Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Noch vor Ablauf der "Schiwah", der traditionellen Trauerwoche, zum Andenken an den von den Arabern entführten und getöteten israelischen Soldaten Nachschon Waxman, setzten sich die israelischen Abgeordneten im Auftrag von Rabin bereits mit den Vertretern der Terroristenorganisation PLO in Kairo an den Verhandlungstisch. Ziel der Gespräche: Bestätigung der israelischen Unterstützung für Arafat und Einführung der Entscheidungsgewalt der PLO über Judäa und Samaria, die letztlich zu einer Libanisierung der Gebiete führen wird. Wieso sollte Itzhak Rabin auch nur ein bischen Anstand erweisen, wo ihm doch von der freien Welt soeben ein Drittel ihrer höchsten Auszeichnung verliehen wurde, der Friedensnobelpreis ? Durch diesen Preis werden der israelische Premier und sein Aussenminister auf die gleiche Stufe gestellt wie Arafat, der seit Hitler die Verantwortung für die meisten Morde an jüdischen Männern, Frauen und Kindern trägt !
Die Verleihung des Friedensnobelpreises mag angesichts der Realität vor Ort lächerlich erscheinen. Während mitten in der Fussgängerzone Jerusalems jüdische Zivilpersonen durch arabische Kugeln getötet werden, während in Tel Aviv die Köpfe rollen und zerfetzte Leichen auf dem Asphalt der Dizengoff-Strasse liegen, bemüht sich die Regierung um die Rettung ihrer blutbesudelten Ehre, indem sie mit Jordanien einen Friedensvertrag unterzeichnet. Der De-facto-Frieden mit dem haschemitischen Königreich - dem palästinensischen Staat, der nicht als solcher bezeichnet wird - bestand seit Jahrzehnten, und die Unterzeichnung dieses Abkommens kann als positiv bezeichnet werden. Der Pakt sowie die allmähliche Aufnahme von Beziehungen durch andere arabische Staaten wie beispielsweise Oman und Marokko beweisen, dass Syrien in bezug auf die Haltung der arabischen Welt gegenüber Israel keine entscheidende Rolle spielt.
Der Vertrag mit Jordanien trägt zwar weniger Gefahren in sich als die Abkommen von Oslo, weist aber dennoch Mängel auf. Die Grenzlinie am Jordan entlang, zwischen dem Norden des Toten Meeres und dem Beginn Galiläas, wurde nicht genau definiert; trotz dem chronischen Wassermangel, unter dem Israel leidet, wird der hebräische Staat jährlich 50-100 Millionen m3 seiner Ressourcen an Jordanien abtreten; die in Jordanien lebendenden palästinensischen Flüchtlinge und die bedingungslose Verpflichtung des haschemitischen Reiches sie zu integrieren werden mit keinem Wort erwähnt. Mittelfristig wird Israel natürlich unter internationalem Druck gezwungen werden, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Die Abtretung des Tempelbergs, des heiligsten Ortes des Judentums, verkörpert den düstersten Punkt dieses Vertrags. Die "historischen Rechte" der Jordanier betreffend dieser geweihten Stätte sind ihnen dermassen wichtig, dass der kleine König kaum eine Woche nach der Unterzeichnung des Vertrags bekannt gab, er würde sie nach Abschluss der endgültigen Verhandlungen über Jerusalem den Palästinensern überlassen... (Übersetzung: sobald die Juden die Teilung der Stadt akzeptiert haben) ! Darüber hinaus wird eine Verpflichtung Jordaniens, die terroristischen, gegen Israel gerichteten Aktivitäten auf ihrem Boden zu untersagen, in keiner Weise erwähnt. Am Tage des Gemetzels in Tel Aviv wurde dieses Verbrechen von einem Sprecher des Hamas am jordanischen Fernsehen verherrlicht. Von israelischer Seite aus wurde der Vertrag demnach voller Nachlässigkeit und Nachgiebigkeit abgeschlossen; keine andere von ihren Zielen überzeugte Regierung hätte in so vielen grundlegenden Fragen zurückgesteckt. Bleibt uns nur die Hoffnung, dass die Nachfolger des Königs den Vertrag respektieren werden...
