SLAVIN zu, eine internationale Koryphäe auf seinem Gebiet und Direktor des Nationalen Zentrums in Israel für Knochenmarktransplantation und Immunotherapie bei Krebs im Krankenhaus Hadassah von Jerusalem. Seine Abteilung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sowohl er persönlich als auch sein Ärzteteam sich aktiv und direkt sowohl mit Grundlagenforschung als auch mit klinischer Medizin beschäftigen. Dadurch gelingen ihnen eine Reihe von Entdeckungen, die sie in vorklinischen Tierversuchen anwenden können; fallen die Resultate zufriedenstellend aus, nehmen sie das nächste Stadium in Angriff, die Anwendung am Patienten, dem sie in der Folge eine hochmoderne, um nicht zu sagen revolutionäre Behandlung anbieten können.

Es ist natürlich unmöglich, Sie darum zu bitten, die ganze Bedeutung und das Ausmass Ihrer in den vergangenen zwanzig Jahren durchgeführten Forschungsarbeiten in wenigen Worten zusammenzufassen. Man braucht nur Ihren Namen in eine Suchmaschine auf Internet einzugeben, um eine Fülle von Informationen zu erhalten. Wir wären aber an Informationen zu den wichtigsten Aspekten Ihrer Arbeiten interessiert, damit wir unseren Lesern, die von Ihrem medizinischen Spezialgebiet betroffen sind, Grund zur Hoffnung geben können. In welchem Forschungsbereich sind Sie also tätig und welche praktisch anwendbaren Ergebnisse haben Sie vorzuweisen?

In der Regel wissen die praktischen Ärzte nichts über die Forschung und die Forscher verstehen nichts von klinischen Problemen. Aus diesem Grund ist die Zeitspanne zwischen dem Labor und den klinischen Tests oft sehr lang, was den Durchbruch einer neuen Idee und vor allem ihre Anwendung auf klinische Fälle beträchtlich verzögert. Dank unserer Struktur kann ich sofort unser Labor aufsuchen, sobald ich einen Patienten mit einem besonderen Problem kennen lerne und eine Idee für eine neue Behandlung habe, so dass ich dort die notwendige Forschung betreiben und diesem Kranken eine neue Methode vorschlagen kann. Natürlich wenden wir diese neuen Ideen nur mit der Zustimmung des Ausschusses von Helsinki, des äusserst strengen Kontrollorgans, und des Ethik-Komitees des israelischen Gesundheitsministeriums an, das jede medizinische Neuerung gutheissen muss. Dieses aus Ärzten, Rabbinern, Priestern, Richtern, Sozialhelfern, Gelehrten usw. zusammengesetzte Komitee gewährleistet den Schutz des Patienten. Aufgrund unserer besonderen Struktur können wir eine Vielzahl von bahnbrechenden Ideen testen und entwickeln und in verschiedenen medizinischen Bereichen Pionierarbeit leisten. Zahlreiche Techniken, die heute zur Routine gehören, wurden zum ersten Mal in Israel erkannt und verfeinert. So wurden neue Erkenntnisse, neue Konzepte und neue Lösungsansätze auch in unserem Zentrum ausgearbeitet. Grundsätzlich versuchen wir neue therapeutische Strategien für die Behandlung von sowohl gutartigen wie bösartigen Krankheiten zu entwickeln, die als unheilbar gelten und bis heute nicht bekämpft werden konnten. Jeder Patient, der uns vorgestellt wird, hat keinerlei Überlebenschancen, wenn nicht wir ein Mittel finden, um seine Krankheit zu heilen. Neben den Fragen, die ausschliesslich das direkte Zusammenspiel zwischen Forschung und klinischer Anwendung betreffen, berührt unsere Tätigkeit eine Reihe von emotionalen, philosophischen und ethischen Aspekten. Wir gehen von Null aus, d.h. von einem dem Tod geweihten Patienten, und streben die vollständige Heilung an. Zwischen diesen beiden Extremen liegt eine ganze Welt von Möglichkeiten, Hoffnungen und Enttäuschungen. Es ist natürlich eine riesige Freude, einen Patienten fünf oder zehn Jahre nach einer erfolgreichen Behandlung wiederzusehen, vor allem wenn man weiss, dass er ohne unsere Hilfe und unsere Forschung nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Gleichzeitig ist es auch äusserst traurig und frustrierend, wenn man scheitert, denn unsere Erfolgsquote liegt leider noch nicht bei 100%, auch wenn wir bei einigen Erkrankungen nicht weit davon entfernt sind. Wir befassen uns mit Hunderten von verschiedenen Krankheiten, die Herausforderung ist daher enorm. Ich könnte die Zahl der geheilten Fälle mühelos erhöhen, wenn ich es ablehnte mich um Patienten zu kümmern, die keine Aussicht auf Heilung haben, die schwer krank sind, die von allen abgewiesen wurden und denen niemand mehr eine Behandlung vorschlägt, doch das wollen wir nicht, denn jeder Kranke stellt eine neue Herausforderung dar. Es ist aber auch nicht moralisch korrekt, einem Kranken mit 50% Heilungschancen mit konventionellen Methoden eine neue Behandlung anzubieten, die noch niemand ausprobiert hat und noch nicht getestet wurde. Wenn jemand aber weiss, dass er verloren ist und dass die herkömmliche Medizin nichts mehr ausrichten kann, ist es eher gerechtfertigt, eine neue, Erfolg versprechende Therapie zu versuchen. Wir sind dann in der Lage, dem Patienten eine Lösung anzubieten, dank der er, seine Familie und unser Team an eine wirkliche Heilung glauben. Diese Fälle haben es uns ermöglicht, neue Forschungsarbeiten in Angriff zu nehmen und unsere modernen Techniken zum ersten Mal anzuwenden. In der Regel sind unsere Patienten sehr kooperativ, denn sie wollen kämpfen. Sie wissen, dass ihnen nur drei Möglichkeiten offen stehen: nichts tun und auf den Tod warten, eine erwiesenermassen ineffiziente Behandlung fortsetzen oder eine neue Methode ausprobieren, bei der die Forschung und die vorklinischen Tierversuche Ergebnisse gezeitigt haben. Unsere hoffnungslosesten Fälle sind oft die kämpferischsten, einerseits weil sie wieder hoffen können, andererseits aber vor allem, weil sie sich als Bestandteil eines Ganzen sehen, was den Heilungsprozess ihrer Krankheit beschleunigt.

