Friedensgespräche als Vorbereitung für den Krieg | |
Von Professor Moshe Sharon * | |
Am Samstag, dem 3. Juni 1995, versprach ein Leitartikel einer von Uday Hussein, dem ältesten Sohn Saddam Husseins, herausgegebenen irakischen Tageszeitung, dass Generationen von Arabern zur Vernichtung Israels ausgebildet würden. Der Artikel betont darüber hinaus, das Ziel des zukünftigen Krieges bestehe darin, jeden einzelnen Juden in Israel zu töten. Der frühere Plan des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Jarnal Abd an-Nasser, die Juden ins Meer zu treiben, sei nicht überzeugend genug. Schliesslich könnten einige Juden schwimmen und folglich gerettet werden.
Die unverblümte Sprache der Iraker entspricht dem Gefühl des Hasses gegenüber Israel und den Juden, das in der arabischen Welt in verschiedener Weise zum Ausdruck kommt. Der noch junge Frieden mit Jordanien und das 15 Jahre alte Abkommen mit Ägypten hat die Einstellung der Intellektuellen, der Fachleute, Erzieher und Journalisten keinesfalls verändert. Das erfolgreiche ägyptische Magazin Ruz al-Yusuf widmete fast seine gesamte Ausgabe vom 23. Januar 1995 dem künftigen Krieg gegen Israel. Amin al-Huweidi, der frühere Kriegsminister Ägyptens und Chef des Geheimdienstes, erklärte: "Der Krieg ist unvermeidlich... Er wird kommen, wenn auch nicht sofort... Die Bemühungen und Vereinbarungen, die gegenwärtig abgeschlossen werden, führen nicht zum Frieden, sondern werden vielmehr Krieg auslösen" (S.11-12). Die arabischen Lehrer, Universitätsdozenten, Schriftsteller und andere Intellektuelle sprechen sich am aktivsten und offensten gegen jede Form der Anerkennung des jüdischen Staates aus, ganz zu schweigen von einer Legitimierung, und sie sind es, welche die Verantwortung für die Erziehung der Kinder und jungen Leute, die vermeintliche zukünftige Generation des Friedens, tragen. In der westlichen Welt standen die Intellektuellen an der Spitze der Bewegung des Liberalismus, die von blindem Nationalismus zu humanistischen Idealen hinführte. Im grossen und ganzen entspricht dies auch der Haltung der Intellektuellen in Israel; sie zeichnen sich durch ihre liberale Einstellung und ihre umfassenden humanistischen Ideale aus. In der arabischen Welt hingegen führt die Intelligentsija den Nationalismus an. Als der Staat Israel gegründet wurde, beherrschten diese humanistischen und liberalen Ideen das politische, kulturelle und soziale Leben. Trotz dem beständigen Ruf nach Krieg und unaufhörlichen Hassbezeugungen seitens der Araber, ungeachtet der drei bedeutenden Kriege, sprach Israel unerschütterlich von Frieden. Das Streben nach Frieden stellte schon immer die ausdrückliche Politik der israelischen Regierung dar. In den israelischen Schulen wird der Frieden als ein eigenständiges Fach im Lehrplan unterrichtet. Dieser Wunsch nach Frieden des israelischen Volkes und seiner Regierung wurde trotz der wiederholten Kriege, welche die Araber gegen sie führten, konsequent durchgehalten, und die jüdischen Intellektuellen setzten sich an vorderster Front für die Verteidigung der palästinensischen Forderungen ein. Indem die israelische Linke die Araber um Frieden anfleht, geht sie sehr weit in ihren Opfern zugunsten des Friedens und gefährdet dabei gar die Existenz des Staates. Die arabische Seite ging erst dann auf diese Vorschläge ein, als die Israelis für alles die Schuld auf sich nahmen, weigerte sich jedoch immer, der israelischen Seite irgendein Zugeständnis oder ein Recht zuzugestehen. Als die arabischen Intellektuellen die Freundschaft, welche ihre israelischen Kollegen ihnen seit Jahren entgegenbrachten, hätten erwidern sollen, verleugneten sie sie in aller Öffentlichkeit. Ungefähr ein halbes Jahr später fand in Tunesien eine Konferenz für Filmrealisateure statt, von der die israelischen Filmleute schmählich ausgeschlossen wurden. Diese Erniedrigung traf sie umso härter, als zahlreiche israelische Realisateure die palästinensischen Terroristen als edle, wohltätige, gute und mutige Männer darstellen, welche gegen brutale Israelis kämpfen. In diesem Zusammenhang muss vom Selbsthass der Juden gesprochen werden. Sie waren immer sofort bereit, Israel sogar dann zu verurteilen, wenn die Araber sich ganz eindeutig einer Aggression oder eines Terroraktes schuldig machten. Ihr Repertoire an diffamierenden Ausdrücken kennt keine Tabus. Mosche Zimmermann, Universitätsprofessor in Jerusalem, verglich die in Judäa und Samaria dienenden Soldaten kaltschnäuzig mit SS-Nazis und Mördern, und die Kinder der israelischen Siedler in Hebron mit der Hitlerjugend. Die Bibel, soll er gesagt haben, sei für die Menschheit gefährlicher gewesen als das berühmt-berüchtigte Buch "Mein Kampf" von Adolf Hitler. Die Araber schnappen diese bösartigen Analogien auf und schüren mit ihnen den gesamten Hass, indem sie betonen, dass diese dämonische Darstellung der Juden aus einer jüdischen Quelle stammt. Gibt es ein willkommeneres Zeugnis als dasjenige des Opfers, das seine Häscher rechtfertigt ? Im Verlauf der jüdischen Geschichte hat es immer Juden gegeben, welche den Feinden ihres eigenen Volkes bereitwillig die entsprechenden Waffen in die Hand gaben. Selbsthass ist eine Schwäche, unter der die Araber und Muslims nie gelitten haben; im Gegenteil, die Araber haben nie daran gezweifelt, dass sie die ganze Wahrheit für sich gepachtet haben. Nie hat ein Araber die Stimme erhoben, um wenigstens den historischen Platz der Juden im Heiligen Land anzuerkennen. Den Juden wurde vielmehr von den modernen arabischen Schriftstellern und Historikern sogar ihre Geschichte aberkannt. Arabische Geschichtswissenschaftler haben "Studien" herausgegeben, in denen behauptet wurde, die Kanaaniter, deren Land die alten Israeliten eroberten, seien nichts anderes als palästinensische Araber; dies bedeutet demzufolge, dass die Araber die ursprünglichen Bewohner Palästinas vor dem Bestehen Israels waren. Die Tatsache, dass die Kanaaniter eine dem Hebräischen verwandte Sprache redeten und daher nicht "Araber" gewesen sein können, wird grosszügig übersehen. Die Zeit des Zweiten Tempels, zweifellos die bedeutendste Periode der jüdischen Geschichte und ein entscheidender Abschnitt in der Geschichte der Christenheit, wird vollkommen ignoriert, indem sie als Phase der griechischen und römischen Herrschaft bezeichnet wird. Zur Person von Christus erklärte Yasser Arafat ganz einfach, es handle sich um einen palästinensischen Freiheitskämpfer, wodurch alle Juden jener Zeit ebenfalls zu Verteidigern der Freiheit Palästinas gegenüber den Römern werden und die ersten Christen sozusagen eine frühe Form der PLO darstellen. Hinter diesen vermeintlich seriösen "akademischen" Theorien versteckt sich das eigentliche Ziel der Araber, nämlich die Verleugnung jeder Beziehung zwischen den Juden und ihrer früheren Heimat. Dies bildet auch die Grundlage der palästinensischen Charta, die gemäss den Osloer Abkommen seit langem hätte abgeändert oder aufgehoben werden sollen. Da fast jeder Artikel der Charta die Vernichtung Israels fordert, ist es absolut unverständlich, wie die israelische Regierung die PLO vor der Aufhebung dieses Dokuments anerkennen konnte und weshalb sie mit ihr Verhandlungen aufnimmt, obwohl die Charta immer noch in Kraft ist. Den israelischen Friedensbewegungen entsprechen keine entsprechenden Bewegungen in der arabischen Welt. Eine arabische Bewegung namens "Frieden jetzt" existiert nicht. Selbstverständlich sind Programme für den Friedensunterricht in den Schulen unbekannt, und Lieder über den Frieden werden in den Medien nicht verbreitet. Man kann sich demnach fragen, wohin die gegenwärtigen Gespräche führen werden, wenn zukünftige Generationen weiterhin zum Hass gegenüber den Juden erzogen werden. Der Frieden mit Ägypten ist nichts weiter als ein verlängerter Waffenstillstand mit Botschaftern. Keine kulturellen Beziehungen, kein Tourismus aus Ägypten, Verbreitung extremer Feindseligkeit in den Medien; dabei gilt dies angeblich als Vorbild für den Frieden mit anderen arabischen Ländern. Ägypten akzeptiert diesen Waffenstillstand mit Israel aus Gründen der Zweckmässigkeit, jedoch auch aus strategischen Überlegungen in einer übergreifenden arabischen Politik. Diese Taktik, die nun mit Hilfe der israelischen Regierung verwirklicht wird, wurde bereits vor 20 oder 30 Jahren von einigen arabischen Politikern vorgeschlagen, welche Israel auf seine "natürliche" Grösse, d.h. auf schutzlos ausgelieferte Grenzen reduzieren wollten. Sobald Syrien von den Golanhöhen aus halb Israel in der Gewalt hat und die Palästinenser die Berge Samarias besitzen, während die israelische Bevölkerung sich in schläfriger Zufriedenheit an den Freuden des Friedens, an neuen Autos und Auslandreisen ergötzt, bleibt dem jüdischen Staat bei einem Überraschungsangriff keine Chance. Aus diesem Grund muss die militärische Begeisterung in der arabischen Öffentlichkeit aufrechterhalten werden. Der "Frieden" sollte die vom Islam erlaubten Grenzen, hudna, einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand, nicht überschreiten. Nicht zuviel Annäherung oder Freundschaft, keine Überschreitung des unbedingt notwendigen diplomatischen Protokolls, keine Kontakte zwischen Akademikern, keine Buchhandlungen oder Archive für Forscher. Kurz, eine Pause im Spiel namens Krieg. Die Syrer besitzen kein Interesse am Frieden. Assad erhielt keine plötzliche Eingebung. Der Gedanke, auch nur ein Israeli könnte in Damaskus in einem Café sitzen, ist ihm ein Greuel. Er will sich den Libanon einverleiben, er braucht westliche Hilfe und möchte von der Liste derjenigen Länder gestrichen weden, die den Terrorismus fördern. Er weiss, dass er keine Trümpfe in der Hand hält. Syrien ist die Heimat der gefährlichsten und grausamsten Terroristenorganisationen und gehört zu den bedeutendsten Drogenlieferanten. Der "Frieden" mit Israel bietet Syrien eine Reihe von Vorteilen strategischer, wirtschaftlicher und politischer Art. Dies alles als Lohn dafür, den Frosch Israel zu verschlucken. Assad hätte es natürlich vorgezogen, dies alles zu erhalten und auf den Frosch möglichst zu verzichten... Während aber die Unterzeichnung des Abkommens mit Israel eine Voraussetzung für Syrien war, was kann Israel dabei gewinnen ? Die israelische Regierung ist bereit, die Zukunft des Staates aufs Spiel zu setzen, um als Gegenleistung nichts anderes als einen "papiernen Frieden" zu erhalten. Darüber hinaus schafft Israel einen Präzedenzfall für ein Vorgehen, wie es bei den internationalen Beziehungen nicht vorkommen dürfte. Syrien sowie andere arabische Länder griffen Israel unter Verletzung aller internationalen Vereinbarungen und Vorschriften an, mit dem Ziel, einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen zu zerstören. Syrien und die anderen arabischen Länder verloren diese Kriege, ohne für ihren Angriff je bestraft zu werden. Heute bietet Israel Syrien eine Belohnung für diese Aggression, und dies wird zu einem gefährlichen Präzendenzfall. Es bedeutet nämlich, dass die Araber Israel jederzeit angreifen dürfen. Sollten sie den Sieg davontragen, wissen alle, wie sie sich den Juden gegenüber verhalten würden. Sollten sie verlieren, brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, da sie ihre diplomatische Überlegenheit einsetzen können, um den Status quo ante wieder herzustellen. Die Araber verloren die Kriege gegen Israel, doch sie lernten dabei, dass das Ergebnis des Krieges nicht endgültig ist, einerseits aufgrund ihrer diplomatischen Überlegenheit, und andererseits wegen der starken Sehnsucht nach Frieden in Israel selbst. Die Araber erfuhren mit Hilfe zahlreicher israelischer Berater, wie sie das Streben nach Frieden zu ihren Gunsten einsetzen können, und welch schleichendes Gift für die israelische Bevölkerung in diesen Worten enthalten ist, um auf die Regierung Israels einen riesigen internen Druck auszuüben, damit sie das Diktat der Araber als "Preis" für den Frieden akzeptieren. Die Araber sind sich ebenfalls bewusst, dass Israel eine offene, freie und demokratisch gesinnte Gesellschaft besitzt und die Pressefreiheit respektiert. Sie wissen, dass sie jeden Israeli über die landeseigenen Medien direkt auf der Strasse ansprechen können. All diese Elemente werden von ihnen eingesetzt, um eine logische Einschätzung der Situation aufgrund früherer Erfahrungen zu verhindern. Wie kann das Problem gelöst werden ? Bei der Diskussion jeder möglichen Lösung des arabisch-israelischen Konflikts müssen zwei Punkte berücksichtigt werden. Erstens: der Frieden zwischen Israel und den Arabern stellt gegenwärtig ein unerreichbares Ziel dar. Am denkbarsten wäre eine Situation analog zu derjenigen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion: Frieden auf der Grundlage des Machtgleichgewichts. Dieses Niveau kann in den Beziehungen zu Syrien wohl nicht erwartet werden, indem Israel beispielsweise die minimalen strategischen Positionen auf dem Golan behält, die seit 1974 die wichtigste Abschreckung für einen Krieg zwischen Syrien und Israel verkörpert. Ein formellerer Waffenstillstandsvertrag, der die geografischen und militärischen Positionen unverändert belässt, Syrien jedoch höheres Ansehen bei den USA und der westlichen Welt verschafft, scheint jedoch am wahrscheinlichsten. Zweitens: ein Konflikt dieser Art mit soviel tiefsitzendem Hass verlangt jahrelange Verhandlungen. Deswegen war die Madrider Formulierung derjenigen der Osloer Abkommen bei weitem vorzuziehen. Sie besass bedeutende Vorteile: die PLO wurde ausgeschlossen, Israel verhandelte mit den Palästinensern, die ihrer Rechtsprechung direkt unterworfen waren, und die Syrer befanden sich in einer sehr schlechten Ausgangslage für die Verhandlungen, da sie mit Terrorismus in Verbindung gebracht wurden und unmittelbar an Gewaltakten gegen die internationale Luftfahrt beteiligt waren. Madrid hätte sehr wahrscheinlich zu Vereinbarungen geführt, bei welchen die Palästinenser die eine oder andere Form der Autonomie erhalten hätten, sowie zu einem Verzicht auf Kriegshandlungen mit Syrien (zur Formalisierung der gegenwärtigen Situation). Man kann gegen diese Vorschläge einwenden, sie würden nur die Interessen Israels in Betracht ziehen, was natürlich zutrifft. Wir setzen uns für die Interessen Israels ein, da ja nicht Israel die Araber vernichten will, sondern umgekehrt. Die Araber können viele Fehler begehen und würden dennoch nicht bedroht. Israel hingegen darf sich nicht den geringsten Irrtum erlauben, da dieser der letzte wäre. |