Es ist äusserst beunruhigend, wie schnell die Erfahrungen der Vergangenheit vergessen werden. Seit der Unterzeichnung der Abkommen Rabin-PLO sind ca. hundert Juden durch den arabischen Terrorismus umgekommen. Einerseits unternimmt Arafat nichts gegen den Hamas, andererseits hat er es auch geschafft, die israelische Regierung davon zu überzeugen, dass zwischen dem "politischen" Hamas, den Arafat zu seinem Partner machen möchte, und dem "militärischen" Hamas, der bekämpft werden muss, unterschieden werden soll ! Dieselbe Überlegung, nämlich die Unterscheidung zwischen "guten Palästinensern", den PLO-Mördern, und den "schlechten Palästinensern" von Abu Nidal, hat schliesslich zum unheilbringenden Handschlag von Washington geführt. Die Trennung von PLO und Hamas stellt eine neuerliche Form der Flucht nach vorn dar, eine weitere Schwäche, und vor allem eine Absurdität, die von den Tatsachen widerlegt wird. Die Charta beider arabischen Terroristenorganisationen fordern weiterhin die Zerstörung Israels. Trotz des Machtkampfes, den sie untereinander führen, und trotz der Tatsache, dass der Hamas an Boden gewinnt, machen sie gemeinsame Sache gegen ihren Feind, den Juden !
Alle israelischen Konzessionen, der unverzeihliche Sündenerlass für Arafat, die Abtretung jüdischen Territoriums und die Befreiung von Hunderten von Terroristen haben daran nichts geändert. Das Ziel der Feinde Israels bleibt die Eroberung Jerusalems, die Vernichtung des israelischen Staates und die physische Zerstörung seiner jüdischen Einwohner: die Schaffung eines judenreinen Palästinas...
Währenddessen laufen die Verhandlungen mit Syrien über die wahrscheinliche Abtretung des Golans weiter. Wird die Reise Clintons nach Damaskus und Jerusalem überraschende Ergebnisse aufweisen ? Im Südlibanon greift der Hisbollah regelmässig und mit dem Segen Syriens die israelische Armee an, die immer mehr Opfer beklagt.
Diese Ereignisse spielen sich vor dem Hintergrund einer neuerlichen diplomatischen Offensive der Russen ab, welche die USA und Europa zwingen, im Mittleren Osten und im Iran nach neuen Partnern zu suchen; Assad und Arafat könnten dabei Israel vorgezogen werden. Wird der neue amerikanische Senat in seinem Misstrauen gegenüber Diktatoren und Terroristen diese Entwicklung verhindern ?
Die israelische Bevölkerung hat für den von ihrer Regierung schwerwiegenden Missetaten bis heute einen schweren Tribut gezahlt. Die einzige Alternative ist die Sicherheit und die physische und psychische Stärkung. Ein überstürzter und scheinbarer "Frieden", analog zu demjenigen mit der PLO, wird nur noch mehr Blutvergiessen und Unglück bringen.
Worin liegt denn heute die Hoffnung ?
Das Chanukkah-Fest, die Verherrlichung des jüdischen Heldenmuts, vermittelt uns einmal mehr die Botschaft des Vertrauens. Dortmals forderten die Defätisten mit ihrem Wunsch nach "Frieden jetzt" den Kompromiss mit dem Feind und den Verzicht auf unsere Werte und unseren Kampf. Die Entjudifizierung und die Hellenisierung wurden angestrebt, und nur eine ganz kleine Minderheit kämpfte um das Überleben des jüdischen Volkes, die Makkabäer. Heute sind es die jüdischen Einwohner von Judäa, Samaria und Gaza und die Männer und Frauen Israels, die Kompromisse ablehnen. Auch eine andere Botschaft sollte uns Mut einflössen, nämlich diejenige einer bedeutenden Persönlichkeit unserer Zeit, die vor kurzem von uns gegangen ist, Rabbiner Schlomo Carlebach. Der berühmte "singende Rabbi" hat eine gesamte Generation inspiriert, zum Singen gebracht und berührt. Sein bekanntestes Lied wurde zur Kampfeshymne der unterdrückten Juden in der ganzen Welt, insbesondere in der UdSSR: "Am Israel Chai", "Das jüdische Volk lebt" !
Das Team von SHALOM wünscht Ihnen ein frohes Chanukkah-Fest.

Roland S. Süssmann
Chefredakteur