Behandeln Sie nur Erwachsene oder betreuen Sie auch Kinder?

Wir kümmern uns um jeden Patienten, der uns braucht, ohne Altersbegrenzung. Wir haben die erste Knochenmarktransplantation in Utero der Welt durchgeführt, nachdem wir eine Diagnose mit Hilfe einer Fruchtwasseruntersuchung erstellt hatten; dazu haben wir dem Fötus über die Nabelschnur Knochenmark injiziert. Unsere jüngsten Patienten sind noch nicht geboren, unsere ältesten sind über 90 Jahre alt.

Obwohl Sie in sehr vielen verschiedenen medizinischen Bereichen tätig sind, besteht Ihr Hauptanliegen aus dem Kampf gegen den Krebs, insbesondere gegen Leukämie. Inwiefern sind Ihre Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet besonders revolutionär?

Wir sind gegenwärtig dabei, die Art der Krebsbekämpfung zu verändern, wir gehen von einem «aggressiven Kampf» zu einer Form von «intelligentem Kampf» über. Die meisten heute eingesetzten Behandlungsmethoden gegen alle möglichen Formen von Krebs beruhen auf dem Gedanken, dass der Patient mit Chemotherapie oder Röntgenstrahlen bombardiert werden muss, um möglichst viele Krebszellen zu vernichten. Je aggressiver jedoch eine derartige Behandlung ist, desto stärker sind auch die Nebenwirkungen, da keine der gegenwärtig verwendeten Behandlungsmethoden eigentlich zur gezielten Bekämpfung von Krebszellen gedacht war. Dies bedeutet, dass jedes Mittel, das eine Krebszelle töten kann, auch gesunde Zellen angreift! Eine Krebstherapie, die eine vollständige Vernichtung des Tumors erreichen würde… hätte auch den Tod des Patienten zur Folge. Wenn wir aber über Therapien verfügten, welche ausschliesslich die Krebszellen zerstören, wäre das Problem gelöst. Leider ist dies noch nicht möglich. Die aggressive Chemotherapie greift zunächst die empfindlichsten Zellen an, diejenigen des Knochenmarks, die eigentlich eine «Produktionsstätte» für rote und weisse Blutkörperchen, Blutplättchen, das Immunsystem usw. sind. Diese Zellen werden ständig neu hergestellt. Unterzieht sich der Patient nun einer intensiven Chemotherapie, wird diese «Produktionsstätte» ebenfalls «bombardiert», und so wird beim Angriff auf Krebszellen auch die Erneuerung von gesunden Zellen unterbunden. Je aggressiver die Behandlung ist, desto wirkungsloser ist sie letztendlich, denn sie tötet zahlreiche gesunde Zellen, während die kranken Zellen natürlich äusserst resistent sind. Darüber hinaus führen diese sehr aggressiven Therapien zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall, Appetitlosigkeit u.a. und oft stirbt der Patient an den Folgen der Behandlung und nicht an Krebs, vor allem die älteren Patienten. Es stellt sich nun die Frage, wie man ein Maximum an Krebszellen zerstören und dabei die möglicherweise tödlichen Nebenwirkungen einschränken kann.

Wie steht es mit Knochenmarktransplantationen?

Dies ist ein ganz spezieller Bereich, der nur bei einer kleinen Zahl von Patienten Anwendung findet, obwohl es bei vielen Erkrankungen die einzige mögliche Therapie ist. Wegen der Aggressivität der Behandlung wird diese von Personen über 60 Jahren kaum vertragen. Man muss auch wissen, dass man eine Transplantation erst durchführen kann, wenn zunächst versucht wurde alle kranken Zellen zu töten, was zwangsläufig zur Zerstörung von gesunden Zellen führt. Diese werden anschliessend durch zuvor tiefgekühltes Knochenmark ersetzt, das entweder vom Kranken selbst stammt und vor der Behandlung entnommen wurde, oder aber von einem Angehörigen oder einer internationalen Bank für Knochenmark herrührt. Wir verwenden auch postnatale Plazenta, die wir nicht entsorgen, sondern einfrieren.
Wir haben also beschlossen, die Krankheit nicht mehr mit dieser Art von «Atombombe» zu bekämpfen und bieten diese Therapie Menschen jeder Altersstufe an. Wir versuchen aber, möglichst wenige Behandlungen durchzuführen, indem wir sie durch Immunotherapie ersetzen. Es ist uns bewusst, dass es nicht die Behandlung durch Chemotherapie oder Bestrahlung ist, die den Patienten heilt, der z.B. an Leukämie leidet, sondern das Immunsystem eines Spenders, das auf ihn übertragen wird. Früher dachte man, die Chemotherapie oder die Röntgenstrahlen würden die kranken Zellen zerstören und die Transplantation von Knochenmark würde den Patienten heilen. Heute wissen wir, dass dies nicht stimmt. Es sind nämlich die Lymphozyten, welche die Leukämie bekämpfen und sie vernichten. Diese Behandlung ist unter der sehr allgemeinen Bezeichnung «GVM Effect» (Graft Versus Malignancy Effect) bekannt, Transplantationseffekt gegen Bösartigkeit. Die therapeutischen Auswirkungen der Transplantationen werden vom Immunsystem des Spenders übertragen, das auf die Tumorzellen des Empfängers reagiert. Wir haben nachgewiesen, dass hier eine Art Krieg mit Biowaffen zwischen den Zellen des Spenders und denjenigen des Kranken stattfindet. Wir ersetzen demnach den C-Angriff, wie ich ihn nenne, durch einen B-Krieg. Wir können auf die Behandlung zur Zerstörung der Tumorzellen vor der Transplantation verzichten, doch wir versuchen, einen immunosuppressiven Raum zu schaffen, d.h. wir unterdrücken die Immunität des Patienten so, dass er die Knochenmarkzellen des Spenders annehmen kann. Sobald das Knochenmark des Spenders akzeptiert wurde, kann der eigentliche Krieg gegen die Leukämie anfangen. Dieses System wird von den Patienten wesentlich besser vertragen und angenommen und erweist sich vor allem als effizienter, da es sämtliche Zellen abtötet. Man darf nicht vergessen, dass es im Rahmen der anderen Therapien sehr selten ist, dass alle Krebszellen vernichtet werden. Krebs kann sich aber aus einer einzigen kranken Zelle entwickeln!

Wie haben Sie dieses System entdeckt?

Als ich vor ungefähr fünfzehn Jahren dieses neue Konzept entwickelte, hiess es überall: «Wenn es so einfach ist, weshalb ist dann niemand früher darauf gekommen?». Der Gedanke entstand eigentlich aus einer ganz simplen Feststellung: wenn man Krebszellen auf einen gesunden Menschen überträgt, erkrankt dieser nicht an Krebs, da sein Immunsystem die injizierten Krebszellen zerstört. Ich habe mir gesagt, man habe nur das Gegenteil zu tun, d.h. ein gesundes Immunsystem auf einen Kranken zu übertragen, der ja von seinem eigenen Immunsystem im Stich gelassen wurde.

Wird denn das fremde System nicht automatisch abgestossen?

Doch, daher muss man zunächst die Lymphozyten des Kranken unterdrücken oder neutralisieren und dann seinen Körper dazu bringen, die zugeführten neuen Immunzellen zu akzeptieren. Diese sind dann zu etwas in der Lage, was kein Arzt der Welt tun kann, nämlich zur vollständigen Zerstörung sämtlicher Krebszellen. Die Behandlung erfolgt in drei Etappen: zunächst die Immunosuppression, dann das Akzeptieren der Stammzellen und schliesslich die Übertragung der Lymphozyten, die nicht mehr abgestossen werden. Der Körper eines Kranken, der die Stammzellen eines Spenders akzeptiert, kann auch ein Herz, eine Niere oder eine Hauttransplantation akzeptieren, ohne dass das betreffende Organ abgestossen wird. Diese Etappe wird gegenwärtig in der Forschung untersucht, und wir werden voraussichtlich demnächst zu den klinischen Versuchen übergehen. Meine Ausführungen stellen folglich die Theorie dar, die der Zelltherapie zugrunde liegt, d.h. der Immunotherapie durch Lymphozyten, besser bekannt unter der Bezeichnung «DLI» (Donor Lymphocytes Infusion); sie entspricht einer Minitransplantation, wie man sie immer häufiger nennt. Ich beziehe mich also auf meine ersten Erklärungen, mit anderen Worten auf unser Angebot einer radikal neuen Therapie. Dies bedeutet die Umgehung einer mühsamen, schmerzhaften und letztendlich wenig effizienten Behandlung (da es unmöglich ist, mit der Chemotherapie oder der Röntgenbestrahlung alle Krebszellen zu töten) zu Gunsten einer intelligenteren, leichter verträglichen und wirksameren Therapie.

Wann und unter welchen Umständen konnten Sie Ihre Theorie nach ihrer Entdeckung am ersten Patienten ausprobieren?

Im Dezember 1986 erfuhren wir von einem sechsjährigen Jungen, der an einer sehr schweren Leukämie litt. Es handelte sich um einen hoffnungslosen Fall und ich versuchte ihn mit Hilfe der klassischen Methode, d.h. extremer Chemotherapie und Röntgenstrahlen, gefolgt von der Transplantation von Knochenmark seiner Schwester zu retten. Während den zwei Monaten nach der Behandlung ging es dem Kind gut, dann setzte sich die Leukämie wieder sehr heftig durch. Er entwickelte einen externen Tumor in Form eines Horns und einen weiteren im Bereich der Atemwege. Zuerst mussten wir eine Tracheotomie durchführen, um ihm das Atmen zu ermöglichen. Ich machte seiner Mutter den Vorschlag, meine Theorie praktisch an ihm anzuwenden, wies sie jedoch darauf hin, dass ich ihn wahrscheinlich nicht würde heilen können, dass ich aber dadurch in der Lage wäre, später anderen Kindern mit ähnlichen Problemen zu helfen. Sie willigte ein und ich begann die Behandlung, die ich während sechs Wochen durch Injektionen von Knochenmark seiner Schwester fortsetzte. Allmählich bildete sich sein Horn zurück und wir konnten auf den Röntgenaufnahmen feststellen, dass der Tumor der Atemwege vollkommen verschwunden war. Heute, fünfzehn Jahre später, erinnert sich der junge Mann kaum mehr daran, je so krank gewesen zu sein. Ich stellte seinen Fall Kollegen vor, die mir natürlich nicht glaubten und u.a. behaupteten, wahrscheinlich sei Leukämie fälschlicherweise diagnostiziert worden. Ich habe mich dadurch nicht entmutigen lassen und behandelte ca. 40 Fälle, bis auch ein Arzt in Deutschland dieselbe Technik anwendete und zwei von drei Patienten retten konnte. Von diesem Moment an begann die DLI anerkannt zu werden, und heute verdanken Tausende von Menschen ihr Leben und ihre Heilung dem kleinen Jungen, der den Beweis ermöglichte, dass die Lymphozyten rettend eingreifen können, wenn alle anderen Behandlungen scheitern.

Wirkt Ihr Konzept nur bei Leukämie?

Wir haben bewiesen, dass es ebenfalls bei bestimmten Fällen von Tumoren funktioniert, insbesondere bei Nierentumoren. Ich habe persönlich einige Patienten geheilt, die solide Tumoren aufwiesen, sowie andere, deren Metastasen in der Brust und in der Lunge weit fortgeschritten waren. Die Anwendung der DLI-Technik wurde noch nicht voll ausgeschöpft. Das Konzept kann bei genetischen Krankheiten sowie bei Hunderten von anderen Erkrankungen angewendet werden, die oft nicht bösartig sind, jedoch letztendlich doch zum Tod des Patienten führen. Die Mini-Transplantation bietet ungeahnte Möglichkeiten, die man hier nicht alle aufzählen kann, doch ich kann Ihnen versichern, dass wir bei Kindern fehlende Zellen ersetzen, ja sogar ein Immunsystem implantieren können, das ihnen bei der Geburt fehlt, es handelt sich dabei um die bekannten Sauerstoffzelt-Babys.

Wie finanzieren Sie Ihre Forschungstätigkeit?

Dies ist ein grosses Problem für mich, denn in den meisten Fällen wollen die Versicherungen die Behandlung nicht zahlen, da sie sie als «experimentell» bezeichnen. Die bedeutenden Labors haben auch kein Interesse daran, weniger Medikamente für die diversen Chemotherapien zu verkaufen. Ich finde Finanzierungsquellen, doch leider wird meine Arbeit durch mangelnde finanzielle Mittel ernsthaft behindert. Ich arbeite mit einem grossen Team im Krankenhaus Hadassah, wo wir eine ganze Etage belegen. Uns stehen heute 17 Betten für die Mini-Transplantationen zur Verfügung, doch ein Anbau wird soeben durchgeführt und wir werden in Kürze 30 Plätze anbieten können.

Geben Sie Ihr Wissen über Ihre Technik auch ausserhalb von Israel weiter?

Ja, aber nur die Aspekte meiner Technologie, die bereits ausreichend gesichert sind und sich bewährt haben.

Könnten Sie kurz berichten, wie es um die Zusammenarbeit auf internationalem Niveau steht?

Ich arbeite mit zahlreichen Wissenschaftlern und Klinikern in der ganzen Welt zusammen, darunter auch mit arabischen Kollegen. Ich pflege eine Form der ständigen Kooperation mit Japan und den Philippinen, im Orient, in Europa, in den USA und in Südamerika. Vor kurzem wurde ich zum Medizinischen Leiter der Krebs-Immonutherapie für die «Cancer Treatment Centers of America» ernannt, die fünf Zentren umfassen, darunter ein Hauptkrankenhaus mit hundert Betten in Zion bei Chicago.

Wie wir sehen, stellt die von Professor Shimon Slavin entwickelte Technik ein neues Kapitel für die Verwendung von Knochenmark dar, und zwar in den unterschiedlichsten medizinischen Bereichen. Einige seiner Entdeckungen, von denen er uns berichtet hat, sind noch nicht publiziert worden, andere werden gegenwärtig patentiert. Die Behandlung wird immer einfacher zu handhaben, in gewissen Fällen kann die gesamte Behandlung sogar ambulant erfolgen, auch wenn sich der Patient in der immunosuppressiven Phase befindet.
Abschliessend können wir das berühmte Wort aus der Bibel aufnehmen: «Von Zion wird die Torah kommen – und das göttliche Wort von Jerusalem»… und es umformulieren: «Für zahlreiche Kranke kommt die Hoffnung aus Jerusalem